Entlassung angedroht

Zuger Professorin erhebt Sexismus-Vorwürfe gegen ETH

Die Zuger Professorin musste ihr Labor an der ETH räumen. (Bild: ETH Zürich/Tom Kawara)

Als erste Frau erhielt die Zugerin Ursula Keller einen ETH-Lehrstuhl in Physik. Nun kämpft sie vergeblich um zusätzliche Mittel, um Forschungsprogramme abschliessen zu können.

Die heute 63-jährige Zugerin Ursula Keller hat als erste Frau einen ETH-Lehrstuhl in Physik erhalten. Wie so viele andere Kollegen möchte sie ihre Professur über das ordentliche Pensionsalter hinaus verlängern. Dies werde den Professoren meist bewilligt, wenn ihre Forschung exzellent sei. Ihr Antrag ist jedoch unbegründet nicht eingereicht worden, wie «CH Media» berichtet.

Keller bemängelt strukturellen Sexismus

Exzellent wäre ihre Forschung jedoch allemal. Bereits mit 30 Jahren hat sie ein Verfahren entwickelt, mit dem Laser als Instrumente zum Schneiden, Schweissen und Operieren eingesetzt werden können. Inzwischen gilt ihr Konzept als Industriestandard. Mit 51 Jahren hat sie den damals genauesten Zeitmesser der Welt entwickelt, die Attouhr. Hinzu kommen zahlreiche Auszeichnungen und Mitgliedschaften in hochkarätigen Forschungsgruppen.

In der ETH hängt jedoch der Haussegen schief. Die Zuger ETH-Professorin hat nämlich den Eindruck, dass Frauen an der ETH systematisch benachteiligt werden. Nach der Entlassung der Astrophysik-Professorin Marcella Carollo 2019 ist sie mit diesem Eindruck an die Öffentlichkeit. In einem Interview mit der «Republik» hat sie strukturellen Sexismus und Korruption innerhalb der ETH kritisiert. Daraufhin habe ETH-Präsident Joël Mesot sie ermahnt. Er hat sogar mit der Entlassung gedroht.

Gegen diese Ermahnung hat Keller bis vor Bundesgericht gekämpft. Dieses hat ihre Beschwerde jedoch abgelehnt. Gemäss der Zeitung, da eine Ermahnung keine Sanktion sei und deshalb auch nicht angefochten werden könne.

Statt im Labor nun im Sekretariat

Zwei externe Untersuchungen haben Kellers Vorwürfe inzwischen weitgehend widerlegt. Doch gerade bei der Mittelverteilung brauche es tatsächlich mehr Transparenz, so die Eidgenössische Finanzkontrolle. Als Beispiel für diese intransparente Mittelverteilung sieht Keller ihre bevorstehende Pension.

Die Zuger ETH-Professorin möchte zusätzliche Mittel und ein Jahr länger Zeit, um ihre Forschungsprogramme und die Ausbildung der Doktorierenden abzuschliessen. Um Geld zu sparen, sei sie extra aus ihrem Büro gezogen und habe einen Schreibtisch im Sekretariat eingerichtet. Doch weil bei ihrem Antrag für zusätzliche Mittel innerhalb ihres Instituts keine Mehrheit zusammengekommen ist, wird der Antrag nicht eingereicht. Der Fall liege nun gemäss der Zeitung bei der ETH-Schlichtungsstelle.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Sam Meier
    Sam Meier, 12.01.2023, 19:13 Uhr

    Schon peinlich, was diese Professorin für ein Theater veranstaltet. Anstatt zufrieden zu sein, dass sie mit einer Professur an der ETH eine top Karriere hingelegt hat und anstatt in Anstand und Würde in den Ruhestand zu gehen, zieht sie gegen ihren Arbeitgeber vor Gericht, und alle Vorwürfe werden widerlegt…. einfach daneben so ein Verhalten. Und das noch unter dem Deckmäntelchen «Geschlechterdiskriminierung». Ist halt Mode heutzutage.

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