Änderung des Steuergesetzes

Volksgeschenk oder Honig für Expats? Darüber stimmt Zug ab

Sinkende Steuern würden mehr reiche Expats nach Zug locken, sagen die Linken. Die Bürgerlichen sagen, dass alle davon profitieren würden. (Bild: Adobe Stock)

Am 26. November entscheiden die Zuger Stimmbürger, ob der Kanton per Anfang 2024 die Steuern senkt. Warum die Entscheidung knifflig ist, zeigt ein Blick in die Lager.

Der Kanton Zug schwimmt im Geld. Stetige Überschüsse zeichnen den kleinen Kanton mit niedrigen Steuern aus. Mit der kommenden Einführung der OECD-Mindeststeuer wird sich das noch akzentuieren (zentralplus berichtete). Der Zuger Regierungsrat will daher das kantonale Steuergesetz anpassen.  

Unter anderem sollen die Einkommens- und Vermögenssteuern sinken und die Kinderabzüge steigen. Den Zuger Gemeinden sollen zudem die NFA-Zahlungen erlassen werden (zentralplus berichtete). Doch nicht, ohne dass das Volk am 26. November zur Urne gebeten wird.

Darum kommt es zur Abstimmung

Das neue Steuergesetz soll bereits am 1. Januar 2024 in Kraft treten. Daher, sagt der Regierungsrat, komme die Vorlage mittels Behördenreferendum vors Volk. Denn so sei die schnelle Umsetzung möglich. Der Kantonsrat hat dem Antrag der Regierung zugestimmt (zentralplus berichtete).

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die linken Parteien bereits im Kantonsrat angekündigt hatten, das Behördenreferendum zu ergreifen. Denn sie lehnen das neue Steuergesetz ab, unterlagen im Kantonsrat aber mit 18 zu 56 Stimmen. Der Kantonsrat und Regierungsrat empfehlen die Änderung des Steuergesetzes daher zur Annahme.

Das sind die politischen Fronten

Die politischen Fronten bei dem Geschäft sind verhärtet. Bei der Diskussion im Kantonsrat sagte SP-Kantonsrat Christian Hegglin: «Wir übertreiben es. Wir sind steuertechnisch schon die Nummer eins, jetzt heizen wir noch einmal kräftig nach.» Die Folge der Steuersenkung seien noch weniger Wohnraum und steigende Mieten, so die Befürchtung der Linken.

«Das geplante Steuerpaket treibt die Entwicklung von Zug als Steueroase für Superreiche voran.»

Nein-Komitee zur Änderung des Steuergesetzes

SP, ALG und CSP haben mit den Gewerkschaften daher ein Komitee gebildet, um die Steuerrevision zu bekämpfen. «Das geplante Steuerpaket treibt die Entwicklung von Zug als Steueroase für Superreiche voran und führt zur weiteren Vertreibung des Mittelstandes aus dem Kanton Zug», argumentieren sie.

Das Nein-Komitee will die Steuerrevision bodigen.

Währenddessen stehen die bürgerlichen Parteien hinter dem Vorschlag der Regierung. Fabio Iten, Fraktionschef der Mitte, sagte bei der Debatte im Kantonsrat, auch Inhaber von KMU und Gewerbler würden von den Steuersenkungen profitieren – nicht nur wohlhabende Einwohner und Expats.

«Die Finanzlage des Kantons Zug ist hervorragend.»

Heinz Tännler, Zuger Finanzdirektor (SVP)

Die Teilrevision führe «zu spürbaren Entlastungen der breiten Zuger Bevölkerung», so die Meinung der Befürworter. Und SVP-Regierungsrat Heinz Tännler wird nicht müde zu betonen: «Die Finanzlage des Kantons Zug ist hervorragend.» Bedeutet: Eine Steuersenkung ist mehr als verkraftbar.

Folgende Änderungen sind geplant

  • Die Einkommenssteuer soll punktuell gesenkt werden, sodass Einkommen ab 65’000 Franken für Alleinstehende und 130’000 Franken für Verheiratete davon profitieren.
  • Auch die Vermögenssteuer soll um 15 Prozent sinken. Zusätzlich sollen Ehepaare nicht mehr ab 200’000 Franken, sondern erst ab 400’000 Franken Vermögenssteuern zahlen. Einzelpersonen sollen neu ab 200’000 und nicht mehr ab 100’000 Franken zur Kasse gebeten werden.
Der Zuger Regierungsrat steht hinter der Steuersenkung – ebenso wie die Mehrheit des Kantonsrats. (Bild: zvg)
  • Weiter soll die Kinderbetreuung steuerlich attraktiver werden. Der Eigenbetreuungsabzug für unter 14-jährige Kinder soll von 6000 auf 12’000 Franken, der Fremdbetreuungsabzug von 6000 auf 25’000 Franken steigen. Auch ein Abzug von Ausbildungskosten und ein Kinderzusatzabzug sind im Paket enthalten.
  • Weitere Ziele sind die Entlastung von Vereinen, Stiftungen und Korporationen durch einen höheren steuerfreien Freibetrag. Und die dauerhafte Erhöhung der persönlichen Abzüge, die jeder Zuger in seiner Steuererklärung geltend machen kann.

