Verdienen Politiker genug?

Zuger Kantonsrätin veröffentlicht Lohnausweis online

Ronahi Yener ist mit die jüngste Kantonsrätin von Zug – jetzt zeigt sie, was sie verdient. (Bild: jal)

Das Klischee, Politiker machen sich die Taschen voll, trifft nicht auf Zuger Kantonsräte zu – das beweist die Kantonsrätin Ronahi Yener (SP) mit der Veröffentlichung ihres Lohnausweises.

In der Exekutive verdient manche nicht schlecht – gerade im Kanton Zug. Als Mitglied des Gemeinderats von Baar geht ein Politiker mit satten 188´000 Franken pro Jahr nach Hause (zentralplus berichtete). Anders in der Legislative. Selbst auf kantonaler Ebene, also als Mitglied des Kantonsrats, fällt der Lohn deutlich tiefer aus.

Die Zuger Kantonsrätin Ronahi Yener hat jetzt auf LinkedIn veröffentlicht, wie viel sie erhält. Im Jahr 2022 verdiente die Politikerin für die Teilnahme an über 30 Sitzungen etwa 6´672 Franken. 20 Prozent davon muss sie als Mandatsabgabe an die SP zahlen. So bleiben in etwa 500 Franken pro Monat übrig – für einen Job, der gemäss Yener 20 Prozent ihrer Arbeitszeit ausmacht.

Schlechter Verdienende sind untervertreten

Die Vollzeitstudentin, die neben ihrem Mandat auch noch 40 Prozent Teilzeit arbeitet, sieht den geringen Lohn kritisch. «Vielen Menschen wird ein solches Mandat aufgrund ihrer finanziellen Lage verwehrt. Für Menschen, die mit ihrer Lohnarbeit nicht genug verdienen und ihre Arbeitszeiten nicht flexibel gestalten können, ist es praktisch unmöglich, ein Kantonsratsmandat anzunehmen», erklärte sie jüngst gegenüber «Watson».

Das ist nicht nur ein Problem der Ungerechtigkeit, sondern auch ein demokratisches. Denn wenn gut bezahlte, flexible Berufsgruppen wie Anwältinnen, Lehrer oder Landwirte übervertreten sind, bildet ein Parlament keinen Querschnitt durch die Gesellschaft hab. Dies wiederum verfälscht seine Einschätzungen und Entscheidungen.

Unter dem Post der 22-jährigen Kantonsrätin ist ein wilder Meinungsaustausch entstanden. Einige werfen der Wirtschaftsstudentin vor, nur wegen des Geldes Politik zu machen. Sie reagiert gelassen: «Ich selbst habe die ersten sechs Jahre, also von 15 bis 21, ehrenamtlich Politik betrieben und mache es heute immer noch.»

Verwendete Quellen
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Zeit_Geist
    Zeit_Geist, 03.02.2023, 07:59 Uhr

    Unsere Demokratie ist nicht die schlechteste. Trotzdem – es werden viel zu viele Menschen aus unserem politischen System ausgeschlossen: zu Jung, Ausländer, kognitiv eingeschränkt… das betrifft dann eine Menge Menschen die von „unserer“ Politik konkret betroffen sind.
    Zu den Überlegungen von Fr. Yener gehören noch all jene, die wegen Schichtarbeit an den vielen zusätzlichen Sitzungen nicht teilnehmen können. PolizistInnen im Parlament? Restaurationsfachfrauen/männer? Kaum kder gar nicht.
    Nicht zuletzt werden die politischen Geschäfte so geschrieben, dass nur noch verwaltungsnahe Personen diese Sprache verstehen.
    Die Lösung? Bürgerräte: regelmässig frisch ausgelost, durchmischt vertreten und entlöhnt mit Sold und Erwerbsersatz. Gewählte Mitglieder von Kommissionen müssen sich an die von diesen Bürgerräten gemachten vorgaben halten.
    Es gibt bereits Beispiele dafür, es zeigt sich: diese sind schneller und vor allem viel fortschrittlicher als sich so manche bürgerliche Partei wünschte.
    Weg mit Lobbying, weg mit teuren und schlechtem Wahlkampf auf kommunaler Ebene. Gehen wir endlich endlich einen fairen Weg mit echter Partizipation die Schwache nicht klein hält und Starke übervorteilt.
    Aber jene die es betrifft, werden es nicht fördern…

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  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 02.02.2023, 14:24 Uhr

    Sehr gut analysiert, Ronahi Yener! Darum spreche ich seit Jahrzehnten von einer «Manteldemokratie», wenn es darum geht, das politische System der Schweiz zu beschreiben.

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