Rücktrittsforderungen an JSVP-Strategin

Neonazis getroffen? Luzerner und Zuger geben sich wortkarg

Die JSVP-Strategin Sarah Regez ist im Kreuzfeuer. Mehrere Sektionen ihrer Partei fordern ihren Rücktritt. In Luzern und Zug bleibt die Forderung aus. (Bild: pd)

In der Jungen SVP brodelt es. Nach einem Treffen von Vorstandsmitglied Sarah Regez mit Rechtsextremen fordern mehrere Kantonalverbände ihren Rücktritt. In Luzern und Zug ist die Meinung zurückhaltender.

Die Junge SVP der Schweiz ist nach dem angeblichen Treffen der Basler JSVP-Politikerin Sarah Regez mit dem Rechtsextremen Martin Sellner gespalten. Wie der «Sonntagsblick» am Wochenende berichtete, soll die Strategiechefin der JSVP an einem Treffen mit dem Österreicher Sellner teilgenommen haben, an dem auch die rechtsextreme Gruppierung «Junge Tat» anwesend gewesen sein soll.

Sellner machte kürzlich Schlagzeilen, als er aus dem Kanton Aargau ausgewiesen wurde.

Am vergangenen Dienstag meldeten sich sechs Kantonalsektionen der Partei mit scharfer Kritik an Regez. Sie fordern, dass das Treffen und dessen Hintergründe aufgearbeitet werden und sogar dass die Politikerin zurücktritt.

Die Forderungen kommen von den Verbänden beider Appenzell, Graubünden, Schaffhausen, Thurgau, Solothurn und Basel-Stadt.

«Interna werden intern geklärt»

Zurückhaltender sind derweil die Sektionen der JSVP aus Luzern und Zug. Wie es auf Anfrage von zentralplus bei der JSVP Kanton Luzern heisst, werden «Interna intern geklärt». Für weitere Fragen wird an den neuen Parteipräsidenten Nils Fiechter aus Bern verwiesen. Gegenüber anderen Medien schlug dieser bereits die gleichen Töne an. «Als Präsident kommentiere ich grundsätzlich keine Meinungsäusserungen von einzelnen Kantonalsektionen. Interne Belange werden bei der Jungen SVP Schweiz intern behandelt», sagt er etwa gegenüber «SRF».

Bei der Zuger JSVP heisst es auf Anfrage, dass jede Kantonalsektion autonom ihre eigene Position vertreten könne. Im Kanton Zug orientiere sich die JSVP an den Parteivorgaben der SVP. «Wir sehen uns verpflichtet, uns zu informieren, welche Positionen Parteien innerhalb des Kantons, aber auch überregional vertreten», schreibt JSVP-Präsident Simon Speck. «Wenn Sarah Regez in ihrer früheren Funktion diese Verantwortung übernahm, ist dies legitim und ihre Aufgabe. Bevor nicht ein klarer Verstoss gegen das Strafrecht oder Grundsätze unserer Partei vorliegt, ist ein Rücktritt keine Option.» Dies werde aber innerparteilich geprüft und liege in der internen Angelegenheit der JSVP Schweiz.

Regez spricht auf sozialen Medien

Regez selbst meldet sich in der Zwischenzeit auf Social Media zum Wirbel um ihre Person. In einem Video nimmt sie Stellung. Dabei dementiert sie das Treffen nicht, spricht es aber auch nicht direkt an. Vielmehr spricht sie über den politischen Diskurs im Allgemeinen. Es habe sich in der Gesellschaft eine Tendenz breitgemacht, dass man sich mit gewissen Personen und Meinungen gar nicht mehr befassen dürfe, weil man sonst ebenfalls in dieselbe Ecke gestellt werde. Sie erachte es als wichtig, sich allen Meinungen auszusetzen. Den Wirbel um ihre Person verfolge sie mit grosser Aufmerksamkeit und Neugier.

Klar ist, dass die Vorfälle innerhalb der Partei zu grossen Diskussionen geführt haben, die wohl noch nicht so bald abgeschlossen sind. Es bleibt abzuwarten, ob die Klärung der «Interna» Konsequenzen nach sich ziehen wird und ob sich weitere Gräben auftun bei der Jungen SVP.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit JSVP Luzern und Zug
  • Social Media von Sarah Regez
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6 Kommentare
  • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
    Hanspeter Flueckiger, 04.04.2024, 14:08 Uhr

    "Wir haben von alledem nichts gewusst!" Sie werden danach wieder genauso einen Stuss von sich geben, wie die Geschichte uns schon einmal gelehrt hat. Unfassbar!

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    • Profilfoto von GRA
      GRA, 05.04.2024, 08:04 Uhr

      Diese politischen Vorfälle mit dem Holocaust zu vergleichen, ist eine Relativierung der schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus und absolut daneben!

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      • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
        Hanspeter Flueckiger, 05.04.2024, 08:44 Uhr

        Mit welchen Worten habe ich diese Vorfälle mit dem Holocaust verglichen? Sie unterstellen mir Ungeheuerliches! Die Bagatellisierung solcher unfassbar politischen Vorfälle erachte ich als verwerflich und feige! Rechtsextremen Gedankengut ist mit aller Macht entgegen zu treten. Wer sich mit einer Person wie Martin Sellner trifft, wandert auf äusserst schmalen Grad. Seine rassistischen, völkischen und antisemitischen Positionen sind bekannt. Lesen Sie bitte, was Martin Sellner von sich gibt. Da wird mir mehr als nur Übel! Wer solche Treffen bagatellisiert, hat es nicht verstanden.

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        • Profilfoto von Paul
          Paul, 05.04.2024, 10:05 Uhr

          Danke Hanspeter-Flückiger!
          Da haben sie 100% recht!
          Es gibt leider immer noch Menschen die das nicht verstanden haben, verstehen können oder verstehen wollen!

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        • Profilfoto von GRA
          GRA, 06.04.2024, 11:10 Uhr

          Absolut muss man rechtsextremem Gedankengut entgegentreten, wie auch linksextremen. Zu den von Ihnen gewählten Worten „Davon haben wir nichts gewusst!“, schreibt der Friedrich Verlag (ein Schulbuchverlag!): „Davon haben wir nichts gewusst, hiess es nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Die meisten Deutschen stritten gegenüber den alliierten Besatzern vehement und pauschal ab, etwas von der Ermordung der Juden Europas in Erfahrung gebracht zu haben.“ In anderen Kontexten und Veröffentlichungen zum Thema dieser Worte, geht es genau auch immer um den Holocaust, die Shoah! Also tun Sie nicht so, als ob Ihnen das nicht bewusst gewesen wäre, als Sie Ihren Kommentar schrieben. Es steht hier ausser Frage, wer hier was bagatellisiert…

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      • Profilfoto von Cedric Kunz
        Cedric Kunz, 05.04.2024, 10:46 Uhr

        Ich kann hier keinen Vergleich mit dem Holocaust erkennen, eher schon mit deutschen Ausreden nach der Nazizeit. Da ging Spock wohl sein analytischer Scharfsinn ab.

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