Neue Landesausstellung verzögert sich

Diese Rolle spielt Luzern an der kommenden Nexpo

Ob in Luzern einst ähnlich imposante Ausstellungsstücke wie die drei «Kieselsteine» der Expo 02 in Neuenburg stehen werden, wird sich zeigen. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Fünf Jahre später als geplant soll die neue Landesausstellung stattfinden, auch in Luzern. Stadtpräsident Beat Züsli erklärt, auf welche Themen die Stadt ihren Schwerpunkt legt.

Nach 25 Jahren Pause hätte sich die Schweiz 2027 an einer neuen Landesausstellung der Welt präsentieren sollen. Unter dem Namen Nexpo lancierten die zehn grössten Schweizer Städte – darunter auch Luzern – im Jahr 2018 die Idee einer neuartigen Landesausstellung. Wie sich nun zeigt, war der Zeitplan zu knapp bemessen. Statt 2027 soll die Nexpo nun erst 2032 Menschen von nah und fern anlocken, wie der zuständige Verein am Montag mitteilte (zentralplus berichtete).

Die Organisation reagierte mit der Verschiebung auf einen Beschluss des Bundesrats vom März. Dieser hatte erklärt, wegen Sparmassnahmen sei es kaum realistisch, dass sich der Bund vor 2030 finanziell an einer Landesausstellung beteiligen könne.

Teurer Spass, aber nicht so teuer wie auch schon

Mit der Nexpo würde eine Tradition fortgeführt, die in der Schweiz 1883 begann. Damals fand auf dem Zürcher Platzspitz die erste Landesausstellung statt und lockte über 1,7 Millionen Besucher an – über 60 Prozent der damaligen Schweizer Gesamtbevölkerung. Die bisher letzte Expo fand 2002 in der Seenregion Biel, Neuenburg, Yverdon-les-Bains und Murten statt. Mit zehn Millionen Eintritten war die Ausstellung ein enormer Besuchermagnet. Ebenso enorm waren auch die Kosten. Mit einer Milliarde Franken gab der Bund rund das Zehnfache des vorgesehenen Betrags aus. Die gesamte Expo 02 kostete rund 1,6 Milliarden Franken.

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Stadtpräsident Beat Züsli gehört zu den Mitinitianten des Projekts «Nexpo». (Bild: Michael Flückiger)

Die neue Ausgabe soll einiges günstiger werden. Gemäss dem Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli rechnet die Interessengemeinschaft «Zehn Städte für eine Landesausstellung» derzeit mit Gesamtkosten von rund 600 Millionen Franken. Sollte das Projekt den Zuschlag des Bundes erhalten, ist eine Beteiligung der Städte auch für die Planung und Umsetzung vorgesehen. «Zusätzlich werden Aufwendungen in den einzelnen Städten für die lokalen Projekte anfallen», sagt Züsli auf Anfrage von zentralplus. Wie hoch diese ausfallen, ist derzeit noch unklar und könne erst nach der Zusage des Bundes genauer ermittelt werden.

Mehrere Städte statt ein Standort

Waren frühere Expos meistens auf eine Stadt oder Region als Standort beschränkt, ist die kommende Nexpo darauf ausgelegt, dezentral in verschiedenen Städten und in allen Sprachregionen durchgeführt zu werden. So soll eine vielseitige Schweiz mit unterschiedlichen Themenbereichen präsentiert werden können.

In Luzern lautet das Motto der geplanten Ausstellung «Tradition und Wandel». Die Idee dahinter: «Das Motto nimmt die Situation der Stadt Luzern mit ihrer Entstehungsgeschichte basierend auf den Verkehrsbeziehungen auf. Woher kommen wir und wohin wollen wir?», erklärt Beat Züsli. Im Fokus des Transitorts und Touristenmagnets Luzern ständen Fragen, wie schnell der Wandel vorangeht und wie lange Traditionen halten, was verändert werden und was bleiben soll. «Heute drehen sich verschiedene städtebauliche Projekte, Kulturveranstaltungen und Bildungsinstitutionen um die Frage, wie sich Tradition und Wandel kreativ verbinden lassen.»

Andere Expo-Projekte sind auch im Rennen

Wie die Nexpo konkret aussehen wird, kann Züsli noch nicht sagen. Geplant ist, dass in allen beteiligten Städten ein Nexpo-Platz entstehen soll. «Wo dieser in Luzern sein wird, ist noch offen.» Unklar ist auch noch, welche Stadtluzerner Räume und Örtlichkeiten in die Nexpo miteinbezogen werden. Diese sollen im Rahmen der weiteren Planung bestimmt werden.

Alles vorausgesetzt, der Bund stimmt dem Vorhaben zu. Denn die Nexpo ist nicht das einzige Projekt für die künftige Landesausstellung. Mit «Svizra27» der Nordwestschweizer Kantone, «X27», das von der Kultur- und Eventbranche lanciert wurde, und der mehrjährig angelegten Alpen-Expo «Mutagna» buhlen noch drei weitere Vereine um die Gunst des Bundes. Derzeit stehen gemäss der NZZ bei einigen Projektgruppen gar Gespräche über mögliche Zusammenarbeiten im Raum.

Zug macht im kleineren Rahmen mit

Neben den zehn Städten, die hauptsächlich für die Nexpo verantwortlich wären, werden voraussichtlich auch diverse kleine Städte mitmachen, so auch die Stadt Zug. Sie ist als sogenanntes assoziiertes Mitglied Teil der Nexpo. «Da die Teilnahme am Projekt für die Stadt Zug interessant sein könnte, hat sich der Stadtrat entschieden, in einer ersten Phase mitzumachen und das Projekt zu unterstützen», schreibt Stadtschreiber Martin Würmli auf Anfrage. Eine Konkretisierung gebe es für Zug noch nicht.

Die Mitgliedschaft koste in der ersten Phase einen Franken pro Einwohner. Dieser Betrag von je 30’000 Franken für die Jahre 2022 und 2023 sei budgetiert und bezahlt worden. Sollte das Projekt realisiert werden und Zug als Standort in Frage kommen, sei eine Vorlage an den Grossen Gemeinderat der Stadt notwendig.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Beat Züsli, Stadtpräsident Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Martin Würmli, Stadtschreiber Stadt Zug
  • Informationen vom Bund zur Geschichte der Landesausstellungen
  • Rückblick des Bundes zur Expo 02
  • B+A 16_2020 der Stadt Luzern
  • Artikel in der NZZ
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2 Kommentare
  • Profilfoto von martin.vonrotz
    martin.vonrotz, 17.05.2023, 09:33 Uhr

    Diese Nexpo über so viele Lokationen verteilt ist absoluter Unsinn. Wer kann oder will schon in 10 Städte reisen um sich das anzuschauen. Da dies garantiert nicht nur mit dem ÖV geschehen würde ist es auch nicht gut für die Umwelt.

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 17.05.2023, 09:39 Uhr

      Sicher, Herr mvonrotz: Im Rahmen so eines Projektes fällt der „Umweltschutz“ ganz genau bei der Frage „ÖV Ja/Nein“ entscheidend ins Gewicht.

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