Die Initiative steht: Das Komitee hat 860 Unterschriften eingereicht. Ziel ist, das Luzerner Theater an der Reuss vor dem Abriss zu retten und für die breite Kultur zu öffnen. Als Salle-Modulable-Verhinderer sehen sich die Initianten nicht – im Gegenteil.
Die Ankündigung kam überraschend – und platzte mitten in die aufgeheizte Debatte über einen möglichen Standort für die Salle Modulable: Ein Komitee will das alte Gebäude des Luzerner Theaters an der Reuss retten und lancierte deshalb im Februar die Initiative «Kulturhaus für alle» (zentralplus berichtete).
Nun sind die nötigen 800 Unterschriften beisammen – das Komitee um den Luzerner Künstler und Architekten Ariel Kolly reichte am Freitag 860 Unterschriften bei der Stadtkanzlei ein. Neben Kolly gehören der Gruppe die frühere SP-Grossstadträtin Luzia Stofer und der Rentner Hans-Ruedi Brunner an.
«Wir torpedieren nichts»
Die Initianten sind nicht die Ersten, die aus dem jetzigen Luzerner Theater dereinst ein Kulturhaus machen wollen. 2010 schlugen Aktivisten aus dem Umfeld der ehemaligen Boa vor, ein öffentliches «Volkshaus» zu errichten. Wenn die Salle Modulable errichtet werde, solle das Volkshaus im Theater das Gleichgewicht zwischen alternativer und etablierter Kultur erhalten (zentralplus berichtete).
Das Volkshaus soll laut Konzept von 2010 für Nutzungen wie Theater und Konzerte, aber auch Proberäume offen stehen. Tom Burri von der Iku Boa sagte 2014 gegenüber zentralplus, man wolle die Idee wieder aufs Tapet bringen, sobald die Planung zur Salle Modulable konkreter würden.
Ariel Kolly will aber nicht als Verhinderer gebrandmarkt werden. «Wir torpedieren nichts, wir unterstützen die Salle Modulable», sagt er. Das Komitee wolle nichts verhindern, sondern vielmehr etwas Positives schaffen, das breit abgestützt ist – keinen Luxustempel. «Eine Salle Modulable beim jetzigen Luzerner Theater ginge auf Kosten von etwas anderem, wir wollen aber nicht nur Hochkultur, sondern ein Gebäude, das für alle da ist», sagt Kolly. Er favorisiert als Standort für die Salle Modulable einen Platz beim Inseli.
Viele offenen Fragen
Ein Kultur-Haus für alle tönt gut, doch wer wird das finanzieren? Wer wird es bespielen und nutzen? Welche Partner sind an Bord? Das ist alles noch offen. Das sind die nächsten Schritte, die das Komitee diskutiert: «Wir werden die Nutzung, das Programm und den Finanzierungsplan genauer ausarbeiten», sagt Kolly. Man sei im Gespräch mit potentiellen Partnern. Nur soviel ist verraten: Das Kulturhaus soll selbsttragend und von einer privaten Trägerschaft geleitet sein.
Aber braucht es denn überhaupt zusätzlichen Kulturraum? Es gibt mit dem Neubad oder dem Südpol bereits breit und flexibel genutzte Kulturräume. Ariel Kolly sieht durchaus Bedarf – das geplante Kulturhaus sei mit nichts vergleichbar, das es schon gebe. Von Kleinkunst, über Konzerte, Theater bis zu Proberäumen und Ateliers und einem Restaurant soll alles möglich sein. «Es wäre eine verpasste Chance für die breite Kultur, wenn wir das Gebäude nicht erhalten», sagt auch Mitinitiantin Luzia Stofer.
Ex-Boa ist mit an Bord
Die Werbetrommel für die Sammlung haben auch Leute aus dem Umfeld «Volkshaus Luzern» gerührt, also Aktivisten des ehemaligen alternativen Kulturzentrums Boa, das 2007 dicht machte. 2010 brachten sie bereits eine Umnutzung des Stadttheaters an der Reuss in ein «Volkshaus» aufs Tapet (siehe Box oben).
«Es wäre eine verpasste Chance für die breite Kultur, wenn wir das Gebäude nicht erhalten.»
Mitinitiantin Luzia Stofer
Wenn man wenig Konkretes weiss, bleibt Platz für Spekulationen: Zügelt das Kleintheater dereinst ins Gebäude des Luzerner Theaters? Oder vielleicht das Neubad, wenn das alte Hallenbad nach 2020 abgerissen wird? Veranstalten die ehemaligen Boa-Leute Konzerte im alten Luzerner Theater? Vieles scheint möglich – doch Handfestes sucht man im Moment noch vergebens.
Nun werden die Unterschriften von der Stadt geprüft, dann befasst sich in den nächsten Monaten der Stadtrat mit der Initiative, danach das Parlament. Zur Abstimmung dürfte das Begehren im Verlauf des Jahres 2017 kommen.
Salle Modulable: Bald kennen wir den Standort |
Als 2007 der Megger Kunstmäzen Christof Engelhorn starb, hinterliess er Luzern eine Vision: Ein neues, modular gebautes Musiktheater solle gebaut werden. Und er hinterliess Geld dafür: Rund 114 Millionen Franken vermachte er einer Stiftung, die den Bau damit unterstützen solle. 2010 folgte dann der Rückschlag: Engelhorns Erben zogen die Schenkung zurück. Doch vor Gericht auf den Bermuda-Inseln konnte sich die Stiftung Salle Modulable das Geld doch noch erstreiten. Das Gericht machte aber Auflagen: Spätestens bis Ende 2018 müssen die politischen Hindernisse aus dem Weg geräumt sein, sonst fliesst kein Geld nach Luzern. Am 5. April gibt’s nun endlich weitere News zur Salle Modulable (zentralplus berichtete) Von den ursprünglich 114 Millionen sind noch rund 80 Millionen übrig: Den Rest verschlangen Planung, Personal und vor allem die Kosten für den Prozess. Das reicht voraussichtlich nicht, um die gesamten Baukosten der Salle Modulable zu decken. Für den Rest müssten private Sponsoren, aber auch die öffentliche Hand aufkommen. Das Gleiche gilt für die Betriebskosten. zentralplus hat bereits ausführlich über die Salle Modulable geschrieben: Alle Berichte finden Sie in unserem Dossier. |
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