Freche Fragen an… Luzerner Jugendradio

Die Radio-3Fach-Konfrontation: 25 steile Thesen zum Jubiläum

Linus Bürgi ist Vorsitzender der 3Fach-Geschäftsleitung. (Bild: mst)

25 Jahre in Luzern: Dieses Wochenende feiert das Radio 3Fach sein grosses Jubiläum. Aber nicht, ohne dass zentralplus dem Jugendradiosender auf den Zahn fühlt.

Jung, mutig und direkt: So beschreibt das Radio 3Fach seine politische Berichterstattung. 1993 als Idee von Schülern in Angriff genommen, hat sich das Luzerner Jugendradio über die Jahre einen Namen gemacht. Der wohl bekannteste ehemalige «3Fächler» ist der Comedian Dominic Deville, der bis letzten Frühling eine Late-Night-Show auf SRF hatte.

Das Besondere am Radio 3Fach: Jugendradio steht nicht nur drauf, sondern steckt drinnen. Denn gemäss der «altbekannten Altersguillotine», wie die Redaktion liebevoll schreibt, ist mit 25 Jahren Schluss. Zumindest am Mikrofon. In der Geschäftsleitung darf man fünf Jahre länger bleiben.

Zum Anlass des 25-Jahr-Jubiläums des wohl «ersten Jugendradios Europas» hat zentralplus beim Radio 3Fach angerufen und Linus Bürgi erwischt. Der 24-Jährige ist Vorsitzender der Geschäftsleitung und stellt sich 25 jungen, mutigen und direkten Thesen – ganz im Stil des Senders.

zentralplus: 3Fach ist eine Sekte.

Radio 3Fach: (lacht) Das sagt man über alle Vereine, wo Leute gern dabei sind.

zentralplus: «3Fächler» müssen Piercings haben.

Radio 3Fach: Einige haben Piercings. Das gehört eben zu einer gewissen Jugendkultur. Den Leuten vom 3Fach ist wichtig, wie sie aussehen.

zentralplus: Deshalb auch die Tattoos.

Radio 3Fach: Das wahrscheinlich sogar mehr als Piercings. Wenige im Team haben keins. Es gibt sogar einige, die ein 3Fach-Tattoo haben.

zentralplus: Jeder «3Fächler» raucht.

Radio 3Fach: Schon fast alle. Die Rauchpause mit Kaffee und Zigi ist berühmt-berüchtigt im 3Fach.

«Wir würden was falsch machen, wenn keiner unsere Musik schräg fände.»

zentralplus: Jeder kennt euch, keiner hört euch.

Radio 3Fach: (lacht) Ja, dass alle Leute das 3Fach kennen, ist schon so. Dass keiner uns hört, davon weiss ich nichts.

zentralplus: Aber keiner hört mehr Radio.

Radio 3Fach: Das ist ein Vorurteil. Drei von vier Personen in der Schweiz hören täglich Radio. Aber klar, junge Leute hören weniger Radio. Deswegen machen wir viel auf Social Media. Wo Radio keine unwichtige Rolle spielt. Viele Formen dort ähneln dem Radio. Der Host-Gedanke zum Beispiel oder dass eine Ich-Person unterhält.

zentralplus: Eure Musik ist absichtlich alternativ.

Radio 3Fach: Wenn wir die Leute mit unserer Musik herausfordern, ist das richtig so. Wir würden was falsch machen, wenn niemand unsere Musik schräg fände.

zentralplus: Jeder «3Fächler» hat eine Plattensammlung.

Radio 3Fach: Das sind nur die wenigsten. Aber auch die nutzen Spotify, SoundCloud oder andere Dienste. Die sind zu praktisch.

Das Jugendradio 3Fach an der Zürichstrasse in Luzern. (Bild: zvg)

zentralplus: Ihr seid links.

Radio 3Fach: Nicht wirklich. Wir berichten eben viel über eine alternative Kultur. Zu politischen Themen wird aber immer ausgewogen berichtet. Dazu sind wir verpflichtet und bilden unser Team auch entsprechend aus.

zentralplus: Den «Mass-Voll»-Präsidenten Nicolas Rimoldi würdet ihr nicht ins Studio lassen.

Radio 3Fach: Das haben wir so nie entschieden. Aber persönlich finde ich, dass er nichts Spannendes zu sagen hat.

zentralplus: Wenn nicht links, dann Hipster.

Radio 3Fach: Keine Ahnung, Hipster waren doch vor etwa zehn Jahren cool. Wir wollen jetzt noch cool sein.

zentralplus: Eure Website fetzt.

Radio 3Fach: Sie ist sicher farbiger und abwechslungsreicher als bei den meisten anderen Medien.

zentralplus: Trotzdem repräsentiert ihr die alte Jugendkultur.

Radio 3Fach: Was wäre denn die neue Jugendkultur?

zentralplus: Generation TikTok. Die erreicht ihr nicht.

Radio 3Fach: Das hat sicher niemand aus der Generation TikTok gesagt.

