eat’n drink
Blog
Restaurant-Test

«Oh wow!» Luzern: Diese Thai-Portion schafft fast keiner

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Asiatisch
  • Ambiente Rustikal, Take Away
Seit fünf Jahren wird im «Oh wow!» am Luzerner Weinmarkt thailändisch gekocht. (Bild: hch)

Nein, der Ausruf der Begeisterung stammt nicht von uns. Tatsächlich heisst das Lokal «Oh wow!», zu finden ist das Thai-Restaurant in der Luzerner Altstadt. Bezieht man den Namen auf die Grösse des Gerichtes, kann man vollauf zustimmen. Doch nicht nur bei der Portionengrösse wird man überrascht, wie unser Restaurant-Test zeigt.

«Wie heisst dieses Restaurant eigentlich richtig?» Die Frage, die wir uns bei unserem Testessen stellten, mag erstaunen. Doch «Oh wow!» hätten wir nun wirklich nicht als Name für ein asiatisches Lokal erwartet. In diesem Genre scheint ansonsten die ungeschriebene Regel zu existieren, im Namen mindestens einmal das Wort «Thai» mit aufzuführen, häufig ergänzt durch einen Ortsnamen.

Von aussen gibt das seit 2019 bestehende Restaurant nicht allzu viel her, überzeugt dafür mit inneren Werten. Im Erdgeschoss befinden sich Kasse, Küche und einige wenige Stühle, oben sechs Tische teilweise mit Aussicht auf den Weinmarkt. Die Menüpreise sind weitgehend standardisiert: Gerichte mit Poulet kosten 18 Franken, mit Rind / Crevetten 20 und mit Ente 25 Franken.

Auch nach Preisaufschlag sehr günstig

Auf der Webseite sind noch je zwei Franken weniger angegeben, man hat die Preise eben erst angehoben. Eine Speisekarte besteht vor Ort nicht, dafür die üblichen, weniger appetit-fördernden Fotos der Gerichte, wie sie in jedem Thai-take-away zu finden sind. Denn das Essen kann hier auch geordert und abgeholt werden, wie dies bei unserem Testbesuch ein Luzerner Regierungsrat tat.

Für uns aber ging es nach der Bestellung die Treppe hoch. Das Essen wird eine Viertelstunde später serviert, in meinem Fall ein Pad Thai. Und damit ist nun auch die Herkunft des Restaurant-Namens geklärt: Oh wow, wer schafft es, das alles aufzuessen? Die Personen an den Nebentischen, wie wir später etwas verwundert sehen werden.

Pad Thai mit einer sehr besonderen Dekorationen

Doch erst kümmern wir uns unser eigenes Glück, respektive das Pad Thai. Dieses besteht aus sehr viel feinen Glasnudeln, etwas Gemüse und Rindfleisch. Zähes Rindfleisch, das sonst wohl eher in Schmorgerichten Verwendung findet. Dafür verzichtet man hier auf Natron als Fleischzartmacher. Als Sanddüne im Kleinformat haben die gemahlenen Erdnüsse fein säuberlich in einer Ecke Platz gefunden.

Obenauf thront ein Zweig Koriander, wie zur Verhöhnung eines notorischen Koriander-Hassers. Das beste daran: Er lässt sich ohne Schaden entfernen und auf dem Nebentisch drapieren, wo von den Vorgängern noch nicht abgeräumte Teller stehen. Ist diese Arbeit erst erledigt und etwas Chilisauce daruntergemischt, fehlt wenig zur totalen Zufriedenheit. Etwas weniger Austernsauce und ein paar Nudeln weniger, und man könnte fast schon vom perfekten Pad Thai schreiben.

Kein Fried Rice? Ich bin ganz überrascht, dass sich meine Begleitung beim vierten Besuch eines Thai-Restaurants sich doch einen Ruck gegeben hat, mal etwas anderes auszuprobieren als Fried Rice. Wie kams zu diesem Sinneswandel?

Der Herr Regierungsrat ist schuld

Der Ärmste sei ganz durcheinander gewesen, als er den Herrn Regierungsrat so still, artig und ein wenig einsam auf seine Bestellung wartend in der Ecke gesehen habe, dass ihm der korrekte Name Khao Pad nicht gleich über die Lippen gekommen sei. Hilfesuchend habe er auf den Bildern nach dem richtigen Gericht gesucht, gefunden und dann schnell umentschieden – zu schmierig sei die Darstellung des gebratenen Reises gewesen. Und das erste, was ihm ins Auge gestochen sei: Die würzige Suppe!

