Zu Besuch bei der Luzernerin Sina Bickel

«Female-Yoga»: Was mich der Selbstversuch lehrte

Feminines Yoga tut Frauen gut – und soll ihnen helfen, mehr auf die weibliche Intuition zu hören, sagt Sina Bickel. (Bild: Sina Bickel)

Sina Bickel bietet als Erste Female Yoga in Luzern an. Es soll Frauen helfen, sich mehr auf ihre Intuition zu verlassen. Und den Zyklus nicht bloss auf die belastenden Tage der Menstruation zu reduzieren.

Mit dem weiblichen Zyklus ist es so eine Sache. Mein Beziehungsstatus dazu: Es ist kompliziert, aber wir können nicht ohne einander. Schliesslich müssen wir noch mindestens zwei Jahrzehnte miteinander. Mindestens. Vielleicht werden es auch noch zweieinhalb Jahrzehnte.

So wie mir geht es wohl Millionen von Frauen. Monat für Monat bluten. Gereizt, launisch, sensibel – allesamt Gründe, zu Hause zu bleiben. Dabei ist der weibliche Zyklus eigentlich viel mehr als ein bisschen Blut. Dauert er doch rund 28 Tage – und begleitet Frauen durchschnittlich während 40 Jahren.

Im inneren Frühling, wenn der Mond zunimmt, blühen wir auf

Frauen, die ihre Menstruation als «Geschenk» sehen, bewundere ich. Die Luzernerin Sina Bickel versucht, ihre Menstruation als «kleine, monatliche Auszeit» zu sehen. Und sie ist überzeugt von femininem Yoga. Seit diesem Frühling bietet sie als Erste Female-Yoga-Stunden an. Das soll helfen, mehr auf die innere Stimme und seine eigene Intuition zu hören (zentralplus berichtete).

zentralplus wollte wissen, wie feminines Yoga geht – und steht Stunden nach dem Gespräch mit Sina Bickel auf der Matte im Studio an der Weggisgasse, mitten in der Luzerner Altstadt.

«Das Brot wird nach dem Mond gebacken, die Karotten werden danach gesät, die Haare nach Kalender gefärbt.»

Da natürlich jede Frau ihren eigenen Rhythmus hat, richtet Sina Bickel die Stunden nach der jeweiligen Mondphase aus und unterstützt die einzelnen Teilnehmerinnen mit persönlich abgestimmten, alternativen Asanas. Letzte Woche war Leermond – Menstruation war angesagt. Wir fühlten uns energetisch eher schlapp und ausgelaugt. «Jetzt befinden wir uns bei zunehmendem Mond in der Follikelphase, der aufblühenden Phase», erklärt Sina Bickel zu Beginn der Stunde. Innerer Frühling nennt sich das.

Immer im Takt des Mondes

Nach wenigen Minuten habe ich bereits die erste Erkenntnis: Mein Zyklus richtet sich aktuell gerade nach dem Rhythmus des Mondes. Gross überraschen tut mich das nicht, überschwemmt das Meer durch die Anziehungskraft unseres kosmischen Nachbars doch im Rhythmus der Gezeiten jeden Tag ganze Landstriche.

Auch deckt sich meine Mutter Jahr für Jahr mit dem Mondkalender ein. Das Brot wird nach dem Mond gebacken, die Karotten werden danach gesät, die Haare nach dem Kalender gefärbt. Und auch ich glaube daran, dass der Mond unser Leben und unsere Gefühle beeinflusst.

Die Hektik hinter sich lassen

Wir schliessen die Augen. Durch das offene Fenster hören wir das Stadtleben, die Stimmen all der vorbei strömenden Menschen. Hektik und Lärm. Hinter mir liegt ein stressiger Tag, viele Termine, wenig Zeit für mich.

Hier gibt's mehr Infos

Du willst dich auch im femininen Yoga üben und lernen, mehr auf deine Intuition zu hören? Hier findest mehr Infos übers Female Yoga bei Sina Bickel.

(Bild: Isabel Sacher)

Sina Bickel fordert uns auf, zu überlegen, was wir im kommenden Zyklus verändern wollen. Von was wir mehr brauchen. Ich wünsche mir mehr Zeit – für mich. Wie einen Samen sollen wir den Gedanken setzen, uns vornehmen, in den nächsten Tagen den Samen zu hegen und pflegen, damit er zum Vollmond hin spriesst und wächst – und aus dem Gedanken Tatsache wird.

Mit Summen die Chakren anregen

Wir setzen Daumen an Daumen, Zeigefinger an Zeigefinger und legen unsere Hände wie eine Art Dreieck auf den unteren Schoss. Atmen tief in den Bauch.

Zu Beginn machen wir sogenannte «Pranayamas», Atemübungen. Wir regen unsere Chakren – die Energiezentren in unserem Körper – und Hormondrüsen mit einem Summen an, um so die Energien und Hormone wieder in Balance zu bringen. Den Alltag lassen wir hinter uns. Und damit all den Stress, die Hektik und die Unruhe.

Der Fisch lässt es im Körper kribbeln

Wir beginnen den Körper mit sanften Asnas aufzuwärmen und zu mobilisieren. Wir gehen in die Position des herabschauenden Hundes, atmen ein und richten unseren Körper in einer Welle zu einem Brett, atmen aus und gehen in die Knie und wieder zurück in den herabschauenden Hund.

Wir praktizieren Asanas, welche das Selbstvertrauen in den eigenen Körper und in die eigenen Fähigkeiten stärken und die Energien fliessen lassen sollen. Nach einer Reihe von wohltuenden Yogaübungen beenden wir die Asana-Reihe mit dem Fisch.

Wir liegen auf den Rücken, halten die Hände unter das Gesäss. Beim Einatmen heben wir den Oberkörper und den Kopf an, das Gewicht liegt auf den Ellbogen und Unterarmen. Wir aktivieren den Beckenboden und legen mit der Ausatmung den Scheitel sanft auf den Boden. Diese Asana soll befreiend wirken und Brustkorb und Herz öffnen – den Geist anregen und gegen Müdigkeit und Trägheit helfen.

So geht der Fisch:

Bestimmt gäbe es bequemere Haltungen. Aber sie tut gut. Mehr und mehr spüre ich ein Kribbeln in mir. Im Hals, im Bauch, im Brustkorb. Die Asanas sind sanft, nach dem hektischen Tag gerade richtig, um herunterzufahren. Abzuschalten. Die Gedanken an mir vorbeiziehen zu lassen. Den Fokus auf mich selbst richten.

Ich freunde mich dann mal mit der Mens an

Damit Female Yoga richtig wirken kann, muss Frau natürlich regelmässig auf die Matte.

Doch die Stunde hat mir gezeigt, dass es vielleicht gar nicht so schlecht wäre, mich mit meinem Zyklus ein wenig anzufreunden, mich mehr und umfassender mit meinem eigenen Rhythmus auseinanderzusetzen. Dass ich die Menstruation nicht mehr bloss als Belastung sehe. Mich nicht mehr nur auf die wenigen Tage fokussiere, an denen mich der Zyklus nervt, weil es blutet, weil es wehtut, weil ich genervt bin.

Ich habe gelernt, dass ich meinen Fokus auch auf die Phasen richten darf, in denen ich mich gut fühle, Power in mir habe – und dass dies vielleicht mit dem Zyklus und somit dem erhöhten Hormonspiegel zusammenhängt. Aber auch, dass ich mir erlauben darf, mir die Zeit herauszunehmen, wenn ich sie für mich brauche.

Wir verbeugen uns vor uns selber. Namasté.

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