Eltern
Blog
Neue Sportart erfordert Eltern-Taxi

Der Unihockey-Stock ist cooler als das Ballett-Tutu

Die Tochter unserer Eltern-Bloggerin spielt neu Unihockey. (Bild: Adobe Stock)

Neuerdings verbringt unsere Eltern-Bloggerin einen Teil der Wochenenden in Turnhallen. Freiwillig, wahlweise samstags oder sonntagmorgens. Der Grund: Ihre Tochter hat die Ballettschuhe gegen einen Unihockey-Stock eingetauscht.

Nach einem Unihockey-Turnier der Schule ist beim kleinen Frölein der Wunsch aufgekommen, diese Sportart auszuüben. Nicht nur gelegentlich auf dem Pausenplatz, sondern wöchentlich im Verein. Ich gebe zu, meine Begeisterung hielt sich zu Beginn in Grenzen. Nicht wegen der Sportart, ich finde Mannschaftssportarten toll.

Aber die Vorstellung, neuerdings Wochenende für Wochenende drinnen zu verbringen, liess mich zögern. Dennoch wollten wir dem kleinen Frölein, uns als Familie und auch diesem Sport eine Chance geben. Sie ging schnuppern und wir fanden heraus, dass die Saison nicht das ganze Jahr über läuft und die Eltern nicht jedes Wochenende Fahrdienst leisten müssen.

Der Unihockey-Stock ist cooler als das Ballett-Tutu

Sollte es die Situation aber erfordern, wird es samstags mich treffen und sonntags Herrn Limacher. So ist die Abmachung. Sogleich wurde das kleine Frölein bei den Junioren E aufgenommen, als zweites Mädchen in der Mannschaft. Der Stolz, dieses Dress zu tragen (anstelle des Ballett-Tutus wie früher) und am coolen Stock – gekauft mit der Gotte – war ihr ins Gesicht geschrieben.

So verbringe ich nun gelegentlich einen Samstag- oder Sonntagmorgen in einer Zentralschweizer Turnhalle. Meist in aller Früh. Die Banden werden aufgestellt, die Mannschaften laufen sich warm, die Technikanlage wird getestet, die Kaffeemaschine langsam in Betrieb genommen.

Für die neue Sportart der Tochter reist unsere Bloggerin in der Zentralschweiz umher. (Bild: zvg)

All dies wäre ohne die Freiwilligenarbeit von jungen Menschen nicht realisierbar. Sie, die wohl um diese Zeit noch gerne im Bett liegen würden, machen diese Turniere überhaupt möglich. Das beeindruckt mich enorm. So auch die Trainerin der E-Juniorinnen. Sie studiert an der Pädagogischen Hochschule, arbeitet nebenbei an einer Tankstelle bei uns im Dorf und führt jede Woche ein tolles Training durch. Obendrauf fährt sie Wochenende für Wochenende mit der Mannschaft an ein Turnier. Sie motiviert die Kinder auf eine solch liebevolle Art und freut sich unfassbar fest über jedes Tor und tröstet bei Verletzungen und Niederlagen.

Nur Erwachsene beklagen angeblich unfaires Spiel

Der Geruch von Hot-Dog und Schweiss. Hallenturnschuhe, die beim Abbremsen quietschen. Irgendwelche Kinder kreischen immer – wahlweise aus Freude oder Enttäuschung. Es ist laut in diesen Hallen. Ich nehme meist ein Buch mit, lese aber immer wieder denselben Abschnitt. Es geht hoch zu und her auf den Spielfeldern. Unihockey ist ein zackiges Spiel, nichts für Träumerinnen. Ich probiere die Regeln zu begreifen, nicht im letzten Moment zu jubeln.

Mich beeindruckt, wie schnell und zugleich fair dieses Spiel abläuft. Zumindest fast immer. Da ist dieser Vater, der sich fürchterlich aufregt über den gegnerischen Trainer. Er sagt seinem Kind: «Ich habe ihm nun die Leviten gelesen, es soll ihm eine Lehre sein!» Und ich frage mich, was genau sein Kind daraus lernen soll. Die Spieler selbst bekommen von diesem Tumult nicht viel mit.

Sie spielen Unihockey aus tiefster Freude und Überzeugung. Viel eher scheinen nur Erwachsene das Gefühl von «Es läuft hier nicht fair ab» zu kennen. Wie gelingt es uns, die Kinder gut zu begleiten im Gewinnen und Verlieren? Nicht den Fehler beim Gegenüber zu suchen bei einer Niederlage. Das frage ich mich.

Das Wettbewerbsgefühl stellt sich automatisch ein, sobald Ranglisten gemacht werden. Die Mannschaft des kleinen Fröleins ist keineswegs siegesverwöhnt. Meist ist sie eher in den hinteren Rängen zu finden – das Gefühl des Dabeiseins zählt. Doch wie lange reicht dieses Gefühl noch aus, so frage ich mich. Die Kinder sind nun zwischen sieben und neun Jahre alt. Ich denke, bei der nächst höheren Stufe könnte der Wind bereits etwas rauer sein.

Üben im Siegen und Verlieren

Und dennoch trainieren sie nebst Schusstechnik auch den Umgang mit Misserfolg. Entscheidend ist doch, dass das Kind motiviert ist und weiss, wie die negativen Gefühle nach einer Niederlage einigermassen zu regulieren sind.

Verlieren zu können und auch einen Misserfolg zu verkraften, ist ungemein wichtig. Es schützt das Selbstwertgefühl und stärkt das Selbstvertrauen. Und da sind auch die Momente der ganz grossen Freude. Dann nämlich, wenn ein Pass ankommt und der Ball tatsächlich im gegnerischen Netz landet.

Möglich, dass eine gewisse Mutter da auf den Zuschauerrängen aufspringt vor Freude und etwas ausflippt. Nur ein kleines bisschen, denn sonsten bin ich dem kleinen Frölein peinlich und werde beim nächsten Turnier durch Herrn Limacher als Begleitperson ersetzt.

Themen
Eltern
Blog
Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon