Parteien kritisieren Angebot

Mehr Platz für Wohnmobile in Zug – aber wo?

Ein Stellplatz ist nicht viel mehr als ein gut ausgebauter Parkplatz – doch daran fehlt es in der Stadt Zug. (Bild: Unsplash Symbolbild) (Bild: Symbolbild: Unsplash)

In Zug ist man sich weitgehend einig darüber, dass das Campingangebot zu klein ist. Doch wo soll neuer Platz geschaffen werden? Jetzt fordern die ALG und GLP den Stadtrat auf, diese Frage zu klären.

Wenn selbst der Zuger Tourismuschef ein touristisches Angebot als schlecht bezeichnet, kann man davon ausgehen, dass die Lage tatsächlich ernst ist. In diesem Fall dreht sich die Diskussion um das Campingangebot im Kanton Zug. Und gegenüber zentralplus gab Dominic Keller, Direktor von Zug Tourismus, unverblümt zu: «Das Campingangebot ist ungenügend. Vor allem, wenn wir dann auch noch den TCS Camping im Brüggli verlieren.»

Nur einen Tag nach der Veröffentlichung dieses Artikels wird das Thema gar zum Politikum. So haben die beiden Gemeinderäte Patrick Steinle (ALG) und David Meyer (GLP) einen Vorstoss eingereicht. Darin fordert sie den Stadtrat auf, Optionen für neue Stellplätze für Wohnwagen und Wohnmobile zu prüfen. Diese soll der Stadtrat dem Gemeinderat in einem Bericht aufzeigen.

Druck auf Campingplätze in Zug steigt

Bei Stellplätzen handelt es sich zwar nicht um jenes Campingangebot, das Dominic Keller angesprochen hat. Stellplätze sind eher gut ausgebaute Parkplätze, die sich aber spezifisch an Camperinnen richten. Oft hat es eine rudimentäre Infrastruktur, zum Beispiel einen Stromanschluss und eine sanitäre Anlage. Eine Spielwiese oder ein Restaurant wie auf einem offiziellen Campingplatz fehlen hingegen.

«Es gibt sicher viele Optionen, wenn man die Sache nicht zu starr betrachtet.»

David Meyer, GLP-Gemeinderat

Der Zeitpunkt des Vorstosses ist kein Zufall. Denn Camping boomt. Das zeigen auch die Zahlen aus Zug. So wurden letztes Jahr knapp 55'000 Logiernächte auf allen Zuger Campingplätzen verzeichnet. Im Jahr 2018 waren es noch knapp 33'000 Übernachtungen.

Doch gleichzeitig neigt sich die Zeit des TCS-Campings im Brüggli dem Ende zu (zentralplus berichtete). Und damit steigt der Druck auf die wenigen Campingangebote im Raum Zug zusätzlich. GLP-Gemeinderat David Meyer erklärt am Telefon, dass die Stadt zuerst das gesamte Campingangebot im Brüggli streichen wollte. Schliesslich habe im Gemeinderat aber ein breiter Konsens bestanden, dass Camping auch künftig noch möglich sein sollte. So hat man sich auf die Zeltwiese geeinigt.

«Eine Zeltwiese ist wichtig und sinnvoll», so Meyer. «Das Campieren im Brüggli bleibt so möglich, ohne einen grossen Aufwand zu betreiben.» Doch für Wohnwagen und Wohnmobile wird es hier künftig keinen Platz mehr geben.

In der Stadt gibt es fast keine Angebote

«Das ist schade. Die nächstgelegenen Campings befinden sich am Ägeri- oder Türlersee. Ein kleines Angebot für spontanes und kurzzeitiges Übernachten sollte es in der Stadt Zug schon geben», findet der GLP-Gemeinderat.

Tatsächlich gleichen die Stadt Zug und ihre Umgebung einer Campingwüste. Selbst die beliebte Campingplattform «Park for Night», auf der Camper offizielle und inoffizielle Zelt- und Stellplätze eintragen und bewerten können, zeigt für Zug kaum ein Angebot an. Von den Usern werden einzig die Gratisparkplätze am Chamer Fussweg sowie die Parkplätze beim Bootshafen Zug empfohlen. Doch ein offizieller Stellplatz fehlt.

Die Zeit des TCS-Campings im Brüggli ist bald abgelaufen. (Bild: Beat Holdener)

Meyer verneint, dass man die Campingfrage trotz Boom in Zug bislang verschlafen hat. Viel eher habe man noch nicht herausgefunden, wie man damit umgehen soll. Denn im ganzen Kanton wachsen die Siedlungen. Gleichzeitig finden immer mehr Menschen Gefallen an dieser Übernachtungsform. «Der Druck auf die wenigen Campingplätze wächst aus beiden Richtungen –  von der Siedlungsausbreitung und der steigenden Anzahl der Camper selbst.» 

Ein Stellplatz beim Stierenmarkt-Areal?

Jetzt sei es in der Stadt der richtige Zeitpunkt, um darüber zu diskutieren. «In Zug steht die Revision der Ortsplanung bevor. Es ist wichtig, dass das Thema Camping darin nicht vergessen geht», sagt David Meyer. Als er und Patrick Steinle sich vertieft mit dem Thema auseinandergesetzt haben, realisierten sie aber bald, dass es für neue Campingplätze wohl eng wird – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Stadt Zug wächst stark und für einen neuen Campingplatz im herkömmlichen Sinne fehlt darum der Platz. Doch anders präsentiert sich die Situation für Stellplätze: «Hier hat es noch Potenzial», ist Meyer überzeugt. «Der Platzbedarf und die Ansprüche an die Infrastruktur sind viel kleiner als bei einem klassischen Camping.»

Viel mehr als einen Stromanschluss und eine kleine sanitäre Anlage müsse es nicht haben. So ein Stellplatz für 20 bis 30 Wohnwagen liesse sich auch nur für wenige Jahre installieren, bevor die beanspruchte Fläche anders genutzt, also vermutlich bebaut wird. Im Postulat schlagen David Meyer und Patrick Steinle zum Beispiel eine kleine Fläche zwischen dem Areal des Stierenmarkts und der General-Guisan-Strasse als Stellplatz vor.

Mit weiteren Vorschlägen halten sie sich zurück. «Wir wollen da dem Stadtrat gar nicht reinreden. Aber es gibt sicher viele Optionen, wenn man die Sache nicht zu starr betrachtet.»

Verwendete Quellen
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