Wo sich Zugerinnen mit Dildos eindecken

So läuft es in Zugs erstem und einzigem Sexshop

Massimo Fusco ist der Filialleiter der Magic-X-Filiale im Einkaufszenter Zugerland in Steinhausen. (Bild: ida) (Bild: ida)

Noch nicht lange ist es her, als im Kanton Zug der erste Sexshop seine Pforten eröffnet hat. Und das in Zeiten, in denen zahlreiche andere Erotikshops dichtmachen mussten. Wir haben die Magic-X-Filiale im Einkaufscenter Zugerland in Steinhausen besucht.

Dessous reiht sich an Dessous: ob mit Spitze oder in Glanzoptik, schwarz oder rot. Dahinter sind auf einem schwarzen Tisch Vibratoren in beinahe jeder Farbe und Vibrationsstärke ausgestellt. Anfassen ist hier erlaubt – und eigentlich sogar erwünscht. Prominent ausgestellt ist auch der Womanizer – das Sextoy, das Orgasmusgarantie verspricht. Ein Verkaufsschlager.

«Wenn du kein Womanizer-Typ bist, bist du ein Le-Wand-Typ», sagt Massimo Fusco. Er steht mitten in Zugs erstem und einzigen Sexshop: der Filiale von Magic X im Einkaufscenter Zugerland in Steinhausen. Fusco läuft zu einem der Regale, fasst den Massagestab «Le Wand» und kommt damit zurück. Zehn verschiedene Vibrationsgeschwindigkeiten und 20 Vibrationsmodi habe dieser. Er sei einer der stärksten Vibratoren, so Fusco. «Entweder man mag das Pulsieren und das Saugen des Womanizers – oder eben starke Vibrationen wie die dieses Massagestabes. Es gibt immer die zwei Arten von Menschen», sagt er und lächelt.

Fusco kennt hier jedes Toy, jedes Dessous und jedes Gel. Und er kann die Menschen, die einen Fuss in den Shop setzen, wie kein anderer lesen. Seit drei Jahren arbeitet er bei Magic X – zuerst in Dietlikon, seit letztem November hier im Zugerland. 2019 eröffneten hier die Verantwortlichen von Magic X eine Filiale.

In Zug tasten sich Menschen vorsichtig an den Sexshop

«Die Zugerinnen und Zuger sind schon ein wenig zurückhaltender», sagt Fusco mit einem breiten Lachen. «Viele sind Neustarter, die sich langsam an diese Welt rantasten. Das braucht ein wenig Zeit – und Geduld.» Doch Fusco spürt das schnell. Setzt jemand einen Fuss in den Shop, so grüsst er freundlich und lässt ihn erstmals ein wenig ankommen und schnuppern. «Manchmal laufen sie dann auch nur durch den Laden und gehen wieder. Doch zu 95 Prozent kommen sie nochmals – und lassen sich dann auch beraten.»

«Viele sind Neustarter, die sich langsam an diese Welt rantasten.»

Massimo Fusco, Filialleiter Magic X Zugerland

Beliebt sind vor allem Sextoys. Bei Frauen der Womanizer oder ein bestimmter Paarvibrator. Bei Männern sind Masturbatoren hoch im Kurs. Also ein Sexspielzeug, das den Penis stimuliert. Aber auch Stimulationsgels, welche einen intensiveren Orgasmus versprechen, sind bei Frauen und Männern sehr beliebt. «Gerade auch Anal-Liebeshilfen und Toys, die man über eine App am Handy steuern kann, sind schon länger im Trend. Und auch der gesamte Fetischbereich», so Fusco.

Erotik Markt läuft harzig, Magic X «sehr gut»

2019 klang es nach einem mutigen Unterfangen, als bekannt wurde, dass Magic X in Zeiten des florierenden Onlinehandels einen neuen Store im Zugerland eröffnet. Warum ausgerechnet in Zug?

«Zug stand schon länger auf unserer Liste.»

Jan Brönnimann, Geschäftsleitung Magic X

«Zug stand schon länger auf unserer Liste», sagt Jan Brönnimann von der Geschäftsleitung von Magic X. «Grundsätzlich besteht in der ganzen Schweiz das Bedürfnis nach Erotikartikeln. Die Frage ist eher, wo es verfügbare Ladenlokale hat.»

