Beim NFA zahlt Zug bald mehr als Zürich

Trotz baldigem Spitzenplatz ist der Finanzdirektor entspannt

Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler sagt, das Ressourcenpotential von Zug steige. (Bild: zvg)

Obwohl der Kanton rund zehnmal weniger Einwohner hat als Zürich, wird Zug bald mehr in den Nationalen Finanzausgleich (NFA) zahlen als sein grosser Nachbar. Finanzdirektor Heinz Tännler: «Einen Grund zur Beschwerde gibt es nicht».

Im kommenden Jahr wird der Kanton Zug rund 383 Millionen Franken in den Nationalen Finanzausgleich (NFA) einzahlen müssen. Das zeigen erste Hochrechnungen der Eidgenössischen Finanzverwaltung (zentralplus berichtete). Rund 17 Millionen Franken mehr als dieses Jahr werden es sein.

Dann zahlt Zug mit 2970 Franken pro Einwohner den höchsten Pro-Kopf-Betrag aller Kantone. Für viele ist das keine Überraschung. Denn auf seine rund 125'000 Einwohner gerechnet, schickt Zug schon lange die höchsten Beträge nach Bern. Was weniger bekannt ist: Auch in absoluten Zahlen wird Zug sehr bald zum grössten Geberkanton.

Beim NFA wird Zug den Kanton Zürich bald überholen

Fast alle sechs Geberkantone – Zürich, Zug, Schwyz, Nidwalden, Obwalden, Basel-Stadt und Genf – müssen im Jahr 2024 tiefer in die Tasche greifen. Mit Ausnahme von Zürich: mit geschätzten 462 Millionen Franken wird der Kanton rund 35 Millionen weniger abgeben als dieses Jahr. Auf seine 1,5 Millionen Einwohner gerechnet zahlt Zürich somit etwa 300 Franken pro Kopf.

Traditionsgemäss hielt sich Zürich durch seine Grösse und Wirtschaftskraft auf dem ersten Rang der Geber – und zahlte in seinen besten Jahren bis zu 620 Millionen Franken in den NFA-Topf. Doch diese Zeiten gehen zu Ende – und wer nachrückt ist bereits klar. Nachdem Zug vor einigen Jahren Genf überholt hat, den traditionell Zweitplatzierten, macht der Kleinkanton nun Zürich den Platz streitig.

«Steigende NFA-Zahlungen zeigen auf, dass das Ressourcenpotenzial des Kantons Zug weiterhin steigt.»

Heinz Tännler, Zuger Finanzdirektor

Wie die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt, wird Zug Ende des Jahrzehnts etwa 500 Millionen Franken an den NFA abgeben müssen. Zürich hingegen werde in ein paar Jahren noch etwa 415 Millionen Franken zahlen, wie neue Berechnungen der Bundesverwaltung zeigen. Das Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Economics schätzt, dass der Zuger Anteil bereits im Jahr 2027 mehr als 50 Millionen über jenem von Zürich liegen wird, schreibt der Kanton Zug.

Kein Grund zur Sorge

Die immer höheren Beiträge sind kein Grund zur Sorge, sondern eher ein Zeichen des Erfolgs, sagt der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler auf Anfrage: «Steigende NFA-Zahlungen zeigen auf, dass das Ressourcenpotenzial des Kantons Zug weiterhin steigt.»

In den Jahren 2018 bis 2020, der Bemessungsgrundlage für die NFA-Beiträge 2024, habe «die Zuger Wirtschaft erfolgreich gewirtschaftet». Für Heinz Tännler ist klar: «Einen Grund zur Beschwerde gibt es nicht.» Die «Neue Zürcher Zeitung» präsentierte vor kurzem eine weitere Erklärung, warum Zug auf der Liste der Geberkantone nach oben rückt.

Ist die höhere Besteuerung von Unternehmen der Grund?

Vor allem die grossen Reformen im Bereich der Firmensteuern seien für den Anstieg der NFA-Zahlungen in Zug verantwortlich, schrieben die Autoren. Zum einen die Steuer- und AHV-Vorlage (STAF) aus dem Jahr 2019, welche lukrative Steuerprivilegien für Holdings und andere Unternehmen abgeschafft hat. Und zudem die Einführung der OECD-Mindeststeuer.

