Der Luzerner Regierungsrat will keine Kleinklassen. Die FDP hatte die Wiedereinführung gefordert, um Lehrerinnen zu entlasten und Schüler gezielt zu fördern. Das schiesse aber am Ziel vorbei, so die Luzerner Regierung.
Lehrerinnen sind am Anschlag. Besonders die steigende Zahl von verhaltensauffälligen Schülern, die Mühe haben, dem Unterricht zu folgen, strapazieren die Nerven (zentralplus berichtete). Die FDP-Fraktion im Luzerner Kantonsrat fordert daher mit einem Postulat die Wiedereinführung von Kleinklassen. In diesen sollen Kinder und Teenager mit speziellen Bedürfnissen zusammengefasst und sondiert unterrichtet werden.
2014 schaffte der Kanton Luzern die Kleinklassen ab, zugunsten der integrativen Förderung, also dass die betroffenen Schülerinnen Unterstützung in der Regelklasse erhalten. Die FDP fordert ein Comeback der Kleinklassen. Das Argument: «Inklusion ist theoretisch sehr gut gemeint, aber in der Praxis leider nicht optimal umsetzbar», wie es im Vorstoss heisst. Kleinklassen seien zudem lange schlechtgeredet worden.
Integration in der Klasse bevorzugt
Die Luzerner Regierung erteilt dem Anliegen nun aber eine Abfuhr. Wie sie in ihrer Stellungnahme zum FDP-Postulat schreibt, will sie am integrativen System festhalten und die Schüler nicht aus den Regelklassen herausnehmen. Sie stützt sich dabei auf den Standpunkt der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie. Diese sagt: Der Integration in der Regelklasse sei klar der Vorrang zu geben. Es gehe dabei etwa um Chancengleichheit, fachliches und soziales Lernen oder den Umgang mit Konflikten, den die Kinder lernen würden.
So sieht es auch die Luzerner Regierung. Allerdings sehe sie auch, dass die Beschulung von verhaltensauffälligen Lernenden die Lehrpersonen stark fordert. Bei einer Befragung 2022 durch den Kanton gab ein Grossteil der befragten Lehrerinnen und Lehrer an, dass sie den Umgang mit verhaltensauffälligen Schülerinnen als grösste Belastung im Schulalltag erlebt.
Regierung will Schulinseln fördern
Der Kanton will daher Massnahmen treffen, um für mehr Ruhe in den Klassenzimmern zu sorgen. Eine Idee seien etwa sogenannte Schulinseln. Schulinseln oder ähnliche Angebote sind Gefässe parallel zu den Regelklassen, in denen Schüler mit Lernschwierigkeiten, besonderen Begabungen oder Schülerinnen mit herausforderndem Verhalten zusätzlich Unterstützung erhalten. Bei belasteten Situationen in einzelnen Klassen könne die Schulinsel Zeit zur Entlastung und Beruhigung bieten, so die Regierung in ihrer Stellungnahme.
2022 sprach sich der Kantonsrat bereits für mehr Angebote wie Schulinseln aus. Damals hiess er ein Postulat der SP gut, welche mehr Förderangebote forderte (zentralplus berichtete). In ihrer Stellungnahme auf jenen Vorstoss schrieb die Luzerner Regierung damals, dass flächendeckende Angebote wie Schulinseln, die an jedem Morgen während drei Lektionen zur Verfügung stehen würden, jährlich gegen neun Millionen Franken kosteten. Wenn die Lehrer dadurch entlastet würden, könnten dafür andere Sondermassnahmen heruntergefahren und an diesen Stellen Geld eingespart werden.
Wie der Regierungsrat nun schreibt, prüfe und erarbeite eine Arbeitsgruppe an kurz-, mittel- und langfristigen Massnahmen, um Lehrerinnen zu entlasten. Im Laufe des Jahres sollen die ersten umgesetzt werden. Kleinklassen sollen aber definitiv nicht zurückkommen, so die Regierung. Sie empfiehlt das Postulat der FDP daher zur Ablehnung.
- Postulat Kleinklassen
- Stellungnahme der Luzerner Regierung
- Postulat Förderung in den Schulen von 2022
- Stellungnahme der Luzerner Regierung
- Medienmitteilung März 2023 zu Arbeitssituation Lehrpersonen