«Goût Mieux»: Nur ein Luzerner Restaurant dabei

Ein Label, das kaum einer kennt

Das Hotel und Restaurant «Hofgarten» in der Stadt Luzern ist der einzige kantonale Betrieb mit dem Gütesiegel «Goût Mieux». (Bild: cha)

Das Gütesiegel für nachhaltige Gastro-Angebote ist in Luzern noch nicht angekommen. Gerade mal ein Restaurant darf sich im Kanton mit dem Siegel «Goût Mieux» zieren. Dies, obwohl die Nachfrage der Konsumenten nach Nachhaltigkeit wohl nie höher war.

«Gault Millau»-Sterne zeichnen Restaurants und deren ausgezeichneten Menüs aus. Bei der Bewertung steht das fertige Produkt der Köche im Mittelpunkt. Doch die Ansprüche der Kunden sind mittlerweile grösser, als qualitativ zu einem guten Preis zu dinieren. Vielen sind auch Aspekte wie Nachhaltigkeit, Bio und regionale Herkunft der Produkte wichtig.

Dies hat der WWF 2002 erkannt und ein Gütesiegel ins Leben gerufen. Seit 2004 ist «Goût Mieux» eine eigenständige Stiftung. Bianca Braun, Mediensprecherin von «Goût Mieux», sagt auf Anfrage: «Immer mehr Gäste legen beim Besuch im Restaurant Wert auf nachweislich nachhaltige Angebote. Das war 2002 schon so – und ist heute noch viel stärker der Fall.»

Einziger Betrieb im Kanton Luzern

Mit diesem Siegel ausgezeichnet werden Gastronomiebetriebe, welche die Philosophie für nachhaltig produzierte Lebensmittel – wenn möglich immer regional – umsetzen. In der Schweiz haben sich schon so einige Betriebe dazu verpflichtet. Die Gastronomiebetriebe in der Zentralschweiz sind allerdings zurückhaltend. So besitzt im Kanton Luzern gerade mal ein einziges Restaurant das «Goût Mieux»-Siegel – der Gastro-Betrieb des Hotels Hofgarten in der Nähe des Gletschergartens.

Das Hotel Hofgarten ist 2011 «heimlich» dem Gütesiegel beigetreten. «Wir wollen tadellose Qualität, ein gesundes und wenn immer möglich lokal eingekauftes Essen kochen und dem Gast anbieten», sagt Inhaber Ferdi Sieber auf Anfrage. Damit sei der Gastrobetrieb des Hotels «einzigartig» im Kanton Luzern.

«Die Mitgliedschaft war und ist noch heute viel Arbeit.»

Ferdi Sieber, Inhaber Hotel Hofgarten

1’000 Franken für die Zertifizierung

Der Grund dafür könnte der Aufwand sein. «Eine Mitgliedschaft ist sehr aufwändig, wofür wir aber gerne investieren», so Sieber. Sie hätten Bio-Weine, Bio-Produkte einführen und neue Kontrollmechanismen schaffen müssen. «Das war und ist noch heute viel Arbeit. Hauptsächlich der Aufwand und die Kosten für den Betrieb sind die grössten Schwierigkeiten, wenn man das Gütesiegel erwerben will.» Die Zertifizierung und Kontrollbesuche kosten den Betrieb pro Jahr rund 1’000 Franken. «Das muss zuerst verdient werden», fügt Ferdi Sieber an. Die Investition lohne sich aber durchaus. «Wir haben glückliche Gäste, die das schätzen und konnten somit unsere Gästeschar jedes Jahr konstant vergrössern.»

«Die Gastronomen müssen halt mit voller Überzeugung dahinter stehen.»

Bianca Braun, Mediensprecherin «Goût Mieux»

Für die Gäste sei das Gütesiegel eine glaubwürdige Orientierungshilfe, fügt Bianca Braun an. Dass die Zentralschweiz in Sachen «Goût Mieux» ein weisser Fleck ist, sei schade. «Wir hätten gerne mehr Mitglieder in dieser Region. Bei uns ist es halt so, dass man mit voller Überzeugung dahinterstehen muss. Trittbrettfahrer wollen wir keine», so Braun.

Kontrollen als Zeichen der Anerkennung

Vorschriften für «Goût Mieux»-Produkte

Für die Produkte, die in den Betrieben verwendet werden, gibt es zusätzlich ökologische, ethische, tierschützerische und soziale Überlegungen. Ohne Einschränkung erlaubt sind sämtliche zertifizierten Bio-Produkte. Je nach Produktgruppe können auch Regio- oder Fairtrade-Produkte, selbst gesammelte, gejagte oder gefischte Lebensmittel oder Produkte mit bestimmten Labeln als «Goût Mieux»-konform gelten.

«Region» ist bei «Goût Mieux» wie folgt definiert: Aus dem gleichen Kanton wie das Restaurant – oder höchstens 30 km Luftlinie entfernt. Hier finden Sie die gesamte Produktübersicht.

Auch der hohe Aufwand dürfte für viele Gastronomen eine Hürde darstellen. «Die Herausforderung besteht für die Betriebe darin, dass die nachhaltige Überzeugung täglich gelebt und im Gesamtangebot sichtbar sein muss. Das kann auch mal dazu führen, dass für bestimmte Produkte neue Lieferanten gesucht werden müssen.» Eher als psychologische Schwierigkeit werde vereinzelt die vorgeschriebene Kontrolle erlebt. «Andere Betriebe schätzen jedoch die Kontrollen auch als Zeichen der Anerkennung», erklärt Bianca Braun.

Für Ferdi Sieber, Inhaber des Hotels Hofgarten, stimmt Aufwand und Ertrag jedenfalls. Und durch die ungebrochene Nachfrage nach entsprechenden Produkten seitens der Konsumenten dürfte die Mitgliederzahl weiter wachsen. «Unsere Vision ist, dass man an jedem Ort der Schweiz im Umkreis von maximal einer halben Stunde einen ‹Goût Mieux›-Gastrobetrieb findet. Träumen ist ja grundsätzlich erlaubt», ergänzt Braun.

Label in Luzern unbekannt

Dem Präsidenten des Luzerner Gastro-Verbandes, Ruedi Stöckli, ist das Gütesiegel «Goût Mieux» bisher unbekannt. «Ich habe davon noch nie gehört», sagt er auf Anfrage. «Das Konzept könnte allerdings sehr interessant sein und trifft die heutigen Erwartungen der Konsumenten.» Und auch bei weiteren Luzerner Gastro-Betrieben weiss man nichts von dem Siegel. Klaus Oberholzer, Kommunikationsverantwortlicher der «Sinnvoll Gastro», sagt dazu stellvertretend: «Das Siegel sagt mir nichts.»

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