Der Zuger Finanzdirektor bestätigt ihre Einschätzung: «Ja, die STAF führt für Zug zu steigenden NFA-Zahlungen.» Die besagten Gesellschaften würden seit 2020 «ordentlich und somit höher besteuert». Das habe dazu geführt, dass ihre steuerbaren Gewinne bei der NFA-Berechnung ein «höheres Gewicht» erhalten. Andererseits seien aber auch die Steuererträge aus jenen Gesellschaften gestiegen.

OECD-Mindeststeuer wird im NFA frühstens 2028 spürbar

Noch keinen Einfluss habe dagegen die neue OECD-Mindeststeuer, welche die Schweiz frühstens im Jahr 2024 einführen wird (zentralplus berichtete). «Auswirkungen im NFA dürften daher frühestens ab etwa 2028 zu erwarten sein», sagt der Finanzdirektor. Der Grund dafür sei, dass die NFA-Berechnung immer mindestens vier Jahre hinter den jeweiligen Geschäftsjahren hinterherhinke.

Zug geht davon aus, dass dann rund 300 Millionen Franken mehr pro Jahr in die Zuger Staatskasse fliessen. Das würde zu 37,5 Millionen Franken mehr Abgaben an den NFA führen. Und den ersten Platz unter den Geberkantonen, den Zug dann wohl haben wird, weiter sichern.

Verwendete Quellen
  • Artikel in der «Neuen Zürcher Zeitung»
  • Artikel im «Blick»
  • Medienmitteilung des Kanton Zug
  • Daten des Bunds zum Finanzausgleich
  • Schriftlicher Austausch mit Heinz Tännler, Regierungsrat
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8 Kommentare
  • Profilfoto von Armando
    Armando, 27.07.2023, 21:11 Uhr

    Woher das viele Geld der vielen dubiosen Firmen – darunter viele russische – in Zug stammt, verschweigt natürlich Putin-Unterstützer Tännler gerne.

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 27.07.2023, 21:57 Uhr

      Sie treffen wie stets den zentralen Punkt des Problemkomplexes und wissen den Sachverhalt griffig und einleuchtend zu vermitteln.

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  • Profilfoto von Peter Joe
    Peter Joe, 27.07.2023, 13:57 Uhr

    Wo kommt dann dieses Geld her? China und Russland erobern sich immer mehr Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent, Middle East, South America und machen den westlichen Ausbeutern den garaus.
    Das Blatt koennte sich bald mal wenden bei den grossen Traider im Kt. Zug.

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      Marie-Françoise Arouet, 27.07.2023, 14:36 Uhr

      Hoppsla! „Westliche Ausbeuter“, denen China und Russland in Afrika, Südamerika und Nahost „den Garaus“ machen. Stimmt zwar nicht, aber das Weltbild, das solche Analysen aus sich entlässt, ist ja von bemerkenswerter Überlebenskraft.
      Alle Dinge im Leben ändern sich; wir wollen das Lebendige preisen, das sich stetig verwandelt. Nur die Zuger Antikapitalismus-Rhetorik, die sich vom Zuger Kapitalismus nährt, die ändert sich nie, nie, nie.

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  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 26.07.2023, 16:44 Uhr

    Damit bezahlen die Zuger zum Beispiel die ganzen Narreteien, die etwa in der Berner sogenannten „Reitschule“ durch die Kinder der Bundesbeamten vom Stapel gelassen werden.

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    • Profilfoto von Manuel
      Manuel, 27.07.2023, 08:37 Uhr

      Uii, schlimm. Mal wieder was zum Kommentieren gefunden. Da waren Sie während der Weltwoche-Lesestunde gefühlt bestimmt schon duzende Male, um zu wissen, dass sich dort der Nachwuchs von Bundesbeamten rumtummelt.

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      • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
        Marie-Françoise Arouet, 27.07.2023, 09:08 Uhr

        Klar war ich dort Dutzende Male. Ich habe quartalsweise einen Drang nach Schwachsinn, Aggression und Siff. Aber was ist eine „Weltwoche-Lesestunde“?

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        • Profilfoto von Manuel
          Manuel, 27.07.2023, 16:44 Uhr

          Erstgenanntes finden Sie in Letztgenanntem – nicht gewusst?
          Agression findet halt nur verbal statt.

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