Übersetzer an Schulen

Wir sollten von ausländischen Eltern mehr fordern

Auch Erwachsene können neue Sprachen lernen. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Helfen an einer Zuger Schule Übersetzer, damit ausländische Eltern den Informationsabend verstehen? In Luzern geschieht dies seit Jahren. Das kann es nicht sein. Ein Kommentar.

Die Zuger SVP spricht von einer «babylonischen Sprachverwirrung» an einer Stadtzuger Schule. Sie reichte vergangene Woche eine Interpellation ein, in der sie sich auf einen Hinweis aus der Bevölkerung beruft, der besagt, dass die Verantwortlichen der Bildungsstätte Übersetzer engagiert haben. Dies, um die Kommunikation mit Eltern an Informationsabenden zu erleichtern (zentralplus berichtete).

Letztere verstehen gemäss einem Vater, dessen Kind in diese Schule geht und mit dem zentralplus sprechen konnte, zu wenig Deutsch, um dem Gesagten folgen zu können. Ob das tatsächlich der Fall ist, konnte zentralplus nicht verifizieren, da die Schulleitung und das Rektorat in den Ferien sind und die Stadt Zug wegen der hängigen Interpellation erst zu einem späteren Zeitpunkt Auskunft gibt.

Im Kanton Luzern hingegen ist das gang und gäbe. Die kantonale Dienststelle Volksschulbildung sagt auf Anfrage von zentralplus, in ihren Schulen würden schon seit Jahren Übersetzer eingesetzt (zentralplus berichtete). Die Schüler sollen keine Nachteile haben, wenn ihre Eltern nicht genügend Deutsch können.

Natürlich gibt es Ausnahmen

Man kann argumentieren, dass das Wohl des Kindes am wichtigsten ist. Die Beweggründe der Dienststelle Volksschulbildung sind irgendwo nachvollziehbar. Die Schulverantwortlichen handeln auch aus pragmatischen Gründen so. Aber wir dürfen von Neuzugezogenen, die von unserem über Jahrzehnte aufgebauten gesellschaftlichen System profitieren, auch ein gewisses Bemühen erwarten. Die Sprache lernen gehört zweifelsfrei dazu. Natürlich: Es gibt Ausnahmen. Manche Zugezogene haben ein schweres Los gezogen, da müssen der Staat und die Gesellschaft Rücksicht zeigen und Unterstützung anbieten.

Aber wer nach mehreren Jahren in der Schweiz nach wie vor die Landessprache nicht versteht, obwohl er keinen guten Grund dafür hat, dem sollten die Behörden nicht noch mittels vom Staat bezahlter Übersetzer unter die Arme greifen. Denn so haben diese Personen noch weniger Anreiz, die Sprache zu lernen. Manche Restaurants in Zürich lassen grüssen – dort kann man heute nur noch auf Englisch bestellen.

In anderen Ländern unvorstellbar

Zudem macht sich der Staat unglaubwürdig. Er spricht zwar immer wieder davon, dass sich Ausländer integrieren müssen, stellt dann aber sofort bezahlte Hilfe zur Verfügung, wenn diese die Sprache nicht lernen (wollen). In anderen Ländern wäre ein solches Vorgehen unvorstellbar. Wer die Landessprache nicht beherrscht oder sie nicht lernen will, hat dort eben Pech gehabt.

Wenn man in die Schweiz zieht, weiss man, dass es Herausforderungen geben wird. Die Sprache zu lernen, ist eine davon. Diese Aufgabe kann man nicht delegieren. Wir als Gesellschaft sollten diesen Leuten zwar Unterstützung anbieten, aber wir dürfen auch verlangen, dass sie sich bemühen. Denn schliesslich profitieren sie – wie wir alle – von den Errungenschaften dieses Staats. Die Sprache zu lernen, sollte dabei eine der höchsten Prioritäten geniessen. Zudem ist es auch ein Zeichen des Respekts und der Wertschätzung gegenüber der neuen Heimat.

Hinweis: Im Nachgang unserer Berichterstattung hat die Stadt Zug informiert, dass an Elternabenden von den Stadtschulen Zug keine Übersetzer eingesetzt würden. «Der Vorstoss der SVP basiert auf Falschinformationen.» Die Interpellationsantwort des Stadtrats werde nach den Sommerferien erfolgen.

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Prosi
    Prosi, 19.07.2023, 12:44 Uhr

    Als Pädagogin bin ich froh um Dolmetscher:innen. Sonst bleibt ein Mehraufwand an Übersetzungsarbeit bei mir. Das kostete wohl mehr und meine Nerven ebenfalls.

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  • Profilfoto von Jerome Halter
    Jerome Halter, 19.07.2023, 11:19 Uhr

    Sollen? Ja, nur traut sich keiner… Sie könnten sich unwohl fühlen oder den Gratisservice vermissen!

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    • Profilfoto von Mr. Jimmy
      Mr. Jimmy, 19.07.2023, 18:34 Uhr

      Was ist in der Schweiz schon gratis. Die Eltern sollten sich selber darum kümmern und Bezahlen.

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