Nicht jeder solle sagen dürfen, was er will

Stadt Zug distanziert sich klar von Musk und X/Twitter

Elon Musk sorgt mit seinen Überzeugungen für reichlich Kontroverse. (Bild: U.S. Air Force / Trevor Cokley)

Die Zuger SVP wollte mit einem Vorstoss wissen, weshalb sich die Stadt Zug von X/Twitter verabschiedet hat. In seiner Antwort bezieht der Zuger Stadtrat Position zur kontroversen Plattform.

Das Klima auf X, ehemals Twitter, wurde der Stadt Zug zu radikal. Das lässt sich der Antwort des Stadtrats auf eine Interpellation der SVP-Fraktion entnehmen. Die Fraktion verlangte vom Stadtrat zu erfahren, weshalb sich die Stadt Ende Januar von der Social-Media-Plattform zurückgezogen hat und dort nicht mehr aktiv ein Profil unterhält (zentralplus berichtete). Denn die Plattform spiele in der Politik noch immer eine wichtige Rolle. Jedoch hätten zunehmend «politisch links ausgerichtete Accounts» X/Twitter den Rücken gekehrt.

Wie der Stadtrat nun mitteilt, gibt es für den Entscheid vor allem zwei Gründe. Einer der Gründe ist die Art und Weise, wie sich X/Twitter seit der Übernahme durch Elon Musk entwickelt hat. Der andere Grund sind die konstant tiefen Follower-Zahlen des städtischen Profils auf der Plattform.

Zu viel Hass und Falschinformationen

Seit der Übernahme von X/Twitter durch Elon Musk gäbe es kaum mehr eine Moderation des Inhalts auf der Plattform, schreibt der Zuger Stadtrat. Fast nichts werde gelöscht, alle veröffentlichten Posts bleiben zu sehen. Eine Folge davon sei, dass es viele Beiträge mit Falschinformationen, Hassreden und extremistischem oder antisemitischem Inhalt gebe. «Beispiele dafür sind auch die Tweets von Musk selbst, in denen er gegen die ‹Woke›-Bewegung hetzt», so der Stadtrat.

Als Ursache für diese Entwicklung sieht der Stadtrat nicht zuletzt Musks Auffassung von freier Meinungsäusserung. Musk vertritt den Standpunkt, dass jeder alles sagen darf. Auch Personen mit Extrempositionen dürften demnach ihre Überzeugungen uneingeschränkt kundtun. Der Stadtrat sieht das anders: «Die Stadt Zug steht grundsätzlich ein für die Meinungsfreiheit; eine uneingeschränkte Meinungsäusserungsfreiheit, die auch Hassreden und Fake-News umfasst, unterstützt der Stadtrat jedoch nicht.»

Zu wenig Follower

Der andere Grund, weshalb sich die Stadt Zug von X/Twitter verabschiedet hat, bezieht sich auf ihre Follower-Zahl. Auf Facebook habe die Stadt 9032 Follower, auf Instagram 7274, auf Twitter aber nur 2388. Zudem hätten gemäss dem Stadtrat die Follower-Zahlen auf X seit 2011 praktisch stagniert, während sich die Zahlen auf den anderen Social-Media-Plattformen recht konstant nach oben entwickelt hätten. Diese Zahlen zeigten, dass X/Twitter als Kommunikationskanal für die Stadt Zug immer weniger wichtig geworden sei.

Die Stadt Zug steht mit ihrem Entscheid gegen X/Twitter nicht allein da. Beispielsweise die Europäische Union, die UBS, die Post, Disney, Apple, der Kanton Appenzell Innerrhoden und diverse Ämter des Kantons Zürich haben sich alle ebenfalls vom Kurznachrichtendienst zurückgezogen.

Verwendete Quellen
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