Hui und Pfui: Weihnächtliche Schaufenster in Luzern
Der Schnee fehlt, die Besinnlichkeit hält sich in Grenzen und die Laune ist so nebulös wie das Wetter. Das ändert nichts an der Tatsache: Weihnachten steht vor der Tür. Und damit die nächsten Tage so richtig viele, schöne und brauchbare Geschenkli über die Türschwellen getragen werden, braucht es einen Anreiz. Entsprechend liebevoll sind die Schaufenster dekoriert. Oder eben gerade nicht.
In der Vorweihnachtszeit enthüllt sich der wahre Charakter der Menschen: Manche bereiten sich sorgfältig auf die besinnlichen Tage vor und tragen während Wochen liebevoll ausgewählte Geschenke für ihre Liebsten zusammen.
Andere sind pragmatisch und kaufen brauchbare Alltagsgenstände für Verwandte oder Bekannte, nicht selten in letzter Minute. Und dann gibt es noch diejenigen, die Weihnachtseinkäufe verschlampen. Sei es aus Unaufmerksamkeit, Konsumverweigerung oder Zeitmangel. Ganz nach dem Motto: «Stress wegen Weihnachten? Dazu habe ich keine Zeit!»
Genauso verhält es sich auch mit den Geschäften und ihrer Weihnachtsdekoration: Manche geben sich extrem Mühe, andere pappen irgendetwas hin und einige ignorieren die feierlichen Tage konsequent. zentralplus hat sich in letzter Sekunde aufgemacht und nach auffallenden, komischen oder originellen Schaufenstern Ausschau gehalten. Das haben wir entdeckt:
1. Schnittig und originell
Geschäft an der Bruchstrasse
Eine Aufschnitt-Maschine ist praktisch. Auch wenn Vegetarier und Veganerinnen es nicht gerne hören: So ein Teil gehört nun mal in jeden Haushalt. Besonders an den Weihnachtstagen, denn da kommt bei den Luzernern manches Säuli auf den Tisch, das zerschnitten werden will. Mit fast 5000 Franken schenkt das zwar etwas ein – aber wer weiss, wozu man diese Maschine noch verwenden kann. Dass sie mit flauschigen Federn dekoriert ist, macht allerdings stutzig. Vermutlich ist es eine etwas morbide Anspielung auf einen Truthahn, der seine Federn lassen musste. Oder ein Engel hat sich darin verheddert, als er das Söili retten wollte.
2. Nostalgisch und herzig
Die «Suidtersche Apotheke» an der Bahnhofstrasse 21
Wie das Haus, so das Schaufenster: Die Suidtersche Apotheke wurde 1833 erbaut und ist ein Prachtsstück an Nostalgie in der Stadt Luzern. Dass es sich Nikolaus, kleine Bärlis und eine Porzellanpuppe im Fenster bequem gemacht haben, passt. Schön sind auch die Retro-Kistchen und Fläschchen, in denen allerlei Tröpfchen und Dröpschen verpackt sind. Und für deren Gebrauch gibt es diesen Winter bestimmt noch genug Gelegenheit.
3. Verlassen und bärenstark
Die Boutique Kloé Pauline an der Baselstrasse
Eigentlich wäre das eine Boutique mit Party- und Festkleidern für Frauen. Im Fenster nebenan hängen zwar ein paar Glitzerstücke. Doch diesseits herrscht mehr oder weniger tote Hose. Im angestaubten Schaufenster gammelt ein Bäumchen vor sich hin, die Hälfte des Lamettas ist am Boden. Möglich, dass die drei Eisbären alles leergefressen haben. Sie jedenfalls schauen zufrieden nach draussen auf den Verkehr.
4. Kitschig und multikulti
Amma’s Food an der Baselstrasse 59
Die Geschäfte an der Baselstrasse glänzen nicht gerade mit originellen Weihnachtsdekorationen. Kein Wunder: Viele der tamilischen oder asiatischen Ladenbesitzer feiern dieses christliche Fest ja entweder gar nicht oder – im Fall der Orthodoxen – erst im Januar. Macht nichts, etwas Stimmung gibt es trotzdem hie und da. Und in diesem Fenster verbrüdern sich sogar der Hindu-Gott Ganesh mit einem Schneemann.
