Otto’s statt Radikal – Stammkunde traurig
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Die Luzerner Radikal-Filiale ist fast unbemerkt vom Hirschengraben verschwunden. Doch ein Luzerner Stammkunde trauert dem Laden mit viel Wehmut nach – und freut sich so gar nicht über den Einzug des Otto's mini.
Einmal blinzeln und die Kiste Bier zum Spottpreis ist vergriffen. Das kann vorkommen. Denn im Radikal gilt grundsätzlich: «Es hed, solang's hed.» Aber zweimal blinzeln – und der ganze Radikal ist weg? Damit hat der Luzerner Stammkunde S. Jäger* dann doch nicht gerechnet. Wegen eines Sonderangebots habe er sich am letzten Mittwochmorgen «bestens gelaunt» Richtung Hirschengraben aufgemacht, erzählt er.
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«Ich wollte ein Schnäppchen machen», erklärt Jäger. Eine Kiste Bier für sechs Franken – ein fast unschlagbares Angebot. «Doch als ich mich dem Laden näherte, musste ich mit Bestürzung feststellen, dass der Radikal weg ist», sagt Jäger händeringend. Verzweiflung schwingt in seiner Stimme mit. «Statt des knalligen Grüns erwarteten mich gelbe und rote Ballone. Als ‹Slytherin›-Fan besonders ärgerlich», findet er, amüsiert auf Harry Potter anspielend. Seine Miene sollte sich kurz darauf aber wieder verdüstern.
So unterscheidet sich Otto's mini vom Radikal
Seit einer Woche dominieren neue Farben den Laden am Hirschengraben 43. Schnäppchenjägerinnen müssen künftig mit Otto's unverkennbarem Bordeauxrot vorliebnehmen.
Die Farbe polarisiert. Etwa, weil sie das Trikot des FC Luzern verunstalte, wie FCL-Fans immer wieder klagen (zentralplus berichtete).
Statt «Radikal Liquidationen» steht nun oberhalb der automatisierten Schiebetür «Otto's mini». Dabei handle es sich um ein neues Kleinladenkonzept, das Otto's letztes Jahr im Shoppingcenter Schönbühl eingeführt habe, erläutert Otto's-Direktionsassistentin Angela Schnyder. «Mit Ausnahme von Möbeln findet die Kundschaft dort eine vielfältige Auswahl ihrer Lieblingsprodukte», führt sie aus.
Otto's bestätigt Imagewechsel nicht
Zu den Beweggründen für den Wechsel möchte Schnyder nichts sagen. S. Jäger vermutet, dass der Wechsel erfolgte, weil die Otto's-Tochterfirma Radikal in der breiten Bevölkerung zu Unrecht als «ziemlich schäbig» wahrgenommen werde. Darauf angesprochen, schweigt Angela Schnyder – aus «betriebsstrategischen Gründen».
Fakt ist: Der diskret vollzogene Wechsel überraschte zentralplus. Denn eine entsprechende Medienmitteilung hat das Surseer Detailhandelsunternehmen Otto's bis heute nicht versendet. Und auch Radikal-Stammkunde S. Jäger wurde auf dem falschen Fuss erwischt. Das Angebot im neuen Otto's mini scheint sich zwar kaum von demjenigen im Radikal zu unterscheiden. Doch die «fantastische Bieraktion», von der Jäger profitieren wollte, war vergangenen Mittwoch, als der Otto's mini zum ersten Mal offen hatte, weg.
Keine Konsequenzen für «Radikal»-Personal
«Zwar standen im weniger chaotisch und geräumiger daherkommenden Laden kistenweise Feldschlösschen», erklärt er gegenüber zentralplus. «Doch das Sonderangebot aus dem Radikal-Prospekt hat Otto's kurzerhand gestrichen.» Jäger spricht von einem regelrechten Skandal. Doch sein Ärger weicht bald der Melancholie.
«Ich habe den Radikal immer geschätzt. Für die tollen Rabatte. Aber auch den 1-Franken-Shop-Charme», sagt Jäger und blickt betrübt in die Ferne. «Ob ich künftig im Otto’s mini einkaufen werde, kann ich Ihnen, Stand heute, nicht sagen.»
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Wie Angela Schndyer beteuert, hat der Wechsel für die Mitarbeiterinnen des ehemaligen Radikals keine Konsequenzen. Wegen ihnen möchte S. Jäger auch anonym bleiben. «Ich will das Personal nicht verärgern», stellt er klar. Denn im neuen Otto’s mini arbeiten dieselben Verkäufer wie zuvor im Radikal. Neu sind nur die Uniformen. Seit letztem Mittwoch trägt das Personal bordeauxrote statt knallig grüne Hemden und Blusen.
*Name der Redaktion bekannt.
- Persönliches Treffen mit Radikal-Stammkunde S. Jäger
- Schriftlicher Austausch mit Otto's-Direktionsassistentin Angela Schnyder
- Webseite des Radikal