Kulturhäuser schliessen wegen Schutzmassnahmen

Gianluca Pardini: «Die ganze Kulturbranche ist bedroht»

Bleibt vorerst leer: Die Schüür und der Schüürgarten. (Bild: pze)

Erst wenige Tage lang gelten schärfere Schutzmassnahmen im Kampf gegen das Coronavirus. Doch schon schliessen erste Kulturhäuser die Türen. Der Betrieb lohnt sich für sie nicht. Gianluca Pardini von der IG Kultur hofft nun auf schnelle Hilfe der Behörden.

Erste Kulturbetriebe schliessen ihre Türen, weil sich die Umsetzung der verschärften Schutzmassnahmen für sie nicht lohnt. Schon während des Lockdowns bangten manche Lokale um ihre Existenz. Was die neuen Massnahmen für die Kultur bedeuten, erklärt Gianluca Pardini, Geschäftsleiter der IG Kultur Luzern.

zentralplus: Herr Pardini, die Schüür geht vorübergehend zu. Die Kegelbahn und das Rok auch. Ist das für Sie nachvollziehbar?

Gianluca Pardini: Ja, ist es. Jedes Lokal muss sich nun die Frage nach einer Schliessung stellen. Die neuen Auflagen des Bundesrats verunmöglichen es vielen Lokalen, Veranstaltungen durchzuführen – weil sie keine Möglichkeit haben, die Massnahmen kostendeckend umzusetzen oder weil sie schlicht die räumlichen Voraussetzungen nicht erfüllen können.

zentralplus: Wird es zu weiteren temporären Schliessungen kommen?

Pardini: Damit rechnen wir. In einigen Betrieben wird bereits darüber diskutiert (zentralplus berichtete).

zentralplus: Was bedeuten die Massnahmen für die Kulturstadt Luzern mittelfristig? Werden Lokale ganz von der Bildfläche verschwinden?

Pardini: Es steht ausser Frage, dass die ganze Kulturbranche bedroht ist. Vor allem für alle Kulturbetriebe, die neben den Ticketeinnahmen zu einem grossen Teil von den Erträgen aus der Gastwirtschaft leben, wird’s nun richtig eng. Und je länger das dauert, desto schlimmer wird es.

zentralplus: Was braucht es, um solche Schliessungen zu verhindern?

Pardini: Eine schnelle Hilfe des Bundes und der Kantone. Der Lockdown im Frühling hat gezeigt, dass die Kulturbranche ein wichtiger Wirtschaftszweig ist. Da hängt viel zusammen, vieles ist vernetzt. Es geht hier nicht nur um Konzerte, es geht um Kunstschaffende, Technikerinnen, Eventlokale, die Gastronomie und auch die Hotellerie. Deswegen müssen der Bund und die Kantone mit den Ausfallentschädigungen schnell handeln. Rasche und unbürokratische Lösungen sind jetzt gefragt. Das Überleben vieler Betriebe hängt davon ab.

zentralplus: Gibt es innovative Lösungen von Seiten der Kulturbetriebe, um den Verschärfungen zu trotzen?

Pardini: Die gibt es durchaus. Einige Lokale haben beispielsweise Aussenplätze umgenutzt oder neue Geschäftsfelder erprobt. Aber nicht jeder Betrieb hat dieselben Möglichkeiten. Vielen Lokalen steht nicht genug Platz zur Verfügung, um unter Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten, dass Gäste sitzend konsumieren können. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein struktureller Wandel ausgelöst wurde – gezwungenermassen. Zu beachten ist auch, dass diese Transformationsprozesse auch nicht gratis sind. Das braucht Planung, Zeit, Fachpersonal – und Geld.

zentralplus: Haben die Luzerner Behörden zu spät reagiert mit den Verschärfungen? 

Pardini: Man kann der Regierung konkret nichts vorwerfen. Sie weiss ja auch nicht, wie sich die Lage entwickeln wird. Die in der letzten Woche getroffenen Massnahmen sind grundsätzlich vernünftig gewesen. Man hat versucht, auch für die Kulturbetriebe ein gewisses Mass an Normalität herzustellen – und das ist nicht schlecht gelungen. Persönlich finde ich es gut, dass der Bund wieder übernommen hat. Ich denke, viele Betriebe begrüssen das ebenfalls.

zentralplus: Finden Sie die neuen Massnahmen gerechtfertigt?

Pardini: Auf jeden Fall. Die Massnahmen sind wichtig und richtig. Je schneller die Fallzahlen sinken, desto eher können die Betriebe wieder öffnen. Lieber jetzt strenge Massnahmen als später, wenn es vielleicht schon zu spät ist. Das Ausbleiben vieler Besucherinnen bei Veranstaltungen ist ebenfalls ein deutliches Zeichen und rechtfertigt die Massnahmen. Es ist aber ebenso wichtig und entscheidend, dass die Verordnungen zum Covid-19-Gesetz – insbesondere im Bereich der Ausfallentschädigung – auf Bundes- und Kantonsebene bereinigt und rasch umgesetzt werden können.

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