5. Global und kommerziell
Globus an der Pilatusstrasse 4
Goldene Uhren, Designgeschirr und allerlei auserlesene Köstlichkeiten aus aller Wet. Wer im Globus einkauft, ja, der braucht einen Goldlöffel. Der Globus ist ein Konsumtempel – und das üppig beladene Schaufenster sein Aushängeschild. Hübsch anzusehen ist es alleweil, auch wenn es so manchen den Überfluss der westlichen Gesellschaft gnadenlos vors Auge führt. Immerhin: Anders als viele Läden verzichtet Globus darauf, seine Schaufenster mit metergrossen Sale-Plakaten zu verwüsten.
6. Zynisch und martialisch
Zimmermann Waffen an der Winkelriedstrasse 36
Ein Schnäppchen grad recht für das Familienfest: Die Schusswaffe «Lone Star» steckt ihren Lauf keck durch eine goldene Kordel. Und kostet statt 3000 nur läppische 930 Franken. Ein nett verpacktes Gewehr unter dem Tannenbaum, das man nach der Feier zur Armeewaffe in den Schrank stellen kann, kommt bestimmt gut an. Spass beiseite: Dekorierte Gewehre und dazu Weihnachtswünsche aus dem Waffengeschäft – das kann man drehen und wenden wie man will: Es passt einfach nicht.
7. Stilvoll und pompös
Beat Studer BS an der Theaterstrasse 3
Es erstaunt nicht, dass immer wieder Menschen vor dem Geschäft des Innendekorateurs und Tapissiers Beat Studer stehen bleiben (zentralplus berichtete). Das liegt allerdings weniger an der Weihnachtsdeko. Herrschaftliche Möbel, prachtvolle Stoffe, ein pompöser Kronleuchter: Es ist, als würde man in die Stube der englischen Königin blicken. Auch der Weihnachtsdekoration sieht man das geschulte Händchen an. Stilvoll in Szene gesetzt thront inmitten der antiquen Stück ein Weihnachtsbaum aus Äpfeln. Passend zu Weihnachten, erinnern Äpfel doch an die Bibel … äh, nein, das war eine andere Geschichte.
8. Frohlockend und geheimnisvoll
Lady’s Secret am Franziskanerplatz 9
Nun ja, gerade originell ist die Weihnachtsdeko beim Dessous-Geschäft am Franziskanerplatz nicht. Doch das Schaufenster zeigt: Gekonnt inszeniert, kann auch mit wenig – in diesem Fall einer simplen Lichtgirlande – ein Hingucker geschaffen werden. Die rote Seidenunterwäsche jedenfalls sticht ins Auge und der schwarze, halbtransparente Vorhang lässt nur erahnen, was der Laden sonst noch bietet. Verführerisch, nicht?
9. Romantisch und sinnlich
Antik-Trends Locher Erika an der Baselstrasse 1
Das Herz schmilzt einem glatt vor lauter schönen Lichtern, Klunkern und Glitzereien! Hier kann man sich kaum sattsehen und wird mit Besinnlichkeit geradezu überschüttet. Das allerschönste daran: Dieses Schaufenster mit den antiken Lampen sieht immer so aus, nicht nur in der Weihnachtszeit. Wer ins Januarloch fällt, stellt sich am besten ein paar Minuten vor diese romantische Bescherung und schon geht es wieder aufwärts. Ganz sicher!
10. Ausgeräumt und hoffnungsvoll
Leerstehendes Geschäft in der Pfistergasse
Dieser Laden ist leergeräumt. Das Möbelgeschäft «Bütler» ist nicht das einzige Geschäft, das seine Türen dieses Jahr geschlossen hat: Das Lädelisterben ist im 2016 munter weitergegangen. Nicht nur in der Kleinstadt, sondern auf dem ganzen Stadtgebiet (zentralplus berichtete).
Das ist einerseits traurig. Andererseits gibt es auch Hoffnung: Im leeren Fenster tut sich was, es wird umgebaut und bald zieht wieder Leben ein. Gegenüber sind die Fenster auch erleuchtet, die viel diskutierte Strassenbeleuchtung brennt (zentralplus berichtete) und auf dem einst zerstörten Zeughausbrunnen (zentralplus berichtete) leuchtet wieder der Adventskranz.
Die Stadt Luzern verändert sich. Und zentralplus bleibt dran.