Zweiklassengesellschaft in den Zuger Badis?

Wo ein Teller Pommes 11.50 Franken kostet

Die Zuger Badi Seeliken: Rund 500 Gäste täglich kamen von Juni bis August hierher zum Baden.

 

(Bild: Lionel Hausheer)

In einer Berner Badi kostet ein Hipster-Hotdog fast 10 Franken. Im Berner Parlament war angesicht solcher Preise gar von einer drohenden Zweiklassengesellschaft die Rede. Droht solch Ungemach auch in Zug? Wir haben die Preise von Zuger Badis unter die Lupe genommen – und wissen nun, wie man als vierköpfige Familie schnell mal 100 Franken loswerden kann.

Immer mehr Badeanstalten in Bern werden von Szene-Beizern übernommen, berichtete der «Bund» vor kurzem. Auch das klassische Badi-Essen wie Hotdogs und Pommes Frites sei nach wie vor zu haben – jedoch zu teuer, wenn es nach einigen Bernern geht. Es entstand eine Polemik, deren Auslöser schnell gefunden war: Ein Hotdog aus regionalen Zutaten, «mit Liebe gemacht», jedoch für stolze 9.50 Franken. Juso-Präsidentin und Berner Stadträtin Tamara Funiciello kritisierte die Preisgestaltung. Sie befürchte eine Zweiklassengesellschaft, die Menschen mit tiefen Einkommen angesichts dieser Preise ausschliessen würde.

Wie sieht es in Zug aus – wie erschwinglich sind die Klassiker? Wir wollen dies überprüfen und gehen den Preisen für das wohl beliebteste Badi-Essen nach: Pommes Frites. Offenbart der «Pommes-Indikator» auch hier einen drohenden Klassenkampf?

Nichts für jeden Tag

Erste Station: das Zuger Strandbad. Dank den warmen Temperaturen ist es gut besucht. Fleissig wird schon an der Kasse fürs Essen angestanden. «Jetzt gids de glii Pommes Frites», meint eine Mutter zu ihren daraufhin strahlenden Jungs. Etwas weiter hinten kramen drei Mädchen für das gleiche Objekt der Begierde in ihren Brieftaschen. Wie viel Sackgeld geht nun drauf, wenn nach dem ganzen Planschen und Sonnen zwischendurch der kleine Hunger kommt?

Im Strandbad Zug werden 7.50 Franken für eine Portion Pommes fällig.

Im Strandbad Zug werden 7.50 Franken für eine Portion Pommes fällig.

(Bild: lob)

Wir bestellen uns eine Portion der knusprigen Glutamat-Stängel. 7.50 Franken legen wir dafür auf den Tisch, mit Getränk sind es 12 Franken. Nicht gerade wenig, würden wir behaupten. Findet das auch der Familienvater am Nebentisch? Sohn und Tochter teilen sich da gerade Chicken Nuggets und Pommes. «Das hat mehr mit der Portion als dem Preis zu tun», sagt er lachend. Und behält recht: Als sich die Jungmannschaft schon wieder ans Sonnen macht, liegt immer noch Essen auf dem Teller. Günstig sei es schon nicht, aber man esse ja nicht jeden Tag Burger, Hotdogs und Pommes. Obwohl die Kleinen wohl nichts dagegen hätten.

Vorsicht: Extrakilos

Auch in den anderen Badeanstalten des Kantons bewegen sich die Kartoffelstäbchen-Preise zwischen 6 und 7 Franken (siehe Box). Einzige Ausnahme: Das Strandbad Lido in Unterägeri, wo man mit humanen 5 Franken für eine Portion am wenigsten tief in die Tasche greifen muss. In Cham gibt’s mit einer Tellerportion Pommes für 11.50 Franken sozusagen das Pendant zum Berner Hipster-Hotdog. «Da bekommt man wirklich viel», bemerkt Mitarbeiter Michael Freisager dazu. Zu Saisonbeginn habe er eine solche nach Feierabend verputzt und sei am nächsten Tag 1,5 Kilo schwerer gewesen. «Die habe ich immer noch nicht wieder runtergekriegt», scherzt er. Nichtsdestotroz: 11.50 ist ein stolzer Preis. Immerhin ist auch in Cham eine normale Portion für 6.50 Franken zu haben.

