Jazz Night feiert 30-Jahr-Jubiläum

Diese Frau belebt mit Jazz die Zuger Altstadt

Sie weiss, wie man trotz steppendem Jazz-Night-Bär cool bleibt: Nicolett Theiler, Mitorganisatorin des Anlasses. (Bild: Pit Bühler)

Die Zuger Jazz Night feiert an diesem Donnerstag und Freitag ihr 30-jähriges Bestehen. zentralplus hat mit Nicolett Theiler über den Wandel der Zeit, schöne Momente und Hauruck-Übungen gesprochen.

Was dereinst als kleines, eintägiges Fest begann, ist aus Zug kaum mehr wegzudenken. 1992 ging die Jazz Night zum ersten Mal über die Bühne. Die letzten beiden Ausgaben mussten coronabedingt abgesagt werden. Nun hat sich wieder Normalität eingestellt, und somit kann die 30. Jazz Night durchgeführt werden.

Diese trägt massgeblich dazu bei, dass regelmässig die Live-Musik internationaler Jazz- und Blues-Grössen durch die Zuger Altstadt hallt und dass das Seeufer die Lebendigkeit erfährt, die es eigentlich verdient hätte.

Nicht ganz seit Beginn, aber immerhin seit rund 25 Jahren ist auch Nicolett Theiler als Organisatorin mit dabei. Dass sie im Gefüge «Jazz Night» eine wichtige Rolle spielt, spürt zentralplus nicht zuletzt während des Interviews. Beim Gespräch, kurz vor Beginn des Festivals, ist noch viel zu tun. Theiler koordiniert, verweist Helfer an die richtige Stelle, erklärt, wo Bänke hinmüssen und was mit den Kabelbindern los ist. Die Information, dass der Elektriker dringend gebraucht wird, aber unauffindbar ist, vermag sie nicht zu beunruhigen.

zentralplus: Sie wirken überhaupt nicht nervös. Hat sich die Aufregung durch die langjährige Erfahrung verflüchtigt?

Nicolett Theiler: lacht. Ich denke schon. Ich muss zwar stets parat sein, schauen, dass alles in meinem Bereich funktioniert und spontan auf Ungeahntes reagieren können, gerade auch während des Anlasses. Zeit für grosse Korrekturen gibt es dann nicht mehr. Doch genau das liebe ich an diesem Job. Man muss pragmatisch sein und mit dem arbeiten, was man hat. Dazu kommt, dass ich in all den Jahren ein riesiges Netzwerk aufbauen konnte. Das kommt mir heute sehr zugute.

zentralplus: Drehen wir die Zeit zurück zu den Anfängen der Jazz Night. Inwiefern unterschied sich der Anlass von jenem heute?

Theiler: Sehr vieles ist heute anders. Zuerst fand die Jazz Night jeweils nur am Donnerstag statt. Zudem gab es ein Verschiebedatum im Falle von Schlechtwetter. Die Bühnen kamen ziemlich handgestrickt daher, Sonnenschirme dienten den Musikern als Regenschutz. Erst mit der Zeit stellte sich eine Pro­fes­sio­na­li­sierung ein, das heisst, wir organisierten etwa gute Bühnen mit einer Überdachung. Auch die sonstige Infrastruktur wurde stets besser. Je mehr Besucher wir hatten, desto mehr mussten wir auch in die Bereiche Entsorgung und Sicherheit investieren. Das hat sich natürlich wiederum auf die Kosten ausgewirkt.

Jazz Night 2023

Am Donnerstag, 24. und Freitag, 25. August, feiert die Jazz Night ihre 30. Ausgabe. Auf verschiedenen Bühnen in der Zuger Altstadt finden während zwei Abenden diverse Konzerte statt. Die Sause steigt jeweils ab 19 Uhr. Für Erwachsene kostet der Eintritt pro Abend 20 Franken, Jugendliche zahlen 10 Franken, für Kinder bis 12 Jahre ist der Anlass gratis.

zentralplus: Seit 2017 zahlen Besucherinnen zwingend Eintritt, davor konnte man freiwillig einen Solidaritätsbutton kaufen. Hat sich diese Veränderung auf die Zahl der Gäste ausgewirkt?

Theiler: Nicht unbedingt. Wie viele Besucher kommen, hängt eher von den Bands ab, die spielen. Ausserdem hat der freiwillige Beitrag früher bei gewissen Gästen für Unmut gesorgt, da halt nur ein Teil der Gäste diesen zu zahlen bereit war. Heute herrschen für alle die gleichen Regeln. Diskussionen haben wir praktisch keine mehr. Teenager zwischen 12 und 20 Jahren zahlen nur 10 Franken, für Kinder ist der Anlass gratis. Das ist uns wichtig, denn schliesslich sind die Jungen das Publikum von morgen.

«Erst in diesem Moment realisierten wir, dass das Klavier fehlte. Wir hatten schlicht vergessen, eines zu bestellen.»

zentralplus: An welche Situationen aus den letzten 25 Jahren erinnern Sie sich am besten?

Theiler: Da gibt es einige. Aus der Zeit ganz am Anfang gibt es eine witzige Anekdote. In einem Jahr war es wahnsinnig heiss. Der Vorstand freute sich darüber und genehmigte sich ein Bad im See, dies direkt beim Gerbiplatz. Vom Wasser aus blickten wir auf die Bühne und realisierten erst in diesem Moment, dass das benötigte Klavier fehlte. Wir hatten schlicht vergessen, eines zu bestellen.

zentralplus: Wie lösten Sie das Problem?

Theiler: Wir hatten grosses Glück, denn das Restaurant Widder verfügte damals über ein Klavier. Mit grossem Aufwand manövrierten wir dieses auf die Bühne, konnten die Situation also gerade noch retten. Was mir ebenfalls in Erinnerung bleibt, ist der Brandalarm im Rathauskeller. Zwar war es ein Fehlalarm, die Situation war aber für uns Organisatoren ziemlich hektisch.

zentralplus: Auch wettertechnisch muss man offenbar auf alles gefasst sein. Nachdem die Jazz Night zwei Jahre nacheinander aufgrund der Pandemie ausgefallen war, drohte auch die letztjährige Ausgabe auszufallen. Dies aufgrund des extremen Wetters.

Theiler: Genau. Der Donnerstag war super, am Freitag folgten jedoch starke Gewitter und Sturmböen bis in die Morgenstunden. Wir beschlossen deshalb, das Gelände zu öffnen und für jedermann gratis zugänglich zu machen. Mit der Öffnung wollten wir erreichen, dass die Musikerinnen nicht ganz ohne Publikum dastanden. Eine solche Massnahme sollte jedoch die Ausnahme bleiben.

zentralplus: Für Donnerstag und Freitag sieht es auch in diesem Jahr eher gewitterhaft aus. Beunruhigt Sie das?

Theiler: Nein. Mit Gewittern muss man bei diesen Temperaturen immer rechnen. Wir haben ein entsprechendes Sicherheitskonzept. Je nachdem, müssen wir zur einen oder anderen Massnahme greifen. Damit wir ad hoc reagieren können, haben wir unter anderem den Regenradar im Visier.

zentralplus: Worüber freuen Sie sich dieses Jahr besonders?

Theiler: Auf die Konzerte sicher. Etwa auf Dave Feusis Projekt «Swiss Movement: Next Generation», das er mit der Big Band Zug umgesetzt hat, aber auch die Auftritte der Musikschule. Ich finde, wir haben heuer ein schönes Programm. Was mich ausserdem immer sehr freut, sind die Rückmeldungen der Musiker. Sie fühlen sich meist wahnsinnig wohl backstage und kommen generell sehr gern nach Zug.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Nicolett Theiler
  • Website Jazz Night
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