Stadt Luzern gibt neue Studie in Auftrag

Carparkierung: Gelingt nun der ersehnte Befreiungsschlag?

Beim Parkhaus Musegg geht es auch um die Cars auf dem Schwanenplatz.

(Bild: zvg)

Wo sollen die Cars in der Stadt Luzern parkieren? Antworten auf diese umstrittene Frage soll eine neue Studie liefern. Der Stadtrat hat ein Luzerner Forschungsbüro damit beauftragt. Ein Schritt zurück, von dem sich der Stadtrat nicht nur inhaltliche Fortschritte erhofft.

Cars prägen das Bild der Luzerner Innenstadt. Wo die Busse halten und parkieren dürfen, ist seit langem ein Politikum – seit dem Ja zum carfreien Inseli erst recht. Doch bisher fehlt eine langfristig überzeugende Lösung. Mehrere Grossprojekte wurden vom Parlament oder der Stadtregierung abgelehnt, alternative Lösungen fehlen oder erfahren ebenfalls Widerstand.

In dieser verfahrenen Situation hat der Stadtrat nun eine neue Studie in Auftrag gegeben, wie er in einer Mitteilung schreibt. Der Mobilitätsexperte Ueli Haefeli der Luzerner Firma Interface Politikstudien soll die bestehenden Vorschläge beurteilen und neue Lösungen auf den Tisch bringen. Dass er den Blick nochmals öffnen will, hatte der Stadtrat bereits im September angekündigt (zentralplus berichtete).

An Ueli Haefelis Seite werden vier weitere Experten aus den Feldern Verkehrsplanung, Stadtplanung und -entwicklung mitwirken, die er selber auswählt. Zusätzlich werden Interviews mit Fachpersonen aus dem Bereich Cartourismus geführt.

Erste Ergebnisse im Frühling 2018 erwartet

Erwartet die Stadt nun endlich den lang ersehnten Befreiungsschlag? «Wir hoffen natürlich, dass mit dem Öffnen des Spektrums nochmals weitere Vorschläge aufkommen», sagt Stadtpräsident Beat Züsli (SP). «Das Ziel ist aber vor allem ein Überblick über die mittlerweile doch grosse Zahl an vorhandenen Ideen.»

«Ich gehe nicht davon aus, dass das Parking Musegg plötzlich als beste Variante abschneidet.»

Beat Züsli, Stadtpräsident Luzern

Dazu gehören nicht nur das Musegg-Parking, das Seeparking unter dem Schweizerhofquai und die Metro zwischen Schwanenplatz und Ibach, sondern auch der Vorschlag eines überdachten Güterbahnhofs und weitere Ideen. «Wir haben deshalb bewusst Personen beauftragt, die nicht an einem dieser Projekte beteiligt sind und daher alles mit einem Aussenblick beurteilen können.»

Die Kosten für die Studie betragen rund 50’000 Franken. Erste Ergebnisse sollen bis im Frühling 2018 vorliegen. Der Stadtrat will diese anschliessend politisch würdigen. «Es kann ohne Weiteres sein, dass wir auch dann nicht die eine Lösung haben», dämpft Züsli die Erwartungen. «Aber aufgrund dieser umfassenden Basis werden wir dann entscheiden können, welche Ansätze wir weiterverfolgen.»

Doch macht es Sinn, Ideen wie das Musegg-Parking nochmals zu prüfen, nachdem der Stadtrat sich bereits dagegen ausgesprochen hat? Züsli ist überzeugt, dass eine Gesamtübersicht wichtig ist – unabhängig vom Resultat. «Ich gehe nicht davon aus, dass das Parking Musegg plötzlich als beste Variante abschneidet, aber wir mischen uns ganz bewusst nicht in die fachlichen Abklärungen ein.» Der Stadtrat erhofft sich von der Studie zudem nicht nur inhaltliche Impulse, sondern auch eine Versachlichung und einen konstruktiveren Umgang mit dem emotionalen Thema.

Gegenvorschlag zur Musegg-Parking-Initiative

Wann die Öffentlichkeit über die Ergebnisse informiert wird, ist noch nicht klar. «Wir haben überhaupt kein Interesse daran, die Resultate geheim zu halten», versichert Züsli mit Blick auf die kürzlich geäusserte Kritik der Bürgerlichen, die Stadt fahre eine Verschleierungstaktik (zentralplus berichtete). 

Klar ist: Spätestens im Juni werden die Resultate publik. Dann debattiert das Stadtparlament über die Initiative «Aufwertung der Innenstadt. Kein Diskussionsverbot – Parkhaus Musegg vors Volk». Dieses von bürgerlichen und Wirtschaftskreisen lancierte Anliegen will das Musegg-Parking aus der politischen Versenkung zurückholen. Der Stadtrat lehnt die Initiative ab und will einen Gegenvorschlag erarbeiten – auf Basis der Resultate der Interface-Studie. Die Abstimmung wird voraussichtlich im September 2018 stattfinden.

«Stapi ist eine Abkürzung, ich kann gut damit leben»: Beat Züsli zieht Bilanz.

Stadtpräsident Beat Züsli (SP) erhofft sich eine konstruktivere Debatte über das Carproblem.

