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Nicht nur die wichtigen Momente begeistern

Erste Male beim Baby, die kaum jemanden interessieren

(Bild: Pexels)

Die ersten Schritte eines Kindes sind eine grosse Sache, keine Frage. Auch das erste Wort wird freudig von allen erwartet. Doch es gibt auch erste Male, die Bekannte und Verwandte kaum interessieren – und trotzdem wundervoll sind.

Es gibt diese markanten Stationen im jungen Leben eines Menschen. Das erste Greifen, das erste Augenöffnen, das erste Mal umdrehen. Manche Ereignisse werden richtig gefeiert und sind bei anderen Leuten hoch im Kurs. So werden wir immer wieder gefragt: «Sagt er denn schon Mama?» Meist wird dann hastig noch angefügt: «Oder Papa?» Darauf war unsere Antwort bisher stets: «Nein. Im Moment scheint Lola eine wichtigere Rolle in seinem Leben einzunehmen.» Lola ist ein Plüscheisbär.

Die wichtigen Momente begeistern alle

Auch wir haben die bekannten ersten Male gefeiert, die im Umfeld immer für Entzückung sorgen. Etwa das erste Auf-den-Bauch-Drehen.

«Oh, jetzt kann er es auch auf die andere Seite. Grossartig!»

«Uh, jetzt schafft er es auch wieder zurück auf den Rücken. Wow!»

«Ah, jetzt hat er sich aufgerichtet. Phänomenal!»

Klar, auch als er das erste Mal ohne Hilfe aufgestanden ist, waren wir begeistert. Als er dann in derselben Stunde noch gleich den linken Fuss zwei Zentimeter nach vorn bewegte, waren wir hin und weg. Die Tage danach versuchten wir immer wieder, ihn zu weiteren Schritten zu animieren. Es war eine berührende Zeit, die wir sehr genossen haben.

Die subtileren Fortschritte sind nur für Eltern

Das alles sind in den Augen der Gesellschaft imposante Entwicklungsschritte, die entzücken. Das möchte ich auch gar nicht bestreiten. Was mich aber oft viel mehr berührt, sind scheinbar subtile Schritte, die bei Unbeteiligten kaum für einen Jö-Effekt sorgen.

So zum Beispiel die Aneignung der Objektpermanenz. Sie entwickelt sich bei Kindern ab dem achten Monat. Dabei begreifen sie, dass Objekte oder Personen weiterexistieren, auch wenn diese aus ihrem Sichtfeld verschwinden. Objektpermanenz klingt jetzt nicht sonderlich herzig, aber es ist einfach toll. Dieser Moment, wenn ich hinter etwas verschwinde, auf der anderen Seite wieder hervortrete und die kleinen Augen mich dort bereits erwarten: Es hat mich fast umgehauen.

Rollentausch beim Essen

Ein weiteres Highlight für mich habe ich beim Essen beobachtet. Normalweise sind es ja wir, die unserem Sohn mit dem Essen helfen. Doch immer wieder einmal kommt es vor, dass er sich den Löffel schnappt. Dann türmt er viel zu viel Essen auf diesen und streckt ihn uns entgegen. Er isst dann erst weiter, wenn wir davon gegessen haben. Imitiert er uns? Will er mit uns teilen, oder ist es Empathie? Ich weiss es nicht. Aber für mich ist es ein wundervoller Moment.

Ein anderes Mal hatte er etwas in der rechten Hand, während er seine linke Hand nach einem weiteren Gegenstand ausgestreckt hat. Als wir ihm diesen gaben, beförderte er das Objekt sogleich in seine linke Hand. Sein Blick wurde dabei aber bereits wieder von einem neuen Gegenstand auf sich gezogen. Er hatte es also geschafft, den Gegenstand von seiner linken in die rechte Hand zu befördern, ohne hinzuschauen – und ohne den ersten Gegenstand fallen zu lassen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie erstaunt ich in diesem Moment war.

Bye-bye Kackfudi

Höhepunkte gibt es aber auch beim Thema Hinterlassenschaften. Wir haben unseren Sohn schon sehr früh über die WC-Schüssel gehalten. Ich erinnere mich so gut daran, da wir seinen Kopf anfangs noch stützen mussten. Manchmal landete etwas in der Schüssel, dann wieder nicht. Es war lange Zeit eine absolute Glückssache.

Nach und nach hat sich das aber geändert. Zuerst landeten zwei, dann drei, ja vier Geschäfte in der WC-Schüssel statt in der Windel. Und plötzlich wurde uns bewusst, dass das nun wirklich klappt. Fortan hielt er sich immer zurück und erleichterte sich erst, wenn wir mit ihm auf dem WC sassen.

Zugegeben, es klappt auch jetzt noch nicht ausnahmslos. Aber ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie angenehm es ist, wenn man sich nicht jeden Tag um Kackfudis und Kackwindeln kümmern muss. Vor allem, da er inzwischen nicht mehr von der Brust trinkt. Eltern wissen, was das in Bezug auf die Hinterlassenschaften bedeutet.

Es geht immer weiter

Es gibt noch so viele erste Male, über die ich gerne berichten würde: Kleidungsstücke anziehen, Durchschlafen in der Nacht, selbständiges Essen mit dem Löffel oder den wechselnden Wochenrhythmus missbilligen. Aber jetzt ist erst einmal Schluss.

Ah, Moment, etwas muss ich doch noch loswerden: Neuestens sagt er «Tete!» oder «Titi!». Das bedeutet entweder «WC» oder «Pipi». Jedenfalls hats schon zweimal geklappt, dann gleich mit ihm auf die Toilette zu gehen. Es ist grandios.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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