Gesichter der Gastronomie

Wie die Stadt Zug zu ihrem kulinarischen «Kaiser» kam

Mit «Schmäh» und Tracht: der Zuger Wirt Felix Franz vom Restaurant zum Kaiser Franz. (Bild: cbu)

Nebst dem Regierungsrat hat Zug auch einen Kaiser – zumindest in gastronomischer Hinsicht. zentralplus spricht mit dem stadtbekannten Wirt Felix Franz vom Restaurant zum Kaiser Franz über Faulheit, verwirrende Namen und den Vorteil von Konkurrenz.

In der Zentralschweiz ist es eine bekannte Adresse und in der Stadt Zug sowieso. Das Restaurant zum Kaiser Franz in der Zuger Vorstadt. Ein Lokal, das seit seiner Eröffnung im Jahr 2000 gehobene österreichische Kulinarik an der Zuger Riviera serviert.

Das Konzept wird in dem Moment offensichtlich, wenn man das Restaurant betritt. An einer Wand hängt je ein gerahmtes Gemälde von Kaiserin Sisi und Kaiser Franz Josef I. – sein Konterfei prangt auch auf der gegenüberliegenden Seite des Restaurants als raumhohes Bild. Von der Decke hängt zwischen bemalten Kassetten ein funkelnder Kronleuchter. Die Tische sind weiss gedeckt. Eine Mischung aus monarchischem Luxus und einem Hauch Romantik. Aber eine Mischung, die funktioniert und gelebt wird.

Mit Tracht und Dialekt

Im Service bedienen die Mitarbeiterinnen in traditionelle Dirndl gewandet ihre Gäste. Auch der Chef des Hauses wirft sich in Schale – oft mit Lederhosen, jedoch immer mit Weste und grüner Trachtenjacke. So trifft auch zentralplus den Patron und Inhaber des Restaurants an: Felix Franz. Der 62-jährige Gastronom mit dem silbergrauen Haar ist kein Mann weniger Worte. Aus ihm sprudeln Geschichten, Anekdoten und Witze, gelegentlich auch das eine oder andere deftige Wort.

Gepaart mit dem sympathischen österreichischen Dialekt, den er auch nach Jahrzehnten in der Schweiz behalten hat, ergibt sich das Bild eines Mannes, der zum Gastgeber geboren ist. «Wenn ich mal nicht im Restaurant bin – und das bin ich nicht oft – fragen die Leute nach meinem Verbleib», erzählt er. Ein «Kaiser Franz» ohne Felix Franz scheint genauso undenkbar wie ein Felix Franz ohne «Kaiser Franz». Gut also, dass der «alte Sack», wie er sich im Gespräch selbst einmal lachend nennt, noch nicht ans Aufhören denkt.

Namenswirrwarr führt zum «Kaiser»

In Zug ist Felix Franz auch bekannt als der «Kaiser». Manche nennen ihn aus gutgemeintem Schalk so, andere, weil sie es nicht besser wissen und sie der vermeintliche Doppelvorname verwirrt. Irgendwann sei der «Kaiser» hängengeblieben. «Das stört mich aber nicht», gibt er lachend zu. «Ausserdem hatte es mein Grossvater schwerer. Der hiess Franz Franz.»

«Mit der Eröffnung habe ich alles riskiert.»

In der Steiermark auf einem Familienlandgut aufgewachsen, zog es den jungen Franz schon früh in die Gastronomie. Mit 19 Jahren führte er bereits ein Kaffeehaus. Was hat ihn schliesslich in die Schweiz geführt? «Na, ein Mädchen namens Karin!» Die junge Frau hat er im Kaffeehaus kennengelernt. Sie hat von der Schweiz geschwärmt und ihm empfohlen, mit ihr für ein, zwei Jahre in die Schweiz zu kommen. «Das war vor 44 Jahren», sagt Franz gut gelaunt.

Selbstsicher zum eigenen Restaurant

Seit dieser Zeit war der in Baar wohnhafte Unternehmer unter anderem als Gastronomieleiter im Luzerner Art Deco Hotel Montana und fünf Jahre als Servicefachlehrer an der Luzerner Hotelfachschule tätig. Vor rund zwanzig Jahren sei er dann auf das «Rössli» in Zug aufmerksam geworden, das nach einer Nachfolge suchte. Er sei kein Mann, der zu lange studiert, also habe er zugesagt. Ihm schwebte ein Restaurant mit österreichischer Kulinarik vor, weswegen er Inspiration in einem speziellen Restaurant in Österreich suchte. Das war aber nicht nach seinem Geschmack.

Da habe er sich entschieden, sein eigenes Ding durchzuziehen. Das damalige «Rössli» habe er komplett umgebaut und nach seinem Gusto eingerichtet. «Mit der Eröffnung habe ich alles riskiert», erinnert er sich an jene Zeit zurück. «Aber ich weiss, was ich kann und tue es dann einfach.» Bereut hat er diesen Schritt nie. Das «Kaiser Franz» hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Treffpunkt in der Stadt Zug gewandelt.

Felix Franz neben dem Namensvater seines Restaurants. (Bild: cbu)

Der «Kaiser» ist konkurrenzlos in Zug

Den anhaltenden Erfolg erklärt er sich nebst der Qualität der Küche und der unkomplizierten Gastfreundschaft auch in der allgemeinen Beliebtheit von österreichischen Gerichten. Sei es durch Ferien in Österreich oder Filme wie «Sissi» – ein Wiener Schnitzel, Kaiserschmarrn oder Serviettenknödel sei bei Jung und Alt beliebt. Nicht zuletzt ist Franz' Restaurant praktisch konkurrenzlos in Zug.

Während italienische, schweizerische und asiatische Küche in Zug sehr begehrt sind, ist die österreichische Gastronomie kaum vertreten (zentralplus berichtete). Felix Franz vermutet, dass der Aufwand hinter traditionellen Gerichten wie Rahmgulasch, Kalbshaxe und einem echten Wiener Schnitzel aufgrund der Zutaten und Zubereitungsart grösser und kostspieliger ist als beispielsweise bei einer Pizza.

Mit dem Restaurant Steirereck in Cham verlor der Kanton im März 2023 das andere Restaurant, das auf österreichische Spezialitäten gesetzt hatte. Heute amtet der «Steirerwirt» Thomas Peinhaupt im «Rössli hü» in Root (zentralplus berichtete). Grundsätzlich fürchtet Felix Franz die Konkurrenz so oder so nicht. Im Gegenteil. «Ich freue mich über jedes neue Restaurant in Zug. Und wenn sie gut laufen, erst recht.» Denn jedes neue Lokal bringe neue Gäste mit sich. «Und wo gehen die hin, wenn ihr Wunschlokal ausgebucht ist? Genau, in ein anderes Restaurant. Beispielsweise meins.»

Allerdings hat er auch Worte der Kritik für seine Wahlheimat. «Ich finde, im Nachtleben von Zug fehlt etwas.» Da sei es nicht verwunderlich, wenn die Leute nach Zürich und Luzern abwandern, um feiern zu gehen.

Kein Verständnis für Faulheit

Kritisiert wurde aber auch der «Kaiser» selbst schon. Etwa, weil sein Restaurant zu den wenigen Betrieben gehört, die sowohl Samstag als auch Sonntag geschlossen haben. Herrschte im «Kaiser Franz» zu Beginn noch ein 6-Tage-Betrieb, entschied sich Felix Franz vor einigen Jahren dazu, Gäste «nur» noch unter der Woche zu bedienen. Man habe ihm daraufhin vorgeworfen, faul zu sein oder «es nicht nötig zu haben», erzählt der Gastronom. Der Grund für seinen Entscheid liegt aber woanders. «Wenn man viel arbeitet, verpasst man auch viel», sagt der zweifache Familienvater. «Darum nehme ich mir die Wochenenden frei, um Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen.» Und auch, um die kreativen Batterien aufzuladen.

«Man muss schon einen Flick weg haben, um in der Gastronomie zu arbeiten.»

Ausserdem läuft das Restaurant auch ohne Wochenende sehr gut. «Wir sind mittags und abends oft ausgebucht. Faul sind wir also definitiv nicht.» Faulheit würde er auch nicht tolerieren. Franz fordert viel von sich und seinem Team. Er selbst steht jeweils zwölf bis vierzehn Stunden im Restaurant, je nachdem auch in der Küche, wenn Not am Mann ist. Das gehöre dazu und er wolle es auch nicht anders. «Schon während meiner Lehre waren die Tage lang und intensiv. Aber mir hat das gefallen.» Es habe ihm ausserdem gezeigt, was ihn in Zukunft in dieser Branche erwarten würde und dafür sei er dankbar.

Wenig Verständnis hat er dementsprechend für Leute, die sich in die Gastronomie wagen und sich dann darüber beklagen, wie anstrengend es sei. «Es gibt genug andere Berufe, die angenehmer sind», sagt er und fügt dann mit einem Schmunzeln hinzu: «Man muss schon einen Flick weg haben, um in der Gastronomie zu arbeiten.»

Auch ein «Kaiser» in Luzern

Und für diesen «Flick» sind die Gäste des Restaurants dankbar. Denn Felix Franz legt grossen Wert darauf, dass Besuche in seinem Lokal zu einem Erlebnis werden. «Jedes Restaurant ist ein Stück weit auch Erlebnisgastronomie», sagt er. «Manche Gäste geniessen unser Ambiente so sehr, dass sie in Tracht gekleidet zum Essen kommen.»

Besondere Erlebnisse mag der «Kaiser» auch ausserhalb des Restaurants. So wird er als eingeladener Gast an der diesjährigen Lozärner Fasnacht seine Aufwartung machen und auf einem Zunftwagen mitfahren. Natürlich in Vollverkleidung.

Als Kaiser Franz Josef I.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Felix Franz
  • Website «Restaurant zum Kaiser Franz»
  • Website «Franzwohnungen»
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Jerome Halter
    Jerome Halter, 04.02.2024, 13:04 Uhr

    Ich hatte grosse Erwartungen an das Wiener Schnitzel. Nun, vielleicht muss das so sein in Zug, ich kenne es anders…

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    • Profilfoto von Felix Franz
      Felix Franz, 05.02.2024, 13:24 Uhr

      Vielen Dank für Ihren Kommentar Herr Halter. Mich würde es sehr Interessieren, wie Sie das echte Wienerschnitzel kennen? So können wir auch noch etwas dazu lernen.

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  • Profilfoto von christian.meyer47@bluewin.ch
    [email protected], 04.02.2024, 10:00 Uhr

    Grossartiger Artikel. Franz verdient das Lob zu hundert Prozent!

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