Keine NFA-Zahlungen für Gemeinden

Durch das neue Steuergesetz verliert der Kanton Zug ab 2025 voraussichtlich 132 Millionen Franken pro Jahr an Einnahmen. Demgegenüber stehen erwartete Ertragsüberschüsse von jährlich rund 320 bis 418 Millionen Franken. Für die Regierung ein eindeutiger Beweis, dass die Steuersenkungen verkraftbar sind.

Anders bei den Gemeinden. Sie werden durch die Steuersenkungen Teile ihrer Einnahmen verlieren. Die Regierung hat daher mit ihnen abgemacht, die Zahlungen an den Nationalen Finanzausgleich (NFA) zu streichen. Bisher mussten sie sich daran beteiligen.

Gemeinden, die trotz den wegfallenden NFA-Zahlungen durch die Steuersenkungen Einnahmen verlieren, sollen einen Solidaritätsbeitrag erhalten. Der Kanton spricht von einem «historischen Schulterschluss» mit den Einwohnergemeinden.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung des Nein-Komitees
  • Abstimmungserläuterungen zur Änderung des Steuergesetzes
  • Frühere Berichterstattung von zentralplus
  • Medienmitteilung des Kantons Zug zu gesunden Finanzen
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12 Kommentare
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    Josef, 06.11.2023, 12:44 Uhr

    Die mittelständigen Zuger Familien werden immer mehr verdrängt. Die Mieten werden unzahlbar für diese Bevölkerungsschicht. Aber Hauptsache man kann Steuern senken, noch mehr reiche und arme Ausländer anlocken. Herr Tännler und sein Portemonnaie freuts. Wir Zuger haben genug

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      Franz, 06.11.2023, 14:46 Uhr

      Viel Glück bei der Wohnungssuche im Kt. ZH. Bonne chance à Genève également. In diesen Kantonen hats viel mehr Reiche und Ausländer. Trotz höherer Steuern als in Zug. Also.

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      Koni, 06.11.2023, 19:08 Uhr

      Lieber Josef – definitiv haben wir genug! «Eine hervorragende Finanzlage…», Herr Tännler wird nicht müde, sich selbst auf die Schulter zu klopfen! Was rundherum passiert, schert keinen Regierungsrat. Die Wut und Ohnmacht verursacht durch den Wohnungsmangel, geht an ihnen vorbei. Flüchtlinge erhalten immerhin noch Containerwohnungen, der Normalbürger wird vom Kanton vertrieben. Sozialdienstarbeitende melden sich gar bei der Zuger Ombudsstelle, die auch nur schulterzuckend die Situation beantworten kann. Alles in allem: Ein Desaster bahnt sich an!

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    Ursi Fuchs, 06.11.2023, 12:34 Uhr

    Schön zu sehen, wie sich hier die Befürworter gegenseitig widersprechen. Für den einen nehmen die Reichen dem Mittelstand Keime Wohnungen weg, weil sie alle in Villen ziehen. Und lauf dem anderen geschieht genau dies nicht, weil für die Villen der Platz fehlt… Tatsache ist dass die Bevölkerung in den letzten 30-40 Jahren in Zug von gut 80 000 auf rund 130 000 Personen gewachsen ist, was weit über dem Schweizer Durchschnitt ist. Gerade jene, die immer lauthals eine Beschränkung der Zuwanderung verlangen, wollen hier die Rahmenbedingungen schaffen, dass immer noch mehr kommen. Welch ein Widerspruch…

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    Heinz Durrer, 06.11.2023, 09:05 Uhr

    Wir sind gegen Steuersenkungen?
    Was für ein links- grüner Lötzinn.
    1. Das Paket entlastet alle Einwohner des Kantons Zug.
    2. Es kommen nicht alle Superreichen nach Zug, weil auch für das Klientel die exklusiven Wohnungen und Villen fehlen.
    3. Ein paar Briefkästen mehr stören nun wirklich nicht.
    4. Der Kanton und die Gemeinden sind angehalten, keine Steuereinnahmen zu horten geschweige den für unnötige Ponyhof-Dekorationsprojekte auszugeben.
    Daher, Ja zur Steuersenkung!