Genug hinblättern muss man für frittierte Kartoffeln auch im Seebad Seeliken: Für 8.50 gibt’s hier eine Portion. Allerdings sind es nicht die üblichen Frites, sondern Wedges, also grobe, gewürzte Kartoffelschnitze. Aufpreis zahlt man für die Form der Kartoffeln fast überall. Mit einem Franken Unterschied gegenüber den Pommes im Strandbad ist dieser vertretbar.

Das Sonntagsmenü im Trubikon. Pommes und Kalbsbratwurst sucht man hier vergebens.

Das Sonntagsmenü im Trubikon. Pommes und Kalbsbratwurst sucht man hier vergebens.

(Bild: Laura Livers)

Teuer – und satt wird man selten

Dass sich Badeeinrichtungen wie in Bern zu kulinarischen Geheimtipps mausern, gibt es auch hier. Ein Beispiel: die Badi Trubikon (zentralplus berichtete). Dort verzichtet man allerdings auf Burger, Pommes und Co. Wer hier badet, muss sich auf Neues einlassen. Die Preise für ein Menü sind allerdings mit dem Hintergrund, dass man nur regional und Bio anbieten will, moderat. Für 12 Franken gibt’s ein Vegi-, für 14–16 Franken ein Fleischmenü.

So viel zahlt man in Zuger Badis für Pommes

Strandbad Cham: 11.50 Franken pro Portion (gross) / 6.50 pro Portion (klein)*

Seebad Seeliken: 8.50 Franken pro Portion (Wedges)

Strandbad Zug: 7.50 Franken pro Portion

Lättich Baar: 6.95 Franken pro Portion*

Strandbad Hünenberg: 6.50 Franken pro Portion*

Seebad Brüggli: 6 Franken pro Portion

Strandbad Lido Unterägeri: 5 Franken pro Portion*

*für diese Badis muss Eintritt bezahlt werden

Doch zurück zum Pommes-Indikator: Eine Familie, welche die Kids den Sommer über mit Pommes versorgen will, kommt alles andere als günstig weg. Im Schnitt kostet eine kleine Portion in Zuger Badis 6.70 Franken, den Pommes-Teller aus Cham nicht eingerechnet. Kommt die obligate Cola hinzu, die sich zwischen 4 und 5 Franken bewegen dürfte, ist man schon bei über 12 Franken – pro Nase. Eine vierköpfige Familie lässt so für ein Mittagessen, das, wenn überhaupt, nur die Kleinen satt macht, gut und gerne 50 Franken liegen.

Wählt man statt kleiner Pommes-Portionen ein Menu mit Bratwurst oder Nuggets (um die 20 Franken), kann ein Baditag eine Familie gut und gerne 100 Franken kosten. Alfälligen Eintritt nicht mit eingerechnet, und so ein Sommer ist lang.

Es bleibt nur Sandwich statt Hotdog und Pommes

Natürlich lassen wohl keine Eltern die Sprösslinge den ganzen Sommer über nur Junkfood essen. Besucht man aber eine Badi, sind die Kleinen – das wissen wir noch selber – magisch von den ungesunden Klassikern angezogen. Es ist sicherlich nicht angenehm, dem Kind ständig nein sagen zu müssen. Oder sich als einziger im Freundeskreis beim Badi-Ausflug kein Essen leisten zu könnne. Zug ist hochpreisig, das ist eine Tatsache. Offenbar auch beim Freibad-Essen. Die Frage nach der Bildung einer Gesellschaft mit zwei Klassen kann hier durchaus gestellt werden. 

Eigentlich hätten es die Berner schön, meinte die «Aargauer Zeitung» zum Hotdog-Gate: Für fast alle Badis müsse kein Eintritt bezahlt werden. Dies ist im Kanton Zug anders, ausserhalb der Stadt verlangen fast alle Bäder Eintritt. Immerhin sind die Stadtbadis Orte, wo man gratis planschen und sich sonnen kann – und das ist gut so. Ausgeschlossen wäre nämlich noch mehr, wer aus Geldnot keine Badi besuchen kann. Zum nicht gerade günstigen Junkfood gibt’s bis dahin nur eine Alternative: Essen selber machen und mitnehmen.

«Mach’s dir doch selbst»: Die Reaktion der Jungfreisinnigen Bern auf die Hotdog-Polemik


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