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Wann Eltern Verantwortung übernehmen müssen

Kinder gehorchen dann, wenn es ihnen in den Kram passt

Kinder sollen ihre eigenen Entscheidungen treffen können. Doch manchmal muss man ihnen auch sagen, wie es läuft. Was es dabei zu beachten gilt, möchte ich in meinem Blog-Post erläutern.

Neulich schlenderte ich, von der Sonne verwöhnt, zusammen mit meinen Kindern die Bruchstrasse entlang. Das ist unser Quartier. Hier fühlen wir uns wohl. Emil (zweieinhalb) sass auf meinen Schultern, während Elisa (sieben Monate) im Tragetuch, eng an mich gebunden, tief und fest schlummerte. Nach einigen freundlichen «Hallos» irgendwo zwischen Barbieren, Coiffeurs und handverlesenen Kleinstgeschäften entschlossen wir uns, noch eine kleine Stärkung bei Edwin, unserem Quartierkiosk, zu holen.

Papi ist der Chef

Mit einem Kind auf den Schultern durch die Tür zu kommen, ist nicht ganz einfach, aber Emil entschied sich trotzdem nicht fürs Absteigen, sondern lächelte von meinen Schultern hinunter den namensgebenden Inhaber Edwin an. Viel zu schüchtern, um auch nur ein Wort zu sagen.

Natürlich wurden wir, wie immer, freundlich empfangen. Ein paar nette Worte zu mir, dann ein Blick hinauf zu Emil und ein freundliches «Hallo, Chef». Da war es mit der Schüchternheit und auch mit dem freundlichen Lächeln vorbei. «Nein», tönte es von oberhalb meines Kopfes in lauten und klaren Worten hinunter, «Papi ist der Chef.»

Natürlich war das Ganze in der Situation sehr lustig. Die prompte und bestimmte Antwort Emils überraschte uns alle und wahrscheinlich auch ihn selbst. Denn eigentlich ist es nicht das, was ich vorlebe. Und ich glaube auch nicht, dass Emil immer und überall hinter dieser Meinung steht. Dafür fehlt es dann doch zu sehr an seinem Willen zum Gehorchen.

Das Thema «Gehorchen» und «Chef» verfolgt uns und die Eltern in unserem Bekanntenkreis immer wieder. Natürlich. Denn im Zwist zwischen «Ich möchte jetzt wirklich, dass du das machst» und «Es ist wichtig, deinen eigenen Willen zu haben» stehen viele Eltern.

Sei es beim Tischabräumen, beim Zähneputzen, beim Schlafengehen und selbst beim Gang zur Ärztin. Es wäre so viel einfacher, würden unsere Kleinen das tun, was wir für richtig halten und das am besten in voller Dankbarkeit und dazu noch hell begeistert.

Bei uns und in unserem Bekanntenkreis ist es jedenfalls so: Die Kinder gehorchen nur dann gut, wenn es ihnen in den Kram passt. Und das ist nicht allzu oft der Fall. Trotzdem müssen wir Eltern in gewissen Situationen unseren Willen durchsetzen.

Gefahr und Verantwortung

Das mag jetzt etwas altbacken und autoritär klingen. Das ist es aber nicht. Denn spätestens beim Überqueren der Strasse oder beim Schaukeln mit dem Stuhl bin ich darauf angewiesen, dass sich Emil an gewisse Abmachungen hält. Ob er will oder nicht. Ich finde es extrem wichtig, dass Emil bei vielen Sachen entscheiden und mitbestimmen kann. Es gibt aber Momente, in denen ich die Verantwortung übernehmen muss, gerade weil ich die Gefahren besser einschätzen kann als er.

Das kann ich Emil erklären, manchmal nicht im Moment, in dem mein Eingreifen nötig ist, aber sicher im Nachgang. Mir ist es wichtig, dass meine Haltung erkennbar ist, nämlich nicht als Chef per se, sondern als Verantwortlicher, der in gewissen Situationen sagt, wie es läuft. Immer aber so, dass Emil versteht, dass ich das nicht aus Willkür tue, sondern aus bestem Wissen und Gewissen und nur dann, wenn es wirklich nötig ist.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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