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    Franz, 06.11.2023, 08:15 Uhr

    Steueroase ist auch so ein Kampfbegriff der Linken. In Wirklichkeit ist die Schweiz, und somit auch ZG, ein Hochsteuerland bzw. -kanton. Man darf eben nicht nur die Kantons- und Gemeindesteuern betrachten: Es gibt auch die Vermögenssteuer, die die allermeisten Länder nicht kennen (auch DE nicht). Weitere Steuern: direkte Bundessteuer bis zu 11,5%, Eigenmietwert (auch so ein Unikat). Hinzu kommen die KK-Prämien, die in vielen Ländern über die Steuern abgegolten werden. Plus Erbsteuern, Grundstückgewinnsteuern… Born free, taxed to death. So siehts aus in der Realität.

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    • Profilfoto von Daniel Keller
      Daniel Keller, 06.11.2023, 12:48 Uhr

      Hochsteuerland? Sie scherzen. Gemäss OECD hat die Schweiz vor die tiefste Einkommenssteuer der Industriestaaten, Irland als zweitplaztiertes ist schon fast 50% teurer. Und auch die MWST ist in der Schweiz wls halb so hoch wie in anderen Ländern. Die Vermägenssteuer ist absolut gering, zudem haben wir keine Erbschaftssteuer. Woher nehmen Sie Ihre Fakten?

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    Sigi, 06.11.2023, 07:49 Uhr

    In der Brüggli Badi lästerte diesen Sommer neben mir ein Deutscher, wie langweilig Zug sei. Auf meine Frage, warum er dann hier sei, meinte er, nur wegen der tiefen Steuern. Aus diesem Grund wohnt er seit mehreren Jahren in einem Hotel in Morgarten. Was für ein Leben!!!

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      Roli Greter, 06.11.2023, 21:08 Uhr

      Ein verkümmertes Leben.

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    Ur-Zugerin, 06.11.2023, 07:44 Uhr

    Das Zuger System fördert einzig die Ungleichheit zwischen den Zuger Einwohnern und den Zuzügern. Mit immer tieferen Steuern kommen immer mehr Ausländer und reiche Schweizer, der Platz wird immer beschränkter, das Land und die Immobilien immer teurer, Zuger müssen weg ziehen. Einst profitierten viele Zuger Familien von steigenden Landpreisen, heute befinden sich bereits viele Immobilien in ausländischer Hand, Vereine können ihre Aufgaben kaum mehr wahrnehmen, da von den Expats und vielen Zuzügern keine Beteiligung zu erwarten ist. Wollen Zuger diese Verdrängung wirklich?

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    • Profilfoto von Franz
      Franz, 06.11.2023, 09:14 Uhr

      Die PFZ-Zuwanderer kommen nicht nur nach Zug, sondern in praktisch alle Kantone. Einfach mal in Zürich, Genf oder Lausanne nachschauen, mit den tieferen Steuern in Zug hat das nichts zu tun. Die Zuwanderung ist stark, weil es gut bezahlte Arbeitsplätze gibt, dazu eine i.Vgl. gute Lebensqualität dank funktionierender Infrastruktur, politischer Stabilität, guter Schulen etc. Es sind nicht die paar Superreichen, die die Immopreise in die Höhe treiben, denn die wohnen in der Villa in Baar, Risch, Walchwil oder am Zugerberg und schnappen den Zuger Durchschnittsverdienern nicht die Wohnungen in den Mehrfamilienhäusern weg.

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        Frank, 24.11.2023, 11:55 Uhr

        Und den Mist den Sie erzählen, glauben Sie auch? Natürlich ziehen die Dumpingsteuern massenhaft Gutbetuchte an. Und in den letzten 10 Jahren sind 25% der Zuger in Nachbarkantone abgewandert, sehr sehr viele unfreiwillig. Vor 10 Jahren war es noch der untere Mittelstand, heute geht es bis zum Oberen. Und diese Gutbetuchten leben in Villen UND in sämtlichen anderen Wohnungen. Das diese den Durchschnittsverdienern nicht die Wohnung wegnehmen ist statistisch klar widerlegt. Wenn sie für Steuersenkungen sind, schön für sie, wohl haben sie hier Eigentum und entsprechend ihre Wohnsituation geklärt. Aber erzählen sie doch nicht so einen Mist.

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