Warum ein 17-jähriger Zuger Fahnenschwinger wurde

Silvan Bürgisser steht kurz vor seinem grössten Auftritt als Fahnenschwinger beim Eidgenössischen Jodlerfest in Zug. zentralplus hat sich am Vorabend mit ihm getroffen.

Autor

Pascal Kaelin

Es ist still in der hintersten der drei Turnhallen der Kantonsschule Zug. Hier findet das «Einschwingen» für die Auftritte am Eidgenössischen Jodlerfest statt. Doch es ist kein Sägemehl auf dem Boden verteilt, und mit dem Begriff «Einschwingen» ist nicht die Vorbereitung für einen Wettkampf der Nationalsportart gemeint.

In dieser Turnhalle bereiten sich die Fahnenschwinger auf ihren Einsatz am Eidgenössischen Jodlerfest vor. Neben den Jodlerinnen und den Alphornspielern sind die Fahnenschwinger der dritte Schwerpunkt des Grossanlasses.

Jury bewertet verschiedene Faktoren

«Soll ich die Zuger oder die Schweizer Fahne nehmen?», fragt der 17-jährige Silvan Bürgisser, als zentralplus ihn am Vorabend seines Auftritts besucht. Der Oberägerer entscheidet sich schliesslich für die Zuger Fahne.

Er demonstriert, wie der «Vortrag» morgen aussehen könnte. Er schmeisst die Fahne in die Luft, sie dreht sich um die eigene Achse, dann fängt er sie. «Wenn die Fahne eine Höhe von drei Körperlängen erreicht, gibt es einen Zusatzpunkt», erklärt Bürgisser später in der Festwirtschaft. Davor grüsst er die vielen Zuschauer und andere Fahnenschwinger in der Turnhalle. Man kenne sich in der Szene, bestätigt er.

Bürgisser wird am Samstag von einer Jury beurteilt werden. Und diese schaut auf ziemlich viele Details. «Die Fahne darf sich nicht einwickeln, sonst gibt es einen Abzug», erklärt er. Ebenso gibt es einen Abzug, wenn die Fahne zu Boden fällt oder den Körper berührt. Anspruchsvolle Schwünge werden dagegen mit einem Bonuspunkt belohnt. Ein Fahnenschwinger müsse immer zwischen Risiko und Sicherheit abwägen, erklärt der 17-Jährige.

Entspannt am Vorabend des Auftritts

Sein «Vortrag» am Eidgenössischen Jodlerfest in Zug wird Silvan Bürgissers grösster Auftritt – er musste sich dafür erst qualifizieren. Der Anlass findet nur alle drei Jahre statt. Aufgrund der pandemiebedingten Absage vor drei Jahren sind nun sechs Jahre seit der vergangenen Ausgabe vergangen. Insgesamt 150’000 Zuschauer werden in Zug zum Fest erwartet (zentralplus berichtete).

Dennoch ist Bürgisser am Vorabend seines dreiminütigen Auftritts entspannt. «Die Nervosität kommt erst zehn Minuten vor dem Auftritt», erklärt der Teenager, der ein kurzärmliges weisses Hemd mit aufgestickter Schweizer- und Kantonsfahne trägt.

Als Achtjähriger bereits Fahnenschwinger

Zum Fahnenschwingen kam Bürgisser bereits als Achtjähriger. Seine Schwester war damals in einem Kinderjodelverein, in den auch er zum Schnuppern ging. Ein Fahnenschwingerverein suchte später in diesem Verein nach Nachwuchs. So stiessen sie auf den Oberägerer. Seitdem trainiert er regelmässig, bis zu zweimal wöchentlich.

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Für das Jodlerfest in Zug hat sich Bürgisser nicht anders vorbereitet als sonst. «Die Proben waren so wie immer.» Neben seinem Einzelvortrag findet am Sonntag auch noch ein Festumzug in der Gruppe statt. Dabei führt eine Gruppe von Fahnenschwingern gemeinsam eine Choreografie auf. Gerade das Gemeinschaftliche hat für Bürgisser einen hohen Stellenwert: «Es verbindet, die gleiche Übung zu machen», sagt er.

Viele Kollegen kennen Bürgissers Hobby nicht

Das Fahnenschwingen ist nicht das einzige Hobby des Oberägerers. Er spielt Klarinette und geht ins Armbrust- und 300-Meter-Schiessen. Der Schiesssport habe Gemeinsamkeiten mit dem Fahnenschwingen, sagt er. «Man muss ruhig sein und sich auf sich selbst konzentrieren.»

Viele Kollegen aus der Schule oder von der Arbeit, die Fahnen schwingen, hat der Elektronikerlehrling nicht. Ein Freund aus der Grundschule habe auch einmal «gfähnled», doch mittlerweile habe er die Fahne an die Wand genagelt. «Wenn ich meinen Freunden vom Fahnenschwingen erzähle, kennen das die meisten nicht», bemerkt er gelassen. Doch das stört ihn nicht. «Dann erklär ich ihnen halt, wie das geht», fügt er schmunzelnd hinzu.