Ex-Schiffsgastronom mit neuem Restaurant in Baar

«Meine Mitarbeiter sind froh, dass es nicht mehr schaukelt»

Land in Sicht. Nach 36 Jahren auf dem Zugersee hat der Gastronom nun festen Boden unter den Füssen. (Bild: wia)

Vor wenigen Monaten wusste der ehemalige Zuger Schiffsgastronom noch nicht, was aus ihm und seinen Mitarbeitern werden sollte. Nach mehreren Jahrzehnten verlor er den Auftrag an eine andere Firma. Nun hat das Team um Beat Zürcher jedoch wieder sicheren Boden unter den Füssen.

Vom schwankenden Schiff aufs Festland. Beat Zürchers Ära als langjähriger Schiffsgastronom auf dem Zugersee nahm Ende letzten Herbst ein jähes Ende. Nach 36 Jahren verlor die Zürcher Kulinaria AG ihren Auftrag bei der Zuger Schifffahrtsgesellschaft (zentralplus berichtete). Doch Zürcher hat sich aufgerappelt.

Vor Kurzem eröffnete er im Baarer Industriequartier das Restaurant Neuhof Kulinaria. Tatsächlich befindet sich die Beiz mitten im Gewerbegebiet, einen Steinwurf von der S-Bahn-Haltestelle Neufeld entfernt. «Wir haben verschiedene Lokale angeschaut, etwa im Ägerital und im Kanton Schwyz, und uns letztlich für dieses entschieden», so Zürcher, den wir zwei Wochen nach der Eröffnung in seiner Beiz besuchen.

Büezer und Businessmänner speisen hier

«Klar ist es ein Risiko, dass wir nicht mitten im Kuchen sind, dennoch liegen wir strategisch gut. Wir haben viele Parkplätze und verfügen über einen guten Bahnanschluss», sagt der Chefkoch. Die umliegenden Firmen würden nicht nur Büezer, sondern auch Businesskunden herbringen.

Ein Blick in die Menükarte erstaunt. Denn diese offenbart nicht nur Mittag- und Abendmenüs im Mittelklassesegment, sondern auch ein Frühstücksangebot, das sich sehen lässt. Insbesondere, da dieses von Montag bis Freitag zu haben ist und nicht wie sonst in Restaurants üblich nur am Wochenende. Neben dem gängigen Büezer-Znüni mit Brot, Ei, Schinken, Salami und Lyoner gibt es etwa auch eine Deluxe-Variante mit Rauchlachs und einem Cüpli.

«Tatsächlich möchten wir nicht nur Büezer ansprechen, sondern auch Frauen und Männer, die unter der Woche gern miteinander frühstücken möchten», sagt Zürcher. Jeden zweiten Sonntag bietet das Restaurant Neuhof Kulinaria überdies einen Brunch an. Ein Angebot, das man vom Schiff übernommen habe. So weit der Stand der Dinge. «Doch wir sind noch flexibel im Angebot, und je nachdem, was funktioniert, passen wir dieses an.»

«Dort standen wir im Winter herum, während wir im Sommer kaum zur Ruhe kamen, da so viel los war.»

Beat Zürcher, Zuger Gastronom

Zürcher ist zwar nach wie vor etwas traurig darüber, den Auftrag der Schifffahrtsgesellschaft verloren zu haben, «die Nähe zur Natur war schon sehr schön». Doch berge sein neues Lokal durchaus Vorteile: «In einem herkömmlichen Restaurationsbetrieb läuft alles viel linearer ab als auf dem Schiff. Dort standen wir im Winter herum, während wir im Sommer kaum zur Ruhe kamen, da so viel los war.» Früher, als die Mitarbeiter und Zürcher noch jünger waren, sei dies kein Problem gewesen. «Doch merkt man schon, dass man älter wird.»

Ein weiterer Vorteil: Hier schwankt's nicht in der Küche. «Je höher der Wellengang, desto lustiger fand ich das. Meine Mitarbeiter hingegen vermissen das Schaukeln weniger», so Zürcher. Insbesondere, da man in gewissen Schiffsküchen nicht einmal Bullaugen hatte, «was das Schaukeln zusätzlich verstärkte. Das hält man nicht allzu lange aus».

Ein sehr verhaltener Start

Am Mittag laufe der Betrieb an der Oberneuhofstrasse 8 bereits ordentlich. An den Donnerstag- und Freitagabenden hingegen sei noch Luft nach oben. «Doch muss man auch bedenken, dass wir erst gerade angefangen haben. Und das sehr still und leise, ganz ohne Werbung», sagt Zürcher.

«Cateringaufträge sind für uns lebensnotwendig.»

Obwohl die Crew rund um Beat Zürcher nun ein neues Lokal hat, ist man noch nicht aus dem Schneider. Denn noch ist unklar, ob man alle Mitarbeiter von früher übernehmen könne. «Das kommt darauf an, ob es uns gelingt, genügend Cateringaufträge aufzugleisen und Bankette durchzuführen. Die sind für uns lebensnotwendig», sagt er.

Dass es ihm jedoch ein grosses Anliegen ist, seine früheren Mitarbeiter auch im heutigen Betrieb beschäftigen zu können, ist spürbar. «Unser amtsjüngster Mitarbeiter ist schon über 5 Jahre dabei, der amtsälteste seit 35 Jahren.»

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