Putin-Tochter mitbeteiligt

Luzerner Polizei nutzt fragwürdige russische Software

Trotz Sicherheitsbedenken ist die russische Software in Luzern bis heute im Einsatz. (Bild: Adobe Stock)

Die russische IT-Firma Agisoft stellt eine Software für die dreidimensionale Spurensicherung her, arbeitet aber auch eng mit dem grössten Drohnenproduzenten Russlands zusammen. Trotz Sicherheitsbedenken wird die Software weiter in der Schweiz genutzt, so auch von der Luzerner Polizei. Mitbeteiligt an der Software ist eine Tochter von Putin.

Die Software mit dem Namen Agisoft Metashape dient vor allem bei der Spurensicherung. Nach Verkehrsunfällen oder Verbrechen können Tatorte dreidimensional dargestellt werden, die dazu notwendigen Bilder werden mit Drohnen oder Spezialkameras angefertigt. Viele Schweizer Kantonspolizeien sollen für forensische Aufklärungen lange auf die russische Software gesetzt haben oder sie bis heute nutzen. Dies schreibt der «Tages-Anzeiger» in seiner Donnerstags-Ausgabe.

In Luzern für alte Daten im Einsatz

So auch die Luzerner Polizei. Zwar setze sie für 3-D-Aufnahmen bei Verkehrsunfällen seit einigen Jahren auf die Schweizer Marke Leica. Dennoch sei auch Agisoft Metashape weiterhin im Einsatz, und war «zum Lesen der alten Datenbestände», heisst es im Bericht. «Verschiedene Sicherheitsvorkehrungen» trügen jedoch dazu bei, dass die gesamte digitale Infrastruktur der Luzerner Polizei dabei umfassend geschützt werde.

«Ich kenne die Software nicht und kann die Gefahr nicht einschätzen. Man weiss aber, dass Staaten in Applikationen Hintertüren einbauen oder Sicherheitslücken ausnutzen, um Spionage und Cyberattacken zu orchestrieren». Dies sagt der Grüne Freiburger Nationalrat und IT-Unternehmer Gerhard Andrey dazu gegen dem «Tagi». Tatsächlich: Nicht weniger als sechs Attacken auf die IT-Sicherheitsarchitektur durch Russlands Militärgeheimdienst GRU wurden in der Schweiz in den letzten Jahren öffentlich.

Laut Erik Schönenberger, Geschäftsführer der Digitalen Gesellschaft, könnten Hacker von den Daten zu Verkehrsunfällen in andere Bereiche der Polizeiarbeit vordringen. So zum Beispiel in der Wirtschaftskriminalität oder der Spionageabwehr.

Putin-Tochter Katerina Tichonowa mitbeteiligt

Und ein solches Interesse ist nicht auszuschliessen: Dokumente aus dem Jahr 2022 sollen gemäss «Tages-Anzeiger» zeigen, dass Agisoft und der grösste Drohnenproduzent Russlands, Geoscan, denselben Besitzer haben. Hinter Geoscan steht wiederum Innopraktika, eine staatliche russische Stiftung für die Entwicklung von geistigem Eigentum.

Vor einigen Monaten soll sich die russische Staatsstiftung Innopraktika zu zehn Prozent an der Firma beteiligt haben. Deren Chefin ist Katerina Tichonowa, die Tochter des russischen Präsidenten. Wie ihr Vater Wladimir Putin ist sie wegen des Überfalls auf die Ukraine unter anderem in der Schweiz sanktioniert.

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3 Kommentare
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    Kevin Klak, 08.03.2024, 08:52 Uhr

    Es wird immer komplexer die richtige Software zu evaluieren. Gleichzeitig sind auch die Beschaffungsprozesse der Behörden sehr umfangreich. Ganz offensichtlich spielten nur funktionale Kriterien eine Entscheidung. Hier solle sich die Behörde selbst einen Gefallen tun und Regeln aufstellen.

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    • Profilfoto von Kevin Klak
      Kevin Klak, 08.03.2024, 10:57 Uhr

      Ergänzend: Spätestens seit den Sanktionen gegen Russland sollten solche Entscheide überprüft werden. Hat man das gemacht?

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 07.03.2024, 10:56 Uhr

    Kleine Korrektur: Die auf dem Bau oder bei der Spurensicherung üblichen Stationen stammen von Leica Geosystems in Heerbrugg SG. Diese Bude gehört aber aber keiner Schweizer Firma sondern Hexagon (Schweden). Item, die Datensicherheit dürfte weitaus höher sein als bei russischen Produkten. Gilt "dümmer als die Polizei erlaubt" eigentlich nur für Zivilisten?

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