Steueroptimierung in Oberägeri

Valérie Dittli politisierte in Lausanne, ohne dort Steuern zu zahlen

Die 30jährige Valerie (rechts) und die 31-jährige Laura Dittli (links) starten in hohen Exekutivämtern als Waadtländer Staatsrätin und Zuger Regierungsrätin durch. Nun blättert von Valéries Karriere etwas Lack ab. (Bild: wia)

Die seit 2022 als Waadtländer Staatsrätin amtende Valérie Dittli (30) lebt seit 2016 in Lausanne. Obwohl sie dort arbeitete und politisierte, behielt sie ihren Hauptwohnsitz in Oberägeri bei. Sie zahlte nie Steuern im Kanton Waadt.

Das Westschweizer Fernsehen RTS enthüllt: Die Mitte-Staatsrätin Valérie Dittli hat jahrelang Steuern optimiert, indem sie ihr Steuerdomizil im Zugerischen Oberägeri beliess. Dies alles, während sie in Lausanne nicht nur arbeitete, sondern dort auch politisierte.

Gemäss Recherchen von RTS behielt die in Lausanne lebende 30-Jährige fast sechs Jahre lang, bis Ende 2021, ihren Hauptwohnsitz – und damit auch ihren Steuerwohnsitz – im Kanton Zug bei. Dort zahlte sie auch ihre Steuern. Dass diese Praxis angesichts ihres beruflichen und politischen Engagements im Kanton Waadt Fragen aufwirft, liegt auf der Hand.

In Erwägung zu ziehen ist als Erstes, dass ihre akademische berufliche Tätigkeit in Lausanne wesentlich durch Waadtländer Steuergelder finanziert worden ist. Valérie Dittli wurde 2016 von der Universität Lausanne als Assistentin und Doktorandin der Rechtswissenschaften angestellt und arbeitete dort vier Jahre lang.

Mit Steuergeld politisieren, ohne Steuern zu bezahlen

Als Zweites gilt es zu berücksichtigen, dass sie sich parallel dazu aktiv in der Politik vor Ort engagierte. Also für Belange der Gemeinschaft, zu deren politischer Mitgestaltung sich Steuerzahler einbringen dürfen und sollen. Und zwar mit legitimiert durch den Umstand, dass sie mit ihren Steuerabgaben die finanziellen Grundlagen dafür erbringen, damit dieses Zusammenleben funktionieren kann.

Valérie Dittli liess sich allerdings auch als Zuger Steuerzahlerin in politische Ämter wählen. So übernahm sie die Leitung der Waadtländer Sektion der Partei Le Centre (Die Mitte) und wurde deren Präsidentin. Ausserdem versuchte sie ihr Glück bei den Kommunalwahlen in Lausanne im Jahr 2021, bevor sie im vergangenen Frühjahr überraschend in den Waadtländer Staatsrat gewählt wurde.

Hin- und Rückreise zwischen Zug und Lausanne

Wie RTS aufdeckte, behielt sie während der ganzen Zeit ihren Hauptwohnsitz in der Zuger Gemeinde Oberägeri, wo sie aufgewachsen ist und wo ihre Familie lebt. Mit einer Ausnahme offenbar im Jahr 2021: Im Alter von 29 Jahren verlegt Valérie Dittli ihren Hauptwohnsitz vorübergehend nach Lausanne, um für die Gemeinderatswahlen zu kandidieren. Sie scheitert an der Wahlurne und verlegt fast unmittelbar danach ihren Hauptwohnsitz wieder nach Zug.

«Wir sprechen über mein Leben als Studentin, Doktorandin, Praktikantin, in einem Alter, in dem man sich noch sucht, in dem alles offen ist»

So wich Valérie Dittli gegenüber RTS zu den Jahren 2016 bis 2019/20 aus

Diese steuerliche Mobilität endet im Januar 2022. Die Kandidatin des Zentrums, die für den Staatsrat kandidiert, verlegt ihren Hauptwohnsitz und damit auch ihren steuerlichen Wohnsitz nach Lausanne.

Nach Schätzungen von RTS hat Valérie Dittli, die während ihrer vierjährigen Doktorarbeit von 2016-2019/20 ein durchschnittliches Gehalt von 4500 Franken pro Monat bezog, bis zu 20'000 Franken gespart, weil sie im Kanton Zug statt im Kanton Waadt besteuert worden war.

Valérie Dittli kann Vorwürfe nur bedingt entkräften

Die in Oberägeri aufgewachsene Waadtländer Staatsrätin nahm zu den Vorwürfen Stellung und bestritt einen Betrug. Laut Steuerrechtsexperten, die RTS befragt hatte, bewegte sich Valérie Dittli mit ihrem Verhalten in einer Grauzone.

In einer Sendung des RTS wich sie bezüglich der Jahre 2016 bis 2020 aus: «Wir sprechen über mein Leben als Studentin, Doktorandin, Praktikantin, in einem Alter, in dem man sich noch sucht, in dem alles offen ist».

Zu den Jahren 2021 und 2022 wurde sie konkreter. In Bezug auf 2021 versicherte Valérie Dittli, dass sie mit ihrem Steuerwohnsitz in Zug finanziell nichts gewonnen habe, im Gegenteil. «Da ich Anwaltspraktikantin in Bern war und 1700 Franken pro Monat verdiente, war in diesem Rahmen der Kanton Waadt vorteilhafter als der Kanton Zug.»

Und sie stellte klar, dass sie aktuell dabei sei, ihre Steuererklärung für das Jahr 2022 auszufüllen. Sie wird sie als Steuerzahlerin im Kanton Waadt einreichen.

Verwendete Quellen
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