Empörung über Pranger

«Rechtsesoterisch»: Juso schiesst gegen Luzerner Kantonsrat

Die Juso hält nichts von einigen Vorstössen des SVP-Kantonsrats Urs Christian Schumacher. (Bild: Adobe Stock/zvg)

Die Juso Luzern hat diese Woche eine «Warnung» vor SVP-Kantonsrat Urs Schumacher veröffentlicht. Dessen Vorstösse seien Zeugnis eines Abrutschens der Partei ins «gefährliche rechtsesoterische Milieu». Die SVP wehrt sich vehement.

«Absurd», «gefährlich», «schwurblerische Manier» oder «an Lächerlichkeit nicht zu überbieten» – die Juso Luzern fährt in einer Mitteilung diese Woche schweres Geschütz auf. Im Fadenkreuz: SVP-Kantonsrat Urs Christian Schumacher. Der Kinderarzt aus Ebikon gehört seit dieser Legislatur, welche im Juni begann, dem kantonalen Parlament an. Seither hat er eine Handvoll Vorstösse verfasst.

Diese sind nun Grund der Aufregung bei der linken Jungpartei. Die Themen, die Schumacher mit seinen Vorstössen anspricht: die mRNA-Impfung, Geoengineering oder die Pandemie und deren Aufarbeitung. Er wollte beispielsweise ein Moratorium für mRNA-Impfstoffe oder forderte die Regierung auf, abzuklären, ob am Himmel über Luzern sogenannte Geoengineering-Aktivitäten zu beobachten sind. Darunter versteht man die bewusste Manipulation des Klimas und des Wetters. Ein Thema, das auch gerne in Kreisen von Verschwörungstheoretikern angesprochen wird (zentralplus berichtete).

Im Kantonsrat hätten diese Themen allerdings nichts verloren, schreibt die Juso. Sie sieht sich daher zu einer öffentlichen «Warnung», veranlasst. «Die SVP verabschiedet sich immer mehr von der Wissenschaft. Solch eine schwurblerische und insbesondere rechtsesoterische Politik darf weder im Kantonsrat noch auf der Strasse Fuss fassen», heisst es in der Mitteilung. Schumacher müsse eine Stellungnahme zur Wissenschaftlichkeit dieser Vorstösse abgeben und die SVP sich deutlich von rechtsesoterischen Weltansichten distanzieren, fordern die Genossen.

Schumacher weist Kritik zurück

Andere Themen, die Schumacher zu Vorstössen bewegt haben, sind die Sicherheit von Patientenakten oder die Vereinbarkeit der kantonalen Strategie mit der Agenda 2030 der Vereinten Nationen.

Bei der SVP löst die Kritik der Juso vor allem eines aus: Unverständnis. Urs Christian Schumacher selbst, kann die Aufregung um seine Vorstösse gar nicht verstehen. Wie er in einer Stellungnahme schreibt, hätte sich ein Vorstoss bezüglich Geoengineering auf Aussagen von Alt-Bundesrätin Simonette Sommaruga bezogen. An der Uno-Umweltkonferenz 2019 in Nairobi forderte diese einen stärkeren Umweltschutz und beantragte dabei auch, dass Chancen und Risiken von Geoengineering geprüft werden. Dieses Thema griff Schumacher im Kanton Luzern auf, nachdem er auch wiederholt von Bürgern daurauf angesprochen worden sei. «Junge Juso regt euch ab und hört erst, was eure Magistratin fordert», so Schumacher zur Kritik der Jungpartei.

Zum Vorwurf, er und die SVP verabschiede sich von der Wissenschaftlichkeit sagt er: «Die Vorstösse eines Kantonsrates müssen nicht wissenschaftlich, sondern von politischem Interesse sein.» Schliesslich sei es Aufgabe der Kantonsräte Themen anzusprechen, die in der Bevölkerung beschäftigen und allenfalls beunruhigen.

Dass die Juso hingegen gegen seine Person schiessen, nimmt Schumacher gelassen. «Wer politisch sich engagiert, der wird angegriffen.»

SVP zu Juso: «unanständig und unprofessionell»

Rückendeckung erhält er von seiner Partei der SVP. «Die Aussage der Juso befremdet. Wertschätzung gegenüber politischen Mitbewerbern klingt anders», sagt Partei- und Fraktionspräsidentin Angela Lüthold-Sidler auf Anfrage von zentralplus. Dass die Juso gegen Schumacher schiesse, sei «unanständig und unprofessionell».

Zur Haltung der Partei zu Schumachers Vorstössen, die die Juso als Zeugnis rechtsesoterischer Weltansichten deutet und die Themen anschneiden, die auch Verschwörungstheoretiker beschäftigen, antwortet Lüthold-Sidler: «Die Vorstösse von Urs Schumacher wurden auch von anderen Fraktionsmitgliedern unterstützt. Jedes Mitglied des Kantonsrates darf einen Vorstoss eingeben. Wir haben keinen Zwang oder dürfen keinen ohne Weiteres verhindern.» Weiter sei es legitim, der Regierung Fragen zu stellen, die in der Bevölkerung breit diskutiert würden.

Den Vorwurf, die SVP verabschiede sich von der Wissenschaft, weist sie zurück. Rechtliche oder anderweitige Schritte ziehe sie aber nicht in Erwägung, sagt Lüthold-Sidler.

Hinweis: Der Artikel wurde um eine Stellungnahme von Urs Christian Schumacher ergänzt.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung Juso
  • Schriftlicher Austausch mit Angela Lüthold-Sidler, Präsidentin SVP Luzern
  • E-Mail-Anfrage und Telefonanruf an SVP-Kantonsrat Urs Christian Schumacher
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


22 Kommentare
  • Profilfoto von Sowieso
    Sowieso, 31.01.2024, 21:16 Uhr

    Das Parlament soll ein Abbild der Gesellschaft sein. Da hats halt auch mal Schwurbler oder Esoteriker dabei. Locker bleiben.

    👍0Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
  • Profilfoto von Baldo
    Baldo, 31.01.2024, 16:43 Uhr

    Verstehe nicht, wieso meine Kommentare entfernt werden, habe nur die Wahrheit geschrieben, die jederzeit belegt werden kann. Sieht so aus, dass gewisse Leute es nicht vertragen wenn man ihnen den Spiegel vorsetzt. Schade das die Redaktion, nicht unparteiisch ist, bin entäuscht.

    👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔3Nachdenklich👎3Daumen runter
    • Profilfoto von Redaktion zentralplus
      Redaktion zentralplus, 31.01.2024, 16:56 Uhr

      Sie dürfen uns gerne ans Redaktions-E-Mail die angekündigten Belege für Ihre Behauptung liefern, dass die Juso Luzern palästinensische und russische Terroristen unterstütze. Dass wir ihn nicht publizierten, hängt damit zusammen, dass Ihr Kommentar keinen Bezug zum obigen Thema hat, andererseits handelt es sich möglicherweise um eine strafrechtlich relevante Aussage.

      👍6Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
  • Profilfoto von Yannick Hagmann
    Yannick Hagmann, 31.01.2024, 12:07 Uhr

    «Jedes Mitglied des Kantonsrates darf einen Vorstoss eingeben.»

    Technisch ja, nur gibt es eben auch dumme Fragen. Jeder Vorstoss kostet Steuergeld. Immerhin wurde dieser «Schwurbler» in den Kantonsrat gewählt. Was sagt das über die Wähler aus?

    👍8Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von C. Bucher
      C. Bucher, 31.01.2024, 17:07 Uhr

      Was sagt das über die Partei aus, die den Kandidaten aufstellt?

      👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Michail Alexandrowitsch
    Michail Alexandrowitsch, 31.01.2024, 11:58 Uhr

    Obwohl täglich sichtbar, gilt die Nichtexistenz von Chemtrails als unumstössliches Evangelium.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔2Nachdenklich👎7Daumen runter
    • Profilfoto von Samuel Kneubuehler
      Samuel Kneubuehler, 31.01.2024, 18:06 Uhr

      Ein Schwurbler oder sind Sie jemand mit mangelnden Physikkentnissen?

      👍7Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Corry Gunz
      Corry Gunz, 31.01.2024, 19:16 Uhr

      Genau. Wir werden alle vergiftet. Und damit es gaaaaanz langsam geht, liegt das Gift auf 11500m Höhe. Nur zu hoffen, dass es dort bleibt und nicht am Ende der Erde runterfällt. Da helfen dann nur noch Aluhüte.

      👍6Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 31.01.2024, 09:22 Uhr

    Wenn die Denkskeptischen nur nicht herausfinden, dass die 5G-reflektierenden Chemtrails von den F-18-Jets in Emmen stammen, welche zuvor mit mRNA-behandeltem linksdrehendem Wasser aus dem Ränggloch gewaschen wurden! Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass der Wasserturm einen geheimen Zugang zur Hohlerde markiert und Teile der Regierung den Echsenmenschen angehören. Uiuuuuuuiiii ……

    👍16Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎7Daumen runter
  • Profilfoto von Jörg
    Jörg, 31.01.2024, 08:54 Uhr

    Danke für das wachsame Auge. Sehr wirre Theorien und Anfragen….

    👍11Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎5Daumen runter
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 31.01.2024, 08:31 Uhr

    die juso schwurbelt sich immer diefer ins negative Niveau!
    Anstatt sich in die Velotechnik zu vertiefen!

    👍8Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎14Daumen runter
    • Profilfoto von Regula P.
      Regula P., 31.01.2024, 09:08 Uhr

      Was hat es mit tiefem Niveau zu tun, wenn man Anhänger von Verschwörungstheorien offen anspricht?

      👍16Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎7Daumen runter
  • Profilfoto von Windom Earle
    Windom Earle, 31.01.2024, 08:15 Uhr

    Nehmt doch das hässliche TH aus der Schlagzeile!

    👍6Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Hanswurst
    Hanswurst, 31.01.2024, 07:46 Uhr

    Die monierte, „neue“ Rechtsesotherik versteht sich wohl als Antagonistin zur bereits weit verbreiteten Linksesotherik. Passt gut zum Umstand, dass Politiker/-innen verbreitet Mühe haben mit Fakten und sich gerne in ihren welt- und gesellschaftsfremden Blasen bewegen.

    👍10Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎5Daumen runter
  • Profilfoto von Franz
    Franz, 31.01.2024, 07:44 Uhr

    Das zeigt das Demokratieverständnis einer Partei, der die Felle davonschwimmen.

    👍7Gefällt mir👏1Applaus🤔1Nachdenklich👎8Daumen runter
  • Profilfoto von Murti Muheim
    Murti Muheim, 31.01.2024, 07:43 Uhr

    Dies erstaunt. So ist die Esoterik doch besonders bei Linken weit verbreitet.

    👍12Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎5Daumen runter
  • Profilfoto von Gruesse vom Einhorn Schlachthaus
    Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 31.01.2024, 07:41 Uhr

    Nun, was sagt die hiesige JUSO zum Gefahrenpotenzial hinsichtlich Einladung des ganz offen antisemitischen, gewaltverherrlichenden Hass-Redners Mohammed Khatib von Samidoun in Basel?

    👍8Gefällt mir👏0Applaus🤔2Nachdenklich👎7Daumen runter
  • Profilfoto von LD
    LD, 31.01.2024, 07:33 Uhr

    Fragen zu stellen ist nicht nur legitim, sondern ein ganz normales Verhalten. Wenn ein Fragender derart aggressiv angegangen wird, kommt die Frage auf, was die SP zu verbergen sucht, welche Interessen dahinter stecken oder welchen Auftrag sie ausführen. Wenn der Himmel täglich mit weissen Streifen versaut wird bis eine geschlossene Wolkendecke entsteht, sollte das gerade die sogenannten grünen Umweltschützer auf die Palme bringen. Zur Umwelt gehört auch der Himmel und endet nicht am Baumwipfel. Die Grünen nennen sich grün, weil sie für Umweltschutz angetreten sind.

    👍8Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎11Daumen runter
    • Profilfoto von C. Bucher
      C. Bucher, 31.01.2024, 10:59 Uhr

      Ihr Kommentar verdreht die Sachlage. Wer ein Moratorium für mRNA-Impfstoffe verlangt, stellt nicht bloss Fragen.
      Dieser Politiker vertritt eine problematische Agenda, worauf die Juso nun aufmerksam macht.

      👍10Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
      • Profilfoto von Wellcome Trust
        Wellcome Trust, 31.01.2024, 12:18 Uhr

        Nun, bei GVO wurde ja seinerzeit auch durch den Gesetzgeber ein Moratorium erlassen. Die Forderung ist also nicht neu und kommt nicht mal vom Souverän selbst.

        👍0Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
        • Profilfoto von C. Bucher
          C. Bucher, 31.01.2024, 17:04 Uhr

          Der Vergleich hinkt, sorry. Bei den gentechnischen veränderten Organismen fehlen technische Normen fürs Monitoring usw. Kann man vom Impfstoff nicht sagen.
          Und dass die Forderung nicht neu ist, macht sie nicht besser.

          👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Andy Müller
    Andy Müller, 31.01.2024, 07:26 Uhr

    Ich glaube, das ist das erste mal, dass ich mit der Juso einer Meinung bin.

    👍9Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎9Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon