Rettung in der Hälfte der Zeit

So arbeitet der fliegende Bademeister von Hünenberg

Um die Sicherheit ihrer Badegäste zu gewährleisten, arbeitet die Badi Hünenberg mit einem Bademeister der anderen Art: einer Drohne. zentralplus hat einen Einsatz vor Ort miterlebt.

Du schwimmst gemütlich im Zugersee, doch plötzlich passiert es: Ein Krampf. Oder ein Schwächeanfall. Denn auch die besten Schwimmer sind nicht vor Badeunfällen gefeit (zentralplus berichtete). Hilflos paddelst du im Wasser und hoffst, dass der Bademeister dich schnell entdeckt. Denn in Notsituationen zählt jede Sekunde.

Statt dem Platschen der Bademeisterin, die losschwimmt, hörst du in Hünenberg ein Summen. Seit 2019 setzt die Badi Hünenberg auf den Einsatz einer Drohne (zentralplus berichtete). Der Quadrokopter bringt dem in die Not geratenen Schwimmer eine Schwimmhilfe, bis der Bademeister ankommt. Mit dem Ruderboot braucht er für eine Distanz von 150 Metern etwa 150 Sekunden. Die Rettungsdrohne liefert die Badenudel in rund einem Drittel der Zeit.

Vorbild mediterrane Strände

Inspiriert wurde das Strandbad Hünenberg von Videos von Meeresstränden, an denen solch ein Drohnensystem bereits im Einsatz ist. Bademeister Hesham Sami sei damals mit der Idee zu seinem Vorgesetzten Daniel Schriber, dem Leiter Sicherheit und Umwelt von Hünenberg, gegangen, wie er erzählt. Dieser und Florian Bruderer, ebenfalls von der Abteilung Sicherheit und Umwelt, hatten für sein Anliegen sofort ein offenes Ohr.

Nun steht der Bademeister bereits in der vierten Saison mit der Drohnenrettung. «Wir mussten zum Glück bisher noch niemanden retten.» Jedoch fügt er gleich an: «Wenn in zehn Jahren jemand mit der Drohne gerettet wird, dann hat es sich schon gelohnt.»

Wöchentliches Rettungstraining

Das Fliegen der Drohne habe er sich selbst beigebracht. «Dafür habe ich ein paar Monate geübt.» Das Fliegen, die Kameraposition halten, die optimale Höhe für den Abwurf des Rettungsgeräts bestimmen – das alles will gelernt sein. Damit das Bademeisterteam die Drohne jederzeit präzise und schnell fliegen kann, trainiert es rund einmal wöchentlich.

Die Badegäste sind sich die Drohne bereits gewohnt, wie ein Besuch vor Ort zeigt. Trotzdem blickt das eine oder andere Gesicht erstaunt in die Höhe, wenn die Drohne sich mit lautem Summen in die Lüfte erhebt. Wie das Ganze aussieht, siehst du im Video.

Andere Badis zeigten bisher kein Interesse

Mit ihrer Drohne steht die Badi Hünenberg bisher noch allein da. Das überrascht, dürfte doch Badesicherheit spätestens seit dem tödlichen Bade-Unfall im Freibad Lättich wieder ein Thema sein (zentralplus berichtete). Doch das Interesse von anderen Gemeinden und Badis blieb bisher aus.

Was Bademeister Sami schade findet: «Wir haben bereits 2019 angeboten, anderen Interessierten beim Installieren eines solchen Systems zu helfen.» In anderen Ländern wie Spanien sei dieses System viel mehr verbreitet. Dort seien 30 Drohnenpiloten an 22 Stränden unterwegs, wie Sami in einem «20 Minuten»-Artikel gelesen hat.

In der Schweiz noch eher unbekannt

Die geringe Verbreitung erklärt er sich besonders mit fehlendem Wissen ums System. Einerseits darüber, dass es solch ein System gibt. Andererseits, welche Vorteile solch eine Drohne mit sich bringt. «Wenn also jemand vorbeikommen möchte, um zu schauen, wie das praktisch funktioniert, zeigen wir das mit Freude», fügt er schmunzelnd an.

Kriterien wie die Anschaffungskosten oder das nötige Training sieht er weniger problematisch. Die Drohne habe rund 3'000 Franken gekostet. Für ihn ist das jedoch keine Kostenfrage: «Ich denke, jeder ist der Meinung, dass eine Seele zu retten viel mehr wert ist als die Kosten für diese Anschaffung.» Und punkto Training könne die interessierte Bademeisterin ja von der Hünenberger Erfahrung profitieren.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Bademeister Hesham Sami und Irène Tschümperlin
  • Reportage vor Ort
  • Artikel «20 Minuten»
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