Rettungsaktion gescheitert

Ab auf den Schrottplatz: Die Stadt Luzern rettet die «MS Mythen» nicht

Das Stadtparlament will die «MS Mythen» nicht retten. Ihre Zukunft ist ungewiss. (Bild: zvg)

Mit den Stimmen von links-grün und einigen CVP-Grossstadträten ist die Idee zur Rettung der «MS Mythen» im Luzerner Stadtparlament abgelehnt worden. Die Stadt wird sich nicht für die Pläne eines Schiffsrestaurants beim Tivoli einsetzen.

Die Stadt Luzern soll die ausgemusterte «MS Mythen» nicht retten. Damit stellte sich der Grosse Stadtrat mit den Stimmen von SP und Grünen am Donnerstag gegen einen entsprechenden Antrag der FDP-Fraktion. Die Freisinnigen verlangten, dass der Stadtrat eine alternative Nutzung beziehungsweise einen festen Platz am See für das 90-jährige Schiff prüft, nachdem die Behörden der Idee eines Schiffrestaurants beim Tivoli den Stecker gezogen hatten (zentralplus berichtete).

Baudirektorin Manuela Jost hielt zu Beginn fest, dass der Stadtrat das Anliegen der FDP zwar verstehen könne, innerhalb des gesetzlichen Rahmens indes keine Möglichkeit sehe, ein solches Projekt zu bewilligen. Denn sollte das Postulat überwiesen werden, gebe es für den Stadtrat aufgrund übergeordneter rechtlicher Bestimmungen und Interessen zum Ufer- und Landschaftsschutz kaum Spielraum.

Zwar habe der Schiffsverkehr in der Geschichte der Stadt eine wichtige Rolle gespielt, eine Tradition langfristig fest verankerter Schiffe nach deren Ausserdienststellung gebe es hier aber nicht. «Das Restaurant Wilhelm Tell bildet hier eine Ausnahme und hat seine spezielle Rolle wohl genau wegen dieses Umstandes», sagte Jost. Deshalb beantragte sie die Ablehnung des Vorstosses.

FDP hebt öffentliches Interesse hervor

Mit der «Wilhelm Tell» argumentierte auch FDP-Fraktionschef Fabian Reinhard. «Natürlich hätten wir es lieber, dass auch dieses nach wie vor auf dem See fahren würde. Aber manchmal muss man eben auf die zweitbeste Lösung zurückgreifen, um ein Schiff vor der Verschrottung zu retten.» Zudem würde eine Petition das Interesse am Erhalt der «MS Mythen» klar aufzeigen und auf seinen Vorstoss habe er, trotz einiger kritischer Fragen einzelner Bürger, viel positives Feedback erhalten, so Reinhard.

Obwohl das Schiff im Besitz der SGV und nicht der Stadt ist, gelte es folglich für die Idee von drei erfolgreichen und innovativen Gastronomen zu kämpfen. Zumal Luzern selbstverständlich eine Hafenstadt sei, auch wenn dies vom Kanton anders dargestellt wurde.

Für die SP steht Schutz des Ufers im Zentrum

Dies sah Yannick Gauch von der SP anders. Auch er hielt fest, dass das Anliegen der FDP und von Teilen der Bevölkerung berechtigt sei. Gleichzeitig gebe es aber auch ein grosses Bedürfnis nach einem möglichst unverbauten Ufer. «In der Stadt Luzern ist es Tradition, dass man dem Ufer eine grosse Bedeutung zumisst und deshalb sorgfältig mit Bebauungsbestrebungen umgeht», betonte Gauch.

Es sei weiter nicht im Interesse der Bevölkerung, dass die Uferzone zu einem Museum wird und man würde einen Präzedenzfall schaffen, den man später möglicherweise bereuen werde. «Es ist ausserdem fraglich, ob es Aufgabe der Stadt ist, sich für ein Projekt von Privaten einzusetzen. Die SP ist der Meinung, dass fahrende Schiffe auf den See und stehende ins Verkehrshaus gehören», so Gauch.

CVP gespalten, SVP dafür

Auch nach Ansicht von Andreas Felder (CVP) war klar, dass man die «MS Mythen» entweder ins Verkehrshaus stelle, am Ufer festmachen oder sonst verschrotten müsse. «Aus Sicht der CVP ist es zu schätzen, wenn es beim Tivoli ein zusätzliches Angebot für die Spaziergänger und Touristen gäbe. Dieses würde sicher auf grosse Beliebtheit stossen», sagte Felder. Auch der Standort sei überzeugend, zumal dort bereits Schiffe vor Anker lägen.

«Für die CVP ist es aber auch klar, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden müssen und dass die Restriktionen mitunter hoch sein können. Die Reaktion des Kantons war insofern nicht überraschend», so Felder weiter. Weil es kaum umsetzbar sei, lehnte ein Teil der CVP-Fraktion das Postulat ab. Auch wenn man die Idee grundsätzlich gut fände.

Voll hinter dieser Idee stand die SVP. «Als Kind fuhr ich mit meiner Mutter oft mit dem Lido-Schiff ‹Rütli› zurück in die Stadt», sagte Grossstadtrat Jörg Krähenbühl. Die «MS Mythen» sei ein ähnliches Schiff. «Mir fehlt persönlich auch das ehemalige Restaurant beim Tivoli, weshalb wir das Postulat unterstützen», so Krähenbühl. Ebenso unterstützt wurde das Anliegen von der GLP.

Für Grünen-Fraktionschef ist Schiff nicht erhaltenswert

Dass auf bürgerlicher Seite die «Identitäts- und Emotionskarte» gespielt wurde, konnte Grünen-Fraktionschef Christian Hochstrasser nicht verstehen. «Das Schiff war laut und ungemütlich und stiess in der Öffentlichkeit in den letzten Jahren nie auf grosses Interesse», so der ehemalige Matrose, der laut eigenen Angaben sehr oft auf der «Mythen» unterwegs war.

Zudem sei es, im Gegensatz zum «Rütli», in Brunnen stationiert gewesen und hätte eigentlich schon vor zehn Jahren verschrottet werden sollen. Weil man aber noch eine Verbindung auf dem Urnersee brauchte, habe man sie damals noch nicht ausser Dienst gestellt. «Wenn wir dann mal über die ‹Rütli› reden, wird das eine ganz andere Dimension sein», so Hochstrasser. Denn mit diesem Schiff seien tatsächlich viele Kindheitserinnerungen verbunden.

Das Parlament folgte letztlich mit 23 zu 20 Stimmen bei 4 Enthaltungen dem Ablehnungsantrag des Stadtrats. Ob es für die «MS Mythen» nun noch eine Rettung gibt, wird sich also zeigen müssen.

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