Kanton Zug schneidet schlecht ab

Eine Gruppe Zuger Kantonsräte will deutlich mehr Lohn

Ein Mandat im Kantonsrat entspricht in etwa einem 20 Prozent Pensum. (Bild: phu)

Um die 7000 Franken – so viel verdiente eine Zuger Kantonsrätin im letzten Jahr im Durchschnitt. Für ein 20 Prozent Pensum reichlich wenig, findet eine überparteiliche Gruppe an Parlamentariern. Und fordert mehr Geld.

Politik soll kein lukratives Geschäft sein. Aber es sollen auch Personen politische Ämter bekleiden, die auf Lohn angewiesen sind und den Lebenunterhalt nicht aus dem Vermögen bestreiten. Die Höhe der Entschädigung für politische Arbeit treibt Kantonsräte aus Zug seit einigen Wochen um. Auslöser dafür ist die jüngste Kantonsrätin im Parlament. 

Ronahi Yener (SP) sitzt seit 2021 im Kantonsrat und hat mit ihrer Aktion auf LinkedIn vor einigen Wochen für Furore gesorgt (zentralplus berichtete). Die 22-Jährige postete ihren Lohnausweis und schrieb, ihr würden nach allen Abgaben etwa 5500 Franken pro Jahr bleiben. Und das für einen Job, der nach ihren Angaben, in etwa einem 20 Prozent Pensum entspricht.

Eine Gruppe von Kantonsräten fordert mehr Lohn

Nun scheint es, als habe sich hinter der Politikerin Widerstand geformt. In einer Motion fordert sie gemeinsam mit Heinz Achermann (Mitte), Michael Felber (Mitte), Adrian Moos (FDP) und Mario Reinschmidt (FDP) eine deutliche Lohnerhöhung und eine Vereinfachung des Systems.

«Mein Post und die Motion sind unabhängig voneinander entstanden, gehen aber Hand in Hand.»

Ronahi Yener, Zuger Kantonsrätin

Die Kantonsräte rütteln damit an einem fast 50 Jahre alten Kantonsratsbeschluss über die Entschädigung der Fraktionen des Zuger Kantonsrats. Und fordern eine Totalrevision, auch vom Nebenamtsgesetz, das die Entschädigung von nebenamtlichen Behördenmitarbeiterinnen regelt.

Doch der erste Anschein trügt. Die Motion ist nämlich nicht die Folge der Aktion von Ronahi Yener, erzählt sie auf Anfrage von zentralplus. «Mein Post und die Motion sind unabhängig voneinander entstanden, gehen aber Hand in Hand.» Das zeigt: Das Anliegen ist unter Zuger Parlamentariern verbreitet.

6000 Franken Grundentschädigung

Künftig soll jede Fraktion jährlich 10´000 Franken total und 750 Franken pro Fraktionsmitglied erhalten. Die Änderung würde die jetzigen Zuschüsse enorm steigern. Derzeit erhält jede Fraktion 2´500 Franken und 500 Franken pro Mitglied. Fraktionslose Kantonsräte sollen künftig ebenfalls 750 Franken kriegen.

Neu soll es zudem eine pauschale Grundentschädigung von 6000 Franken pro Jahr geben. Denn bisher wird die Vorbereitungszeit auf eine Sitzung nicht vergütet. Bis zu fünf Stunden pro Sitzung brauchen Neulinge dafür, erklärte Anastas Odermatt, stellvertretender Fraktionschef der Alternative – Die Grünen gegenüber zentralplus (zentralplus berichtete).

«Sofern alles wie gefordert umgesetzt wird, werden wir im nationalen Vergleich recht gut gestellt sein.»

Ronahi Yener

Für die Teilnahme an einer Sitzung fordern die Motionäre ausserdem eine Verdoppelung der Entschädigung. Von 214 Franken pro Halbtag auf pauschal 500 Franken. Bei den Entschädigungen für Kommissionsarbeit geben die Kantonsräte keine Summe vor, wünschen aber ebenfalls eine Veränderung. «Sofern alles wie gefordert umgesetzt wird, werden wir im nationalen Vergleich recht gut gestellt sein», sagt Yener.

Zuger Entlöhnung ist weit unter Durchschnitt

Und warum braucht es eigentlich mehr Lohn für die Kantonsräte? Die Motionäre schreiben, im interkantonalen Vergleich lägen Zuger Kantonsräte auf Platz 17. Während in Zürich oder Genf Gesamtentschädigungen von bis zu 37´000 Franken ausgezahlt werden, seien es im letzten Jahr in Zug gerade einmal durchschnittliche 7´223 Franken gewesen.

«Es gibt Personen innerhalb des Zuger Kantonsrats, die sagen, dass sie sich dieses Amt nur schwer leisten können.»

Ronahi Yener

Eine solche Entschädigung könne die Lohnausfälle durch die Arbeit als Parlamentarierin «nicht adäquat kompensieren.» Ronahi Yener erklärte vor kurzem gegenüber zentralplus die Folge von zu niedrigen Löhnen im Kantonsparlament: «Es gibt Personen innerhalb des Zuger Kantonsrats, die sagen, dass sie sich dieses Amt nur schwer leisten können» (zentralplus berichtete).

Es ist ein überparteiliches Anliegen

Geschrieben worden sei der Motionsstext zwar von den Mitte-Kantonsräten Heinz Achermann und Michael Felber, diverse Unterstützer gäbe es aber in allen Parteien, erzählt Yener. «Es wurden bewusst Einzelpersonen aus verschiedenen Parteien angefragt, um zu zeigen, dass es ein breit abgestütztes Anliegen ist.»

Ob die Motion bei der Regierung und im Parlament eine Chance hat, wird sich am 2. März zeigen. Dann tagt der Zuger Kantonsrat über den Vorstoss.

Verwendete Quellen
  • Motion betreffend angepasste und vereinfachte Entlöhnung von Zuger Kantonsräten
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon