Chancen und Risiken für den Verkehr

Drohne und selbstfahrendes Auto? Luzern sieht Potenzial

Mit einer Achterbahn von Emmen nach Kriens rauschen? Off-use-Einsätze von bestehenden Transportmitteln werden derzeit diskutiert. (Bild: Pixabay)

Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten für die Mobilität. Wird die Verkehrspolitik von den technologischen Entwicklungen überholt? Der Kanton Luzern hat untersucht, welche Chancen sich bieten – und wo neue Gefahren entstehen.

Fliegende Autos – so stellten sich Filmemacher in den 1980er-Jahren den Verkehr der Zukunft vor. Die Vision aus «Back to The Future» ist nicht eingetreten, die Realität weit weniger spektakulär. Und doch bietet der technologische Fortschritt einige Chancen.

Heute werden die Mobilitätsangebote immer stärker miteinander vernetzt (zentralplus berichtete). So ist es möglich, mit einem Mietvelo zum nächsten Bahnhof zu fahren, in den Zug zu steigen und am Ankunftsort vom Gleis direkt in ein Mobility-Auto umzusteigen. Auch die Automatisierung von Autos macht rasante Fortschritte.

Die Digitalisierung bringt aber auch neue Risiken mit sich. So geht der Kanton Luzern beispielsweise davon aus, dass mit selbstfahrenden Fahrzeugen das Verkehrswachstum erheblich beschleunigt wird. «Die Digitalisierung kann somit als Hilfsmittel für Verkehrslösungen dienen, sie ist aber nicht als alleinige heilsbringende Lösung anzusehen», heisst es im Bericht «Zukunft Mobilität im Kanton Luzern», den die Regierung diese Woche in die Vernehmlassung gegeben hat.

Im Bericht analysiert der Kanton die Chancen neuer Technologien und Angebote. zentralplus stellt die Ergebnisse zusammen:

Drohnen und Flugshuttle

Kitt aus der TV-Serie «Knight Rider» lässt grüssen. «Mit der Digitalisierung wird die Automatisierung von Fahrzeugen möglich – bis hin zu selbstfahrenden Autos», schreibt der Kanton in seinem Bericht. Dazu könnten Drohnen für den Gütertransport, Flugtaxis oder Helikopter gehören.

Die Vorteile: Durch die Unabhängigkeit von den Strassen beeinträchtigen sie die anderen Verkehrsmittel nicht – und sind zuverlässig. «Es ist davon auszugehen, dass Drohnen und Flugshuttles nur punktuelle Auswirkungen auf das Verkehrssystem haben dürften», so der Kanton.

Allerdings drohen auch Nachteile. Etwa für die Wohnqualität, weil sich Menschen von den fliegenden Drohnen belästigt fühlen könnten. Ausserdem ist damit zu rechnen, dass diese Angebote nicht CO2-neutral sein werden, sprich die Umwelt belasten.

Schwebe- und Seilbahnen

Mit einer Achterbahn von Emmen nach Kriens rauschen? Für verschiedene technische Systeme werden derzeit die Möglichkeiten und Grenzen einer neuen Anwendung diskutiert.

Dabei handelt es sich entweder um ganz neue Verkehrsmittel – oder um bestehende Systeme, die neu eingesetzt werden. «Dazu zählen zum Beispiel hochwertige Bussysteme, Magnetschwebebahnen, Seilbahnen, (unterirdische) Standseilbahnen oder Wassersammeltaxis», heisst es im Bericht des Kantons. Je nach System und Einsatz seien unterschiedliche positive und negative Wirkungen zu erwarten.

Fahren mit (dem) Strom

Der Kanton Luzern rechnet damit, dass der Verkehr deutlich energieeffizienter wird dank E-Bikes, E-Trottis und ähnlichen Gefährten. Die Umweltbelastung wird aber nur dann reduziert, wenn diese als Ersatz für Autofahrten zum Einsatz kommen – und nicht Spaziergänge oder Velofahrten ersetzen.

Auch der Trend hin zu elektrischen Autos ist mit Risiken verbunden. Zum Beispiel, wenn diese so beliebt werden sollten, dass es zu einer Verlagerungen vom öffentlichen Verkehr auf den Individualverkehr käme.

Mobilität-Flatrates

Von den Handyverträgen kennen wir es bereits: Flatrates für die Nutzung von verschiedenen Angeboten wie etwa Internet und Telefonie. Etwas Ähnliches entwickelt sich im Bereich der Mobiltät. Das nennt sich neudeutsch «Mobility as a Service».

Das eigene Fahrzeug wird dabei durch ein auf den Kunden abgestimmtes Angebot verschiedener Mobilitätsdienste ersetzt. Die Kombination von ÖV, Taxi, Bikesharing, Carsharing und E-Tretrollern bietet die Möglichkeit, frei, bequem, unverbindlich und spontan unterwegs zu sein.

Verkauft werden dazu Abonnemente, die einen bestimmten Verbrauch der verschiedenen Dienstleistungen (also Fortbewegungsmittel) enthalten. Ein Mobilitätsabo könnte also beispielsweise 100 Minuten Mietvelos und E-Tretroller, unbeschränkte ÖV-Nutzung und 30 Minuten Taxifahrt pro Monat einschliessen. Weitere Fahrten müssten zusätzlich zu einem fixen Preis bezahlt werden.

Solche Modelle bieten aus Sicht der Kantons das Potenzial, Autofahrten und allenfalls auch den Fahrzeugbesitz zu reduzieren. «Die Gefahr besteht darin, dass je nach Geschäftsmodell zusätzlicher Verkehr generiert wird», heisst es dazu im Bericht.

Schlaue Ampeln

Im Kanton Zug sollen bald Ampeln eingesetzt werden, die Fussgänger erkennen – dank des Einsatzes von Wärmebildsensoren (zentralplus berichtete). «Mehr Grün» versprechen auch intelligente Ampelanlagen, die von der Stadt Luzern in den letzten Monaten getestet wurden (zentralplus berichtete).

Intelligente Transportsysteme sind aus Sicht des Kantons Luzern die Grundlage für verbesserte Entscheidungen der Verkehrsteilnehmenden vor und während einer Fahrt. Dies sowohl im Privat- als auch im Wirtschaftsverkehr. «Zudem kann der Betrieb der Infrastruktur beziehungsweise die Verkehrssteuerung auf Basis von
Echtzeitdaten erfolgen», heisst es dazu im Bericht.

Leerfahrten und Umwege werden reduziert, Staus vermindert – was sich auch positiv auf die Umwelt auswirkt. Nachteile haben diese Systeme aus Sicht des Kantons keine.

Automatisierung und selbstfahrende Autos

Die Auswirkungen der zunehmenden Automatisierung sind heute aus Sicht des Kantons noch ungewiss. Die Automatisierung des öffentlichen Verkehrs, insbesondere auf der Schiene, biete grosse Service- und Effizienz-Potenziale. Dies bietet die Chance, die Preise zu senken.

Durch die Automatisierung der Personen- und Lastwagen lasse sich die Kapazität der bestehenden Infrastruktur steigern. Aber: Die Nutzung des Autos wird attraktiver, «weil während der Fahrt nicht mehr selbst gefahren werden muss und man so arbeiten oder entspannen kann», so der Kanton. Es seien Umsteigeeffekte vom öffentlichen Verkehr zu erwarten. Das Resultat: Mehrverkehr auf der Strasse.

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