Essen zu teilen ist hier Trumpf

Restaurant Fed: Alpineum-Betreiber verschaffen sich mehr Spielraum

Dominic Unternährer und Simon Tanner sind die Betreiber des neuen Restaurants am Pilatusplatz. (Bild: wia)

Ein neues Restaurant zu eröffnen braucht Mut. Ganz besonders dann, wenn man dies während einer Pandemie tut. Von den widrigen Umständen liessen sich die Alpineum-Betreiber Dominic Unternährer und Simon Tanner nicht abhalten und eröffneten Ende Mai das Restaurant Fed. Die Betreiber freuen sich auch über ein etwas unschweizerisches Sharing-Konzept.

Seit Ende Mai ist Luzern um ein Gastrolokal reicher. Aus einer ehemaligen Shisha-Bar und einem Coiffeursalon entstand das Restaurant Fed am Pilatusplatz. Die Betreiber sind keine Neulinge in der Branche. Dominic Unternährer und Simon Tanner führen seit Jahren gemeinsam das «Alpineum» beim Löwenplatz.

Einen Gastrobetrieb zu eröffnen in pandemischen Zeiten, das braucht Mut. «Wir hatten einige schlaflose Nächte, in denen wir uns überlegen mussten, ob wir das durchziehen wollen», erklärt Unternährer. Kurz bevor die Welt aus den Fugen geriet, hatten die beiden Gastronomen ein Angebot des Liegenschaftsbesitzers erhalten, ob sie das Lokal an der Pilatusstrasse 46 übernehmen wollen. «Wir wollten es wagen. Schon deshalb, weil wir es sonst in zwei, drei Jahren bereuen könnten», sagt Unternährer.

Sie wiesen ein gutes Gespür auf. Ende Mai konnte der Betrieb eröffnet werden, zunächst ausschliesslich auf den Aussenflächen, eine Woche später dank der Lockerungen auch im Inneren der Beiz.

Wo einst ein Friseur sein Handwerk verübte, werden neuerdings hungrige Luzerner gefüttert. (Bild: wia)

«Eigentlich war das Timing perfekt, denn zuvor waren wir mit den Umbauten aufgrund eines Baustopps ins Hintertreffen geraten. Mitte Mai sind wir mit den Umbauten dann doch fertig geworden. Es war eine Punktlandung», erklärt Tanner. «Doch hatten wir eine Zeit lang ziemlich gebibbert. Andere Betriebe sind abgesichert, etwa durch Kurzarbeit. Als neues Lokal hatten wir darauf jedoch keinen Anspruch.»

Zu tun gab es im Vorfeld einiges, wie Unternährer während einer kurzen Beizenbegehung zeigt. «Die Lüftung sowie die Küche mussten wir komplett neu machen lassen, ausserdem haben wir zwei Räume verbunden und die Galerie entsprechend erweitert.» Kostenpunkt für den Umbau: rund eine halbe Million Franken. Geld, das teils aus eigenen Mitteln, teils von Investoren stammt.

Ein Hauch von Apfeltabak liegt in der Luft

Die Galerie ist neben den steinernen Mauern auch das, was beim Restaurant Fed als Erstes auffällt. Durch das offene Geschoss wirkt der Raum automatisch grösser und luftiger. «Der Balkon dient aktuell vor allem als Wartebereich, falls jemand zu früh hier ist und noch etwas trinken will», erklärt Unternährer, während er die Metalltreppe hochsteigt. Schwarze Sofas zieren den Bereich. Noch riecht es auf der Galerie leicht nach Apfeltabak, es ist eine vage Erinnerung an die frühere Shisha-Bar. «Der Geruch dürfte sich in ein paar Monaten jedoch gelegt haben.»

Die Bar im Restaurant Fed. Allein damit gewinnt das Restaurant 12 Sitzplätze. (Bild: wia)

Die räumlichen Unterschiede zum winzigen «Alpineum» sind offensichtlich. Wie unterscheiden sich die Betriebe gastronomisch? «Wie auch im Alpi möchten wir hier unverschnörkelten, guten Soul Food kochen, wie wir ihn selber gerne essen», sagt Tanner. Unternährer ergänzt: «Durch die Grösse der Küche ist es uns hier im Fed jedoch möglich, mehrere Gerichte gleichzeitig anzubieten. Hier haben wir eine tolle Plattform, um zu zeigen, was wir wirklich können.» Mittags stehen jeweils drei Menüs auf dem Programm. Ein veganes, ein vegetarisches und ein fleischhaltiges. Diese gibt’s für 22 bis 26 Franken, Salat und Getränk sind dabei inklusive.

Foodsharing statt Foodwaste

Ausserdem setzt man im Fed auf Foodsharing. Heisst: Die Gäste bestellen mehrere kleine Gerichte, die man untereinander teilt. Ein ziemlich unschweizerisches Konzept. «Das stimmt. Die Gäste scheinen sich jedoch gut damit anzufreunden. Bis jetzt kommt dieses Konzept jedenfalls sehr gut an», so Unternährer.

Inspiriert wurde die Fed-Küche von den vielen Auslanderfahrungen, welche die zwei Gastronomen in der Vergangenheit gemacht haben, von Südamerika über Thailand bis hin nach Australien. Tanner dazu: «Wir versuchen zwar, so gut wie möglich lokal einzukaufen, nehmen es uns jedoch heraus, auch mal eine Shrimp Roll aufs Menü zu setzen.» Dieses wechselt übrigens alle ein, zwei Wochen. «Weil wir ausserdem so wenig Foodwaste wie möglich verursachen wollen, ist es möglich, dass wir Ende Woche beispielsweise mal kein Fleisch mehr im Angebot haben. Dann versuchen wir halt, aus dem A-la-carte-Angebot etwas zu zaubern, wenn jemand dennoch unbedingt Fleisch will», sagt Tanner.

Zudem essen die Angestellten zweimal täglich zusammen, die Betreiber nennen das «Family Meal». Auch damit könne man etwas gegen die Essensverschwendung tun.

Gut gefüttert ist halb gewonnen

Eine der massgeblichen Unterschiede zum Alpineum: «Wir haben hier eine Küche, in der man effektiv hin und her laufen kann. In der 1-Quadratmeter-Küche des Alpi konnte man sich höchstens um sich selbst drehen», sagt Unternährer, der nach wie vor mit Herzblut im «Alpineum» kocht. Auch das sei ein wichtiger Punkt: «Wir wollen nicht, dass der Betrieb im Alpi aufgrund des neuen Betriebs leidet», sagt er.

Soweit funktioniere das. «Es läuft sowohl im Alpineum als auch im Fed momentan sehr gut», sagt Tanner.  Apropos: Woher rührt der Name? Ganz einfach. «Aus dem Englischen, vom Ausdruck ‹to be fed and watered.›» Zwar wird dieser insbesondere für Tiere benutzt, doch schliesslich schadet es auch dem Menschen nicht, gut gefüttert zu werden.

Was vielen Städtern am Fed besonders behagen dürfte: Das Restaurant ist eines der wenigen in Luzern, die sonntags geöffnet haben.

Mehr Platz als im Alpineum: Das gilt nicht nur für die Küche, sondern auch für den Gästebereich. (Bild: wia)
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