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Die Sprachentwicklung eines Kleinkindes

Er hat «Papa» vor «Mama» gesagt. Jetzt ist es raus!

(Bild: Gemeinfrei)

Voller Freude versuchen wir, die wachsenden kommunikativen Fähigkeiten unseres Kindes zu deuten. Manchmal ist seine Sprache aber auch nur verwirrend – oder weisst du, was «Ghighi» oder «Äbbi» sind?

Die Kommunikation eines Kleinkindes ist faszinierend. Am Anfang war natürlich das Weinen. Inzwischen sind wir bereits bei den ersten Worten angelangt. Tenno fing vor ein paar Monaten an, immer wieder dieselben Silben zu sagen. Dann kamen nach und nach weitere hinzu. Bis heute macht es den Eindruck, als würde er diese Silben völlig wahllos von sich geben. Ich finde es absolut beeindruckend, dass das noch immer andauert, obwohl er schon seit längerem – ich nenne es – «Silben» hat. Vielleicht sind aber auch wir Eltern einfach nicht so aufnahmefähig. Oder gehe ich jetzt zu hart mit uns ins Gericht?

Vermutlich ist es bei uns so ziemlich wie bei allen andern Eltern: Das, was wir verstehen, klingt womöglich für andere ganz beeindruckend, wenn wir ihnen davon berichten, und der Rest ist halt zufälliges Gebrabbel. Aber aus unserer Perspektive – und ich nehme an, dass es in andern Familien ganz genau so ist – verstehen wir gefühlt nur fünf Prozent von dem, was wir doch eigentlich verstehen sollten. Tenno macht oft den Eindruck, als meine er etwas ganz Bestimmtes mit dem, was er sagt, um im nächsten Moment dieselben Silben für eine ganz andere Sache zu verwenden.

Jetzt wisst ihr es

Er hat «Papa» vor «Mama» gesagt. So, jetzt ist es raus. Und ihr habt es hier als Erste erfahren. Also ja, ganz so einfach ist es nicht. Am 14. Dezember 2022 (!) hielt ich bereits fest: «Tenno kann schon fast Mama sagen». Vor etwa einer Woche hat er damit begonnen, zwei Silben mit einem undefinierten Anlaut (der erste Buchstabe einer Silbe) und einem deutlichen «a» zu sagen. Es klingt ein bisschen wie «Wawa» und er sagt es hauptsächlich dann, wenn er mit der Treppenlauf- oder Trageleistung von Papa unzufrieden ist. Als würde er nach ihr rufen, dass sie ihn davon erlösen möge.

Puh, was war ich damals leichtsinnig und gutgläubig. Zwei Silvesterfeiern sind seither vergangen und jetzt kann man behaupten, dass er «Mama» und «Papa» sagen kann und es auch so meint. Also vielleicht ist «Papa» auch «Mama» und «Mama» ist «Papa». Wir sind uns da noch nicht so sicher.

In einem früheren Beitrag berichtete ich davon, wie er «det» sagen konnte. Alles war «det» und ich glaube inzwischen, dass er einfach Freude an der Silbe hatte, weil wir Eltern so Freude daran hatten, dass er «dort» auf Luzerndeutsch sagen konnte. Dass er damit «dort» gemeint haben könnte, ist aus heutiger Sicht Unsinn, aber die Bewertung fällt nicht geringer aus: Es war ein Meilenstein. Ein Kind kann in seinen Handlungen, und da zählt das Sprechen dazu, bestärkt werden, indem es von der Aussenwelt Reaktionen erfährt. Diese Reaktionen sind für das Kind ein Zeichen, dass das, was es ausdrückt, eine Bedeutung hat. Bedeutung führt zu mehr Interaktion, im Positiven wie im Negativen.

Für Tenno ist alles ein Spiel

Bei Tisch hat Tenno entdeckt, dass er sehr schnell eine Reaktion auslösen kann, wenn er seine äusserst beweglichen Beine hochhebt und die Füsse auf den Tisch legt. Zuerst links, dann rechts oder umgekehrt. Für ihn ist es ein Spiel. Er schaut uns dann immer auffordernd lächelnd an, da er genau weiss, dass wir uns dann ihm zuwenden, auch wenn wir gerade tief in ein Gespräch verwickelt sind.

Als Eltern ist man gefordert, für die Dinge, die man im eigenen Kind fördern möchte, immer wieder ein gewisses Mass an Begeisterung auszudrücken. Dann wiederum muss man für die Dinge, die man nicht fördern möchte, weniger Begeisterung zeigen. Es ist verdammt hart, diesem verschmitzten Lächeln mit seinen Füssen auf dem Tisch zu widerstehen, das sage ich euch.

«Ghighi», «Äthe» und «Dauto»

Letzte Woche fing Tenno damit an, uns gewisse Wörter nachzusprechen. Zwar war das Meiste noch ziemlich interpretationsbedürftig, aber man merkte deutlich, dass er sich dabei bemühte. Es gibt für die Phoneme, die er momentan produziert, keine sinnvolle Transkription auf Deutsch, daher kann ich die Äusserungen nur unvollständig wiedergeben: «Ghighi» war Kiwi, «Äbbi» war Erdbeere, «Dauto» ist schon seit längerem Auto, «Lelo» oder «Delo» war Velo, «Bau» war Ball, «Äthe» war Essen.

Die Nomina der greifbaren Dinge sind also schon mal auf dem Weg. Wenn er diese beherrscht, gehen wir weiter zu Annette von Droste-Hülshoff, Immanuel Kant, Erwin Schrödinger und Ada Lovelace!

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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