Schweizweit gibt es zwei grosse Sexshopketten: Magic X und Erotik Markt. Letzterer betreibt schweizweit noch acht Filialen. Dem Inhaber Patrik Stöckli gehören zudem sechs Swingerclubs (das «Cruising World»). Die Sexshops laufen derzeit aber harzig. «Unsere Erotikshops wären ohne die Standorte des ‹Cruising World› alles andere als rentabel», sagte der Geschäftsführer Marc Gilardi kürzlich gegenüber zentralplus.

Der Erotikhandel musste sich immer wieder neu erfinden – mit der Flut an Gratispornos beispielsweise brach den Sexshops ein ganzer Geschäftszweig weg.

Magic X betreibt in der ganzen Schweiz 26 Filialen. Und sie laufen laut Jan Brönnimann sehr gut. Eine konkrete Umsatzzahl kommuniziert er nicht. Die Stores stehen an prominenten Lagen wie am Limmatquai in Zürich – oder auch ein wenig diskreter wie im Zugerland, wo sich der Sexshop in der obersten Etage ganz zuhinterst befindet. «Ob prominente und exponierte Lagen oder eher diskret – beides funktioniert sehr gut. Es spielt auch keine Rolle, ob die Kundschaft vor Ort eher offen oder reservierter ist», sagt Brönnimann.

Auch die Filiale in Zug sei «selbstverständlich rentabel». «Es ist einer der besseren Läden und steht sicherlich nicht am Schlusslicht», so Brönnimann. Auch wenn noch Luft nach oben sei. «Dies, weil wir die Filiale im Zugerland erst seit drei Jahren betreiben. Ein Laden lebt bekanntlich von seiner Standortbekanntheit und das dauert jeweils eine Weile.» Zumal man ja nicht alle 14 Tage ein neues Sextoy benötige.

Sextoy diskret bestellen – oder lieber doch nicht?

Magic X setzt auch im Jahr 2022 auf den Retail. «Der Onlinehandel ist zwar auch für uns wichtig – macht im Vergleich zum Umsatz aus den Filialen vor Ort aber einen eher kleinen Stellenwert aus», so Brönnimann. «Wir sind überzeugt, dass unsere Branche vor allem in einem Laden vor Ort seine Stärke ausspielen kann.»

«Ein Vibrator, der den Lärm eines Rasenmähers hat, macht schliesslich auch nur halb so viel Spass.»

Jan Brönnimann

Gerade bei den Sextoys beobachten er und sein Team, dass die Kundinnen diese erst in die Hand nehmen wollen – um zu sehen und zu spüren, wie schwer das Spielzeug ist, wie es sich anfühlt und wie es beispielsweise vibriert. «Ein Vibrator, der den Lärm eines Rasenmähers hat, macht schliesslich auch nur halb so viel Spass», sagt Brönnimann und lacht. Deswegen würden die Filialen auch so gut laufen. «Schliesslicht geht’s in der Erotikwelt ums Fühlen, Riechen und Spüren – und das wird bei uns erlebbar.»

Menschen sind experimentierfreudiger

Und wie ist das Publikum im Shop im Zugerland? Wie Fusco erzählt, kommen alle querbeet – von jung bis alt, Singles und Paare. Er erzählt von Rentnern, die vom Arzt in einen Sexshop geschickt werden, weil sie wegen einer schweren Krankheit oder Medikamenten mit Erektionsstörungen zu kämpfen haben und beispielsweise an einer Penispumpe interessiert seien.

Er erzählt von Frauen, die nicht wissen, wie sie zum Orgasmus kommen. Und von Paaren, die gemeinsam über ihre sexuellen Fantasien sprechen und gerne Neues wagen. «Die meisten kommen hierhin, weil sie etwas Neues ausprobieren wollen. Oder weil sie sich selber entdecken – oder sich selbst etwas Gutes gönnen wollen.»

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Massimo Fusco vor Ort
  • Telefonat mit Jan Brönnimann
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