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Mobilität und Umweltschutz kein Dilemma mehr?

Mit Druckluft in eine saubere Zukunft

Mit dem Projekt «Druckluft betriebenes Auto» ans Finale von Schweizer Jugend forscht. (Bild: zvg)

Wie wäre es, wenn es Autos gäbe, deren Tanks sich in ein paar Sekunden füllen liessen, welche die Umwelt kaum belasteten und eine bestechend gute Energiebilanz hätten? Drei Lernende des Gewerblich-industriellen Bildungszentrums Zug (GIBZ) entwickeln ein höchst innovatives Mobilitätsprojekt und setzen es um. Die jungen Leute stellen im Interview ihre visionäre Idee vor.

«Eigentlich sollten wir nur eine Projektarbeit in der Berufskunde schreiben. Beim Recherchieren und Vorbereiten hat uns Berufsschullehrer Ernst Kleiner auf das Potenzial unseres Projekts aufmerksam gemacht. Er hat uns vorgeschlagen, erstens diese IdPA (Interdisziplinäre Projektarbeit) und zweitens einen Antrag beim «Talent-Ticket» des GIBZ einzureichen», erzählt Matthias Weber.

Melanie Rogenmoser, sie arbeitet bei V-Zug, Matthias Weber und Nikifor Korjagin von der Roche Diagnostics International AG haben den Ratschlag befolgt und sind nun seit Juni 2019 intensiv mit ihrem Projekt «Druckluft betriebenes Auto» beschäftigt. Die drei Innovatoren konnten ihre Arbeit bei Schweizer Jugend forscht präsentieren und schafften den Sprung ins Finale.

Dies überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass sie ihr Modellauto von der Recherche über die Planung bis hin zur Realisierung selber hergestellt haben. Obwohl sie schon mehr als 600 Stunden, vorwiegend in der Freizeit, investiert haben, müssen sie nochmals richtig Gas geben.

Sauber fahren mit Druckluft

Der grösste Vorteil von Druckluft liegt auf der Hand: Luft ist immer vorhanden – weder ihre «Produktion» noch der Verbrauch setzt irgendwelche schädlichen Stoffe frei. Auch die Herstellung sowie die Entsorgung eines Drucklufttanks sind völlig unproblematisch.

Druckluft als Energieträger könnte in der Automobilindustrie somit ganz neue Wege eröffnen. Das Befüllen des Tanks würde gerade mal ein paar Sekunden dauern. Einen Nachteil sehen die drei Lernenden: «Ein voller Tank reicht höchstens für ca. 150 km, das ist den Leuten zu wenig,» meint Nikifor. Ein kleiner Benziner mit 40 Litern fährt ungefähr 600 km, ein grosser entsprechend weiter. Elektroautos mit einer Leistung von 200 kW kommen bis zu 400 km weit. «Aber als Stadtauto wäre es gut geeignet,» wirft Melanie Rogenmoser ein.

Weitere Informationen zu Fahrzeugen mit Druckluftantrieb und Vergleiche zu anderen Antrieben finden Sie hier:

Druckluft kann sich im Vergleich mit Elektro- und Wasserstoff-Antrieb sehen lassen

Die Wirtschaftlichkeit mag im Vergleich mit einem Elektroauto geringer sein, aber was die Ökobilanz betrifft, hat das E-Auto keine Chance. «Die Lithiumgewinnung braucht sehr viel Wasser, dadurch fehlt in Ländern wie Bolivien oder Chile Wasser für die Landwirtschaft. Ausserdem ist Lithium giftig, das heisst, es ist schlecht recyclebar. Eine grosse Batterie wie beispielsweise im Tesla verursacht schon ungefähr 15 Tonnen CO2, bevor das Fahrzeug überhaupt in Betrieb genommen wird,» erklären die drei Lernenden.

Auch die Wasserstoff-Autos vermögen, gleich wie die E-Autos, nicht wirklich zu überzeugen, denn es gibt zu wenig Wasserstoff-Tankstellen. Die Autos sind für Private zu teuer, Wasserstoff als Treibstoff ist teurer als Strom und die Autohersteller zögern. Dies alles mündet in die Frage nach dem Ei oder dem Huhn.

Kooperation Schule und Wirtschaft

Das Talent-Ticket des GIBZ richtet sich an alle Lernenden aller Berufe. Talentierte Jugendliche können unter anderem ein Projekt einreichen, das von einer Jury am GIBZ auf Innovationscharakter und Nachhaltigkeit geprüft wird. Wird ein Projekt angenommen, erhalten die Lernenden finanzielle und personelle Unterstützung, um das Ziel zu erreichen. Zudem werden Ihnen Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.

Ohne die Unterstützung der beteiligten Betriebe sind grosse Projekte jedoch kaum umzusetzen. Auch hier springen verschiedene grosse Unternehmen ein, indem sie den Lernenden Zeit, Material und Know-how zur Verfügung stellen.

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Im Fokus stehen Unternehmer und Entwickler. Autor Lars Rominger aus Menzingen, selbst ein Erfinder, Wissenschaftler und Fachbuchautor, zeigt die Menschen hinter einer Idee und stellt spannende Projekte vor.
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