(Bild: giw)

Der Stadtrat betont diesen Dienstag erneut, dass der Tourismus für eine attraktive Stadt eine wichtige Rolle spiele. Obwohl der Carverkehr mit 2,6 Prozent des Verkehrsaufkommens vergleichsweise gering ist, fällt er besonders am Schwanen- und Löwenplatz ins Auge. Der Stadtrat geht davon aus, dass der Cartourismus die Stadt Luzern auch in Zukunft prägen wird. Deshalb gelte es, Massnahmen zu treffen, damit Verkehr und Lärm für die Innenstadt erträglich bleiben. Die Grünen haben erst kürzlich ein Postulat eingereicht, in dem sie eine Vision für den Tourismus in der Stadt forderten – und Obergrenzen ins Spiel brachten (zentralplus berichtete).

Wie die Stadt dazu steht, ist noch offen. Klar ist hingegen, dass die Verkehrsprobleme in Zukunft umfassender diskutiert werden sollen. Denn ebenfalls im Juni werden dem Parlament das Raumentwicklungskonzept und die Mobilitätsstrategie vorgelegt. Diese beiden Berichte sollen zum einen aufzeigen, wie sich die Stadt in den nächsten 15 Jahren entwickelt und zum anderen, was im Verkehrsbereich geplant ist. «Wir möchten diese Diskussion gesamtheitlich führen, weil wir überzeugt sind, dass wir weniger über einzelne Verkehrsträger reden sollten, sondern mehr über die Frage, wie wir den öffentlichen Raum nutzen wollen», sagt Stadtpräsident Beat Züsli.

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Libero
    Libero, 12.12.2017, 10:09 Uhr

    Es ist richtig dass der Stadtrat die Verkehrsprobleme als ganzes lösen will. Das haben einige Exponenten der Bürgerlichen Partein und die Kantonsregierung noch nicht begriffen. Das Projekt Parkhaus-Musegg belastet die Quartiere mit jahrelangem Baustellenverkehr, mit massivem Mehrverkehr nach der Fertigstellung, mit zusätzlichen Abgasen und vor allem Feinstaub im engen Wohnbereich. Die Musegg-Mauer, ein Denkmal von nationaler Bedeutung wird damit massiv gefährdet.
    Die Verkehrsprobleme werden nicht gelöst. Sie werden um einige 100 Meter verschoben mit verstärktem Rückstau bei den Autobahnein- und –ausfahrten und Mehrverkehr in Wohngebieten.
    Das Massen-Tourismus-Problem in der Innenstadt wird mit dem Loch unter der Museggmauer nicht gelöst. Auch Gübelin und Bucherer wollen die Kunden vor dem Geschäft, nicht im Tunnel.
    Lösungen sind nur mit grossen Denkprozessen möglich. Stadt und Kanton, Bund, SBB und Initianten müssten gemeinsam grossräumig zukunftsgerichtete Mobilitäts- und Verkehrskonzepte entwickeln. z.B. Park and Ride für die Agglomeration, ohne Tiefbahnhof mit Bahnhof Luzern Nord. Die Stadt braucht ein nachhaltiges Car-Park-Konzept ausserhalb der Innenstadt.

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  • Profilfoto von Wettstein
    Wettstein, 12.12.2017, 09:22 Uhr

    Versagen des Stadtrates

    Der Stadtrat gibt nun die x-te Studie in Auftrag wie das mit dem Inseli-Entscheid noch selbst verschärfte Car-Problem gelöst werden soll. Interessanterweise wird diese Studie nun von einem Büro durchgeführt in welchem auch eine grüne Grosstadträtin tätig ist. Und weiter weiss der Stadtpräsident anscheinend schon heute, dass „das Musegg-Parking nicht als beste Lösung abschneiden wird“. Ausser Studien in Auftrag zu geben hat der Stadtrat bis heute keine einzige eigene Projekt-Idee beigesteuert. Seine Beiträge erschöpfen sich in hinhalten, einschränken und verdrängen – möglichst an die Nachbargemeinden, mit denen aber nicht gesprochen wird. Alle konkreten Vorschläge (Metro, Musegg, Schweizerhof, Bahnhofdeckel) stammen von Privaten. Das nenne ich Versagen eines vom Steuerzahler bezahlten Gremiums. Die Meinung eines Mitglieds im Stadtrat „in einigen Jahren kommen die Touristen sowieso nicht mehr mit Cars“ ist bezeichnend. Wenn der Stadtrat keine Touristenbusse in der Stadt mehr will, dann soll er das endlich sagen und es nicht aussitzen.

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  • Profilfoto von Casiboy
    Casiboy, 05.12.2017, 13:43 Uhr

    Ich hoffe sehr, dass bei dieser Studie auch die Meinung der Geschäfte und die der über 2000 direkt im Tourismus arbeitenden Personen gefragt sind. Durch die nie stoppende Diskussion um die Caranhalteplätze haben unsere Mitarbeiter immer mehr Angst um ihre Arbeitsplätze. Im Text sind die direkt Betroffenen wie fast immer nicht erwähnt. Die Angst für die Mitarbeiter und deren Familien ist begründet.

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