Und die hat es in sich. Oder vor allem: Die Schüssel hat einiges in sich. Nämlich alles, was in eine Tom Yum gehört: Limettenblätter, Zitronengras, Frühlingszwiebeln, Pilze, Galant, Chili. Und zu meinem Entsetzen sehr viel Koriander. Aber ich muss es ja nicht essen.

Tom Yum: Nicht immer ist die Grösse entscheidend

Meiner Begleitung schmeckt die Suppe ausserordentlich. Es ist ja auch kein Korinanderhasser wie ich. Der Inhalt ist tatsächlich reichhaltig und besteht nicht nur aus den wohl aromaspendenden, aber schlecht geniessbaren Limettenblättern und Zitronengras-Fragmenten. Die Pouletstücke sind zart und wohlschmeckend, die Pilze passen hervorragend dazu. Die Suppe selber ist – einmal auf löffelfertige Temperatur abgekühlt – nicht zu scharf und dennoch chili-g genug. Der dazu gereichte weisse Reis – wohlverstanden auch eine noble Portion – hilft, allfällige Schärfespitzen wieder zu brechen.

Es lässt sich im Grunde nur etwas schlechtes sagen über die Tom Yum: Schade, dass die Portion so gross ist. Sie ist mit normalem Hunger nicht zu bewältigen.

Bewertung

Preis-Leistung
***** von *****
Trotz eines kürzlich erfolgten Preisaufschlags vermutlich das günstigste Thai-Lokal der Luzerner Innenstadt. Es werden sämtliche Standard-Gerichte angeboten und durch eine Person frisch gekocht, was wohl auch mal zu etwas längeren Wartezeiten führen kann. Die Tom Yum Suppe mit Poulet kostete 18 Franken, Currys mit Gemüse, Huhn oder Schwein ebenfalls. Gerichte mit Rind und Crevetten jeweils 20 Franken, wer Ente bestellt, bezahlt 25 Franken. Der grüne Papaya Salat wird für 20 Franken serviert, Getränke kosten 4 Franken (5-Deziliter-Pet-Flaschen).

Service
*** von *****
Das Personal ist freundlich, die Bestellung wird aufgenommen und bei Vor-Ort-Gästen in Obergeschoss serviert. Würze und Besteck sind vorhanden, die Tische dürften häufiger abgeräumt werden. Die Wartezeit war durchschnittlich.

Ambiente
*** von *****
Das Interieur ist eher nüchtern, wie man es sich von einfacheren Thai-Restaurants gewohnt ist. Holzboden, Holztische und Kunstlederstühle sorgen für den Wohlfühlfaktor. Durch das helle Obergeschoss mit überraschend viel Platz und Aussicht auf den Weinmarkt verdient man sich mindestens einen Zusatzpunkt.

Onlinefaktor
***** von *****
Auf der Webseite sind die Gerichte mit Bildern sowie eine Speisekarte aufgeführt (beide mit alten Preisen), ausserdem Lageplan und der unvermeidliche Spruch zum besten / feinsten Food in Town. Ein Kontaktformular ist vorhanden, ausserdem Lageplan, Öffnungszeiten sowie eine Bildergalerie mit Gästen.

Sollte die abschliessende Rechnung vermisst werden, die jeweils an dieser Stelle gezeigt wird: Eine solche wurde uns diesmal nicht präsentiert. Bezahlt haben wir dennoch.

Oh wow!

Adresse:
Weinmarkt 11
6004 Luzern

Telefon:
041 412 29 79

E-Mailadresse:


Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag von 11:00 bis 21:30 Uhr
Sonntag 12:00 bis 20:00 Uhr
Karte
eat’n drink
Blog
So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Pietro
    Pietro, 04.03.2024, 12:30 Uhr

    Wir waren am Samstag zu dritt da essen. Es war alles andere als überzeugend. Keiner von uns war happy mit der Qualität der Produkte und der Zubereitung. Dass die Portionen, anders als berichtet, gar nicht gross waren (z.B. nur 3 Crevetten im Yan Wun Sen) machte dann auch garnicht mehr soviel aus. Die Preise sind auch höher als erwartet und das Lokal macht insgesamt einen schmierigen, unhygienischen Eindruck. (Unser Tisch war dreckig). Sicher nie mehr!

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon