Deshalb zieht es ihn wieder in die Ferne

Das neue Leben des ehemaligen FCL-Trainers Glenn Meier

Freuen sich auf die bevorstehende Reise: Glenn Meier und Jasmin Feller. (Bild: ens)

Glenn Meier und Jasmin Feller gehen auf Costa Rica, bevor sie nach Nicaragua weiterreisen. Bereits vor zwei Jahren haben der ehemalige Trainer des FC Luzern Frauen und seine Partnerin sämtliches Hab und Gut verkauft. Es ist die Geschichte einer Reise, die kein Ende zu nehmen scheint.

Der 5. Dezember 2023 war in der Agenda von Glenn Meier und Jasmin Feller fett markiert. Dort stand die Notiz: Abreise nach Costa Rica. Später geht es weiter nach Nicaragua. Wie lange sie bleiben werden? «Vorerst nur ein halbes Jahr, dann sehen wir weiter», sagt Meier Tage zuvor bei einem Treffen. Er war 18 Jahre im Spitzensport aktiv, zuletzt als Cheftrainer bei den FCL-Frauen. Seine Partnerin, die Expertin für Frauengesundheit ist, fügt an: «Wir kommen sicher für zwei bis drei Monate zurück, um hier unsere Breathwork-Retreats durchzuführen.»

Das ist einer ihrer Geschäftszweige, den sie sich seit ihrer Rückkehr von der ersten Weltreise 2021/2022 aufgebaut haben (zentralplus berichtete). Im Juni 2022 kam das Paar zurück in die Schweiz, um bei einem Projekt mitzuarbeiten. «Das hat von den Werten her nicht so zusammengepasst, wie wir uns das vorgestellt haben.»

So minimalistisch, wies geht

Vergleicht man den Abschied von damals und heute miteinander, zeigt sich ein merklicher Unterschied. Die Wohnung war in wenigen Tagen praktisch geräumt. Sie besassen nicht mehr so viel. «Wir waren während knapp zwei Jahren so minimalistisch unterwegs wie möglich.» Und das hat seine Gründe.

In der Ferne haben sie gelernt, sich auf die wesentlichen Dinge im Leben zu fokussieren, was bis heute so ist. Das Wesentliche sind die Menschen um sie herum. Das lässt sich auch anhand der verschiedenen Geschäftszweige aufzeigen. Meier und Feller sind selbstständig und arbeiten gleichzeitig als Business-Partner in verschiedenen Bereichen zusammen. Einerseits für ihr «Championsprojekt», das Menschen hilft, innerhalb von zehn Wochen ein nachhaltiges Fundament für ein freies und selbstbestimmtes Leben aufzubauen.

Daneben hat Feller sich in den letzten acht Jahren als Expertin im Bereich weiblicher Zyklus weitergebildet und bietet neben Mentorings auch Workshops an. Meier arbeitet nebenbei als Einzelcoach, wobei er vor allem Menschen aus dem Spitzensport und in Führungspositionen unterstützt. Heute können sie von dieser Arbeit leben. Weshalb zieht es sie trotzdem in die Ferne?

Das Leben ist eine Reise

«Das ist eine schwierige Frage», sagt Meier. Das Geschäft laufe gut. «Vermutlich ist es aus geschäftlicher Sicht nicht der beste Entscheid, dass wir jetzt schon wieder weggehen.» Sie gehen trotzdem. Bei Meier entwickelte sich dieses Fernwehverlangen schon länger, er mag die Unsicherheit. «Ich verstehe es aber, wenn Menschen sagen, dass sie es bevorzugen, Sicherheit im Leben zu haben.»

Hier in der Schweiz hat Meier in den letzten Monaten gemerkt, dass es selten einen Tag gab, an welchem er seinen Laptop nicht geöffnet und gearbeitet habe – auch an Wochenenden. Teilweise bis tief in die Nacht. «Schritt für Schritt hat es mich wieder in diese westlich geprägten gesellschaftlichen Strukturen hineingezogen, von welchen ich mich vor Monaten so mühsam getrennt habe.»

Das grösste und jüngste Projekt der beiden ist das Angebot als Breathworker und Atemcoach. Über 400 Atmungsstunden haben sie in zehn Monaten dafür absolviert – traumasensible und nervensystemorientierte Atemausbildung inklusive. Heute bieten sie in der Schweiz und online Gruppen- und Einzelsitzungen an. Das könne vor allem beim transformativen Atmen ziemlich intensiv werden.

Während einer Session komme es schon mal vor, dass Teilnehmer zu weinen oder schreien beginnen, weil sie unverarbeitete und unterdrückte Emotionen in einem sicheren Rahmen freiatmen und durchfühlen könnten. Dies führe längerfristig dazu, dass sich das Nervensystem nachhaltig reguliere. «Die Teilnehmenden sind aber bestens traumainformiert vorbereitet. Sie wissen zu jedem Zeitpunkt, was alles passieren kann», erklärt Feller.

Wollen sich für eine «nachhaltig bewusstere und liebevollere Welt» einsetzen: Jasmin Feller und Glenn Meier.

Die Tiefe der eigenen Beziehung wiederfinden

Die richtige Atemtechnik, um wieder mehr mit dem eigenen Körper in Verbindung zu kommen, möchten sie den Menschen auf ihrer nächsten Reise in Nicaragua zugänglich machen. Der Ort hat für beide eine spezielle Bedeutung – in zweierlei Hinsicht. Nicaragua ist ein Land, das bis heute von einer Macho-Kultur dominiert wird. Auch hinsichtlich medizinischer Versorgung steht es nicht unbedingt gut. Deshalb haben die Menschen dort Hilfe nötig.

«Wir haben in Nicaragua nicht nur Freunde fürs Leben gefunden, sondern eine zweite Heimat», sagt Meier. Zu den Freunden gehören nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische. Wenn alles nach Plan läuft, möchten die beiden die Arbeit mit dem Atem für die Einheimischen kostenlos anbieten.

«Wir Menschen sind immer wieder mit Loslassen konfrontiert, so auch meine Mutter und ich. Das ist ein gutes Lernfeld für uns beide.»

Glenn Meier

Neben dem Wunsch, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, möchten sich beide um ihre eigene Beziehung kümmern. Die Agenden füllten sich über die letzten Monate dermassen, dass sie zwar Zeit für den Business-Partner, aber nicht für den Lebenspartner fanden. «Wir sind davon überzeugt, dass die Partnerschaft ein sehr kraftvolles Lernfeld ist, um sich individuell und gemeinsam weiterentwickeln zu können.»

Auch Feller stellte fest, dass sie über die letzten Monate immer mehr im Kopf gelebt habe und weniger mit ihren Emotionen in Verbindung gewesen sei. «Deshalb möchten wir auf unserer Reise nach Nicaragua den Fokus wieder mehr auf unsere eigene Partnerschaft lenken.» Heisst: Wieder langsamer und bewusster durch den Alltag gehen, spannende Gespräche führen, Konzepte hinterfragen und sich immer wieder gegenseitig herausfordern. Denn für beide ist klar, Menschen wollen, in der Essenz, einfach nur glücklich sein.

Kinder sind (vorerst) noch nicht geplant

Für ihr Umfeld ist es nicht immer einfach. Vor allem Meiers Mutter bekundete Mühe, dass es ihr ältester Sohn wieder in die Ferne zieht. «Wir Menschen sind immer wieder mit Loslassen konfrontiert, so auch meine Mutter und ich. Das ist ein gutes Lernfeld für uns beide.»

Das Leben auf Reisen stösst eben nicht bei allen Menschen auf Verständnis. «Solange ich glücklich bin und tun kann, was ich liebe und bestenfalls noch einen Einfluss auf eine schönere Welt habe, stimmt das für mich.» Das gehört auch zur Reise, für die sich die beiden entschieden haben – Meinungen vom Umfeld zu akzeptieren und trotzdem den eigenen Weg weiterzugehen. Dass dereinst auch Kinder dazugehören, möchte das Paar nicht ausschliessen. Momentan seien noch keine geplant.

Die Mission der beiden lautet, eine «nachhaltig bewusstere und liebevollere Welt» zu schaffen. Eine Welt, in der möglichst viele Menschen ihren «inneren Konflikt» beenden und sich wieder mit der wahren Essenz zu verbinden – so auch in Nicaragua.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Glenn Meier und Jasmin Feller
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
    Hanspeter Flueckiger, 26.12.2023, 15:31 Uhr

    Das übliche Blabla Reisender.

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