«Bei uns entscheiden Jugendliche, was sie berichten und wie. Das würde auch anderen Medien guttun.»

zentralplus: Euer Art-Work ist genial.

Radio 3Fach: Ist es? Sicher besser als das von zentralplus. (lacht)

zentralplus: Bei euch sitzen Kinder am Mikrofon.

Radio 3Fach: Das stimmt effektiv nicht. Im Moment sind alle über 18. Wir hätten aber gern wieder 16-, 17-Jährige, die hinter dem Mikrofon stehen. Das sind aber Jugendliche, keine Kinder.

zentralplus: Jugendliche, die immer zahmer werden.

Radio 3Fach: Das bezweifle ich. Das Gefühl haben doch alle Generationen. Jeder und jede will rebellischer gewesen sein als die Nächsten.

zentralplus: Stichwort Generationen: Dominic Deville ist das grosse Vorbild aller «3Fächler».

Radio 3Fach: Das glaube ich nicht. Deville ist ja auch Punkmusiker. Und das ist bei jungen Leuten nicht mehr wirklich ein Thema. Bevor wir das Jubiläum geplant haben, wussten nur wenige im Team, dass er mal bei uns war.

Das «Kick Ass Festival»

Zur Feier des 3Fach-Jubiläums veranstaltet der Sender ein zweitägiges Festival. Beim «Kick Ass Festival» dieses Wochenende werden in der Baselstrasse 30 nationale und internationale Künstlerinnen auftreten. Das Festival startet in den Räumen des Kaffee Kinds, des Klubs Kegelbahn, der Gewerbehalle und der Kali-Gallery. Wie es sich für einen Radiosender gehört, wird das Festival live übertragen (zentralplus berichtete).

zentralplus: Ihr seid ein Sprungbrett zu den richtigen Medien.

Radio 3Fach: Ein Sprungbrett wollen wir sicher sein. Was ein richtiges Medium qualifiziert und was nicht, kann jeder selbst beurteilen.

zentralplus: Bei euch darf man machen, was man will.

Radio 3Fach: Ja, im Prinzip schon. Solange man sich im Rahmen journalistischer Richtlinien bewegt. Bei uns entscheiden junge Erwachsene, was sie berichten und wie. Das würde auch anderen Medien guttun.

zentralplus: Dabei ist euch der Duden egal.      

Radio 3Fach: Wir berichten, wie wir im Alltag reden. Dafür sind wir aber weit bei gendergerechter Sprache und Inklusivität.

«Wer nach der Party eine gute Sendung machen kann, hat sich das verdient.»

zentralplus: Ihr mischt überall mit.

Radio 3Fach: Ja, wir versuchen ein breites Abbild von alternativer Jugendkultur in Luzern zu geben. Deswegen sind wir an vielen Orten dabei.

zentralplus: Euer Job ist eh nur Party.

Radio 3Fach: Unsere Sendung fängt in der Früh um sechs an. Wer nach der Party eine gute Sendung machen kann, und das können nur wenige, hat sich das verdient. Für die meisten ist der Job aber keinesfalls nur Party.

zentralplus: 3Fach dreht sich um sich selbst.

Radio 3Fach: Hey, das hören wir immer wieder. Dass 3Fach selbstabsorbiert sei und sich selbst recht wichtig nimmt. Wir sind stolz, was wir machen, und sagen das auch. Ich finde das in Ordnung.

zentralplus: 25 Jahre 3Fach. Jetzt muss der Sender gemäss euren Statuten gehen.

Radio 3Fach: (lacht) Haben wir uns auch überlegt. Wir haben aber gefunden, das wäre zu schade.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 15.10.2023, 18:36 Uhr

    „Dafür sind wir aber weit bei gendergerechter Sprache und Inklusivität.“ 85% der Menschen wollen kein Gendergequake. Was also bedeutet in so einem Zusammenhang „weit sein“? Weit daneben?

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    • Profilfoto von Jensen
      Jensen, 16.10.2023, 10:35 Uhr

      85% der Menschen, die in der Schweiz leben, könnten auch ziemlich genau jene Personen sein, die eben nicht unter einer diskriminierenden Sprache leiden. Genau weil es eine Minderheit ist, die unter einer nicht-gegenderten Sprache leiden, ist es so immens wichtig, dass auch Menschen, die fernab von der queren Community und auch Männer, die sowieso selten davon betroffen sind, sich für eine inklusive und für alle gerechte Sprache einsetzen. Es wird allen besser gehen, glauben Sie mir.

      Und ganz ehrlich, es gibt Themen, bei denen es nicht darum geht, immer und immer wieder seine persönliche Faulheit über die kollektive Aufgabe, die Welt progressiv mitzugestalten, zu stellen. Viel spannender ist es, wenn wir alle gemeinsam neugierig bleiben und mitgestalten was kommt. Alle können dazu etwas beitragen. Und wenn wir von etwas nicht viel Ahnung haben, dann können wir ja auch mal ruhig sein und sich wachsam weiterbilden.

      Nachdenkliche Grüsse von einem privilegierten, weissen Cis-Mann, der sich über Kommentare dieser Art nervt.

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