Buchhandlung kehrt nach Luzern zurück

Orell Füssli mischt mit zwei Filialen den Luzerner Buchmarkt auf

Die Buchhandlung in Luzern soll in einem modernen Look daherkommen, ähnlich der neuen Filiale in Regensdorf. (Bild: zvg)

Corona hat uns zu Leseratten gemacht. Darum sind hiesige Buchhandlungen mit einem blauen Auge durch den Lockdown gekommen. Vom Leseboom profitieren will auch die Zürcher Orell Füssli AG. Im nächsten Jahr eröffnet sie gleich zwei Filialen im Kanton Luzern und will den umkämpften Buchmarkt weiter anheizen.

Den älteren Semestern dürfte die Buchhandlung Raeber an der Ecke beim Vögeligärtli noch ein Begriff sein. Über mehrere Etagen konnten sich Gross und Klein zwischen zahlreichen Regalen tummeln und in die Welt der Bücher versinken. 2011 war das Kapitel Buchhandlung Raeber dann ausgelesen, das Geschäft schloss die Pforten. Und damit zog auch die einzige Luzerner Filiale der Orell-Füssli-Gruppe aus der Leuchtenstadt.

Zehn Jahre später soll der Buchhändler nun nach Luzern zurückkehren. Mit gleich zwei Filialen – eine weitere ist zusätzlich im Metalli in Zug geplant – will Orell Füssli den Buchhandel in der Zentralschweiz neu beleben. Woher die plötzliche Offensive? «Wir sind mit unseren Orell-Füssli-Filialen in allen wichtigen Städten der Deutschschweiz präsent – Luzern durfte nicht fehlen und war schon lange auf unserer Wunschliste», sagt Orell-Füssli-Sprecher Alfredo Schilirò auf Anfrage.

Innovation dank Kaffee?

Nun gibt es in der Leuchtenstadt mit dem mehrstöckigen Stocker-Buchhaus an der Hertensteinstrasse und kleineren Läden wie der Hirschmatt-Buchhandlung und einer Weltbild-Filiale schon ein breites Buchangebot. Womit will der «grösste Schweizer Buchhändler» hier punkten? Eine Antwort auf diese Frage heisst: Kaffee.

Die publikumsträchtigste Filiale ist nämlich im Luzerner Bahnhof vorgesehen. Und hier will man mit einem modernen Kaffeebar-Konzept überraschen (zentralplus berichtete). Der Name «Kaffeekranz» soll gemäss Schilirò durchaus wörtlich genommen werden und zum Verweilen einladen. Neu ist die Idee eines Buchcafés indes nicht. Das Buchhaus Stocker hat in seiner Luzerner Filiale ein ähnliches Konzept integriert.

Filiale soll «Stammlokal» werden

Angedacht ist ausserdem eine digitale Ecke, in der Kunden die Welt der E-Books mittels Highlights der Neuerscheinungen und «tolino-Experten», welche die neusten E-Reader-Modelle vorstellen, schmackhaft gemacht werden soll. Ein Unterfangen, das für den Buchhandel nötig ist, aber nicht einfach sein dürfte. Denn im Gegensatz zu Ländern wie den USA sind E-Books im deutschsprachigen Raum zwar fest etabliert, aber immer noch ein Nischenprodukt (zentralplus berichtete). Im Gegensatz zu anderen Branchen hat das digitale Buch dem analogen Konterfei (noch) nicht den Rang abgelaufen.

Insgesamt soll die Filiale «Treffpunkt und Stammlokal für Literatur- und Kaffeeinteressierte am Bahnhof werden». Inwiefern es Orell Füssli gelingt, in einem unterirdischen Bahnhof auf rund 270 Quadratmetern Verkaufsfläche Verweilatmosphäre aufzubauen, wird sich nächstes Jahr zeigen. Die Eröffnung des Ladens ist für Frühling 2022 im Westflügel vorgesehen. Wie die «Luzerner Zeitung» berichtet, soll dafür die bestehende Buchparadies-Filiale weichen.

Mehr Bücher für Kriens

Eine noch grössere Filiale ist im Pilatusmarkt in Kriens geplant. Dies mit dem Hintergrund, dass das Shopping Center zu den 25 grössten Einkaufszentren der Schweiz gehört. Gemäss Schilirò ist das stetig wachsende Kriens ein idealer Standort. «Shopping-Center dienen den Konsumenten nicht mehr nur zum Einkaufen, sondern sollen auch Treffpunkte mit zusätzlichen Angeboten sein.» Auf rund 330 Quadratmetern soll im Sommer 220 diesem Wunsch Rechnung getragen werden.

«Für Orell Füssli als grösster Schweizer Buchhändler ist die Zentralschweiz – und prioritär Luzern – ganz klar Teil unserer Expansionsstrategie.»

Alfredo Schilirò, Mediensprecher Orell Füssli

Einen Fuss hat der Buchhändler im Kanton Luzern bereits in der Türe. Eine Filiale hat es derzeit im Emmen Center und ein Outlet-Store ging diesen Monat in der Ladengasse in Ebikon auf. Letzterer setzt am Standort des ehemaligen Migros-Restaurants hauptsächlich auf Restposten aus anderen Filialen statt auf Neuerscheinungen.

«Für Orell Füssli als grösster Schweizer Buchhändler ist die Zentralschweiz – und prioritär Luzern – ganz klar Teil unserer Expansionsstrategie», erklärt Schilirò. Diese Strategie sei schon seit längerem definiert worden und keine Reaktion auf die Coronakrise. Während dieser konnte Orell Füssli zwar einen Teil des Umsatzeinbruches dank dem Onlinehandel abfedern, aber nicht vollständig kompensieren. Darum will das Unternehmen auch weiterhin auf physische Läden setzen. «Für uns sind alle drei Verkaufskanäle – stationär über unsere aktuell 37 Filialen in der Deutschschweiz, online und B2B – von hoher Bedeutung.»

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