Velofreundlicher Zuger FDP-Ständerat

Matthias Michel will das Velo auf dem Lande fördern

Der Zuger Ständerat Matthias Michel setzt sich für eine bessere Vernetzung im Verkehr – und neue Velowege auf dem Land ein. (Bild: Lukas Schnurrenberger, Cham/ZG)

Der Bund soll sich finanziell an der Verbesserung von Velowegen in ländlichen Gebieten beteiligen. Das fordern nicht die Grünen, sondern der Zuger FDP-Ständerat Matthias Michel. Ein Schritt, der nur auf den ersten Blick überrascht.

Zug ist ein Auto-Kanton (zentralplus berichtete). Da verwundert es zunächst, dass der Bundesrat ausgerechnet von einem Zuger Ständerat aufgefordert wird, sich stärker fürs Velo auf dem Land einzusetzen. Und dann auch noch von einem FDPler.

Matthias Michel aber ist in dieser Hinsicht kein typischer Zuger. Er hat in seinem Leben noch nie ein Auto oder ein anderes motorisiertes Fahrzeug besessen, wie er vor zwei Jahren in der «Dorfzytig Oberwil» gestand.

Bund gibt ein halbleeres Versprechen ab

Michel fordert den Bundesrat in einem Vorstoss auf, in einem Bericht darzulegen, wie sogenannte Verkehrsdrehscheiben und Veloinfrastruktur auch in ländlichen Regionen finanziell und auf andere Weise unterstützt werden können.

Damit erinnert der FDP-Politiker den Bundesrat an ein Versprechen, das dieser vor einem Jahr abgegeben hat. Damals wehte ein Hauch hochoffiziellstem Staatspomp durch die Luzerner Agglogemeinde, als Bundesrätin Simonetta Sommaruga feierlich die sogenannte «Erklärung von Emmenbrücke» unterzeichnete (zentralplus berichtete).

In dem amtlichen Papier bekräftigen Bund, Kantone und Gemeinden, dass sie gemeinsam den öffentlichen Verkehr besser mit dem Individualverkehr vernetzen werden. Und zwar durch Verkehrsdrehscheiben, an denen Bahn, Tram, Bus, Parkplätze, Bike- und Carsharing angeboten werden – so dass ein einfaches Umsteigen möglich ist.

«Ich sagte: ‹Ich fahre gar kein Auto›. Da wurde ich prompt gefragt, ob ich ein Linker sei.»

Matthias Michel

Das Problem: Aus Sicht von Matthias Michel werden ländliche Regionen aktuell von solchen Projekten unzureichend berücksichtigt. Über die bestehenden Fonds des Bundes werden nur die Bahnhöfe selbst oder Anlagen mit direktem Bezug zur Nationalstrasse mitfinanziert. «Es besteht somit eine Finanzierungslücke», so Michel.

Ein ähnliches Problem zeige sich beim Bau von Velowegen. Hier kann der Bund nur mitfinanzieren, wenn die Massnahmen einer Agglomeration dienen oder im Bereich eines Bahnhofs liegen. Das soll sich nun ändern.

Der Vorstoss ist ein Gemeinschaftswerk

Das Postulat dürfte im Parlament gute Chancen haben, ist es doch von Vertretern unterschiedlicher Parteien mitunterzeichnet worden. Das ist kein Zufall, sondern hat mit der Entstehungsgeschichte des Vorstosses zu tun.

Geboren wurde die Idee nämlich an einem Anlass der «Expedition Zukunft». Diese Organisation sucht nach neuen Wegen, um die politischen Prozesse in der Schweiz zu beschleunigen und ideologische Gräben zu überwinden.

Im Januar dieses Jahres trafen sich Vertreterinnen aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Sie diskutierten die Frage, wie der Schweizer Verkehr bis 2050 klimaneutral werden könnte. Aus den Vorschlägen resultierten mehrere Vorstösse, die im nationalen Parlament eingereicht wurden.

«Die Förderung von sinnvollem Umsteigen war das Anliegen, das am besten zu mir gepasst hat», sagt Michel. Er ist fasziniert von dieser neuen Art der politischen Zusammenarbeit. «Es geht darum, bereits vor der Ratsdebatte verschiedene Interessen zu bündeln und die Vorstösse breit abzustützen», erklärt der Zuger Ständerat. Ganz nach dem Motto: Brücken bauen, statt polarisieren.

«Ich habe nie verstanden, warum es bei Verkehrsthemen einen ideologischen Graben zwischen links und rechts gibt», sagt Michel. Er sei überzeugt, dass die zunehmende Blockierung schlecht ist für unser Land. «Diesen neuen und konsensorientierten Ansatz finde ich spannend – und er passt ganz gut zu mir.»

Der FDP-Mann mit dem Velo

Matthias Michel nutzt den öffentlichen Verkehr aus persönlicher Überzeugung – und ist ein begeisterter Velofahrer. Das hat schon früh in seiner politischen Karriere für überraschte Reaktionen gesorgt. Schon in seinem allerersten Wahlkampf als Kantonsrat – das war in den 90er-Jahren – wurde er an einem Podium gefragt, welche Automarke er fahre. «Ich sagte: ‹Ich fahre gar kein Auto›. Da wurde ich prompt gefragt, ob ich ein Linker sei.»

Das habe sich zum Glück geändert. «Heute ist die Erkenntnis, dass der öffentliche Verkehr speziell für Pendelwege aus raumplanerischen und ökologischen Gründen das richtige Verkehrsmittel ist, weit verbreitet», so Michel. Die Antwort des Bundesrates auf den Vorstoss steht noch aus.

Verwendete Quellen
  • Telefonat Matthias Michel
  • Kolumne «Seesicht» in der Dorfzytig Oberwil
  • Vorstoss von Matthias Michel
  • Website Expedition Zukunft
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1 Kommentar
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    mebinger, 18.08.2022, 12:11 Uhr

    Die Wahlen sind doch erst 2023?

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