Farbenfrohes Unigebäude – in verstörenden Kombinationen
Dass das Gebäude der Universität Luzern aussen einen komplett weissen Anstrich erhalten hat, soll anscheinend in seinem Innern kompensiert werden. Das gesamte Gebäude ist ein regelrechter Papagei.
Betritt die Betrachterin das Gebäude per Haupteingang, so kann das schlichte Grau im Eingangsbereich problemlos in das bestehende Bild, die blendend weisse Fassade, integriert werden. Der silbern schimmernde Anstrich der Betonkonstruktion im Treppenhaus ist bereits eine erste Herausforderung, geht aber ebenfalls mit dem Weiss, genauso mit dem Grau.
Die Wandmalereien an der Uni überzeugen
Die frühaufstehende Studentin, schnurstracks auf die Cafeteria zusteuernd, muss sich allerdings in Acht nehmen: Der zwischen Eintreten und Kaffeetrinken liegende Lichthof eröffnet eine regelrechte Farben-Erlebniswelt. Die dort angesiedelte Farbenpracht droht dem verschlafenen Gemüt mit schierer Reizüberflutung.
Das Orange der Tische lässt sich nun mal in keiner Weise mit dem Giftgrün der Hocker zum Bordeauxrot an den Wänden aufheben – auch mit hegelscher Dialektik nicht: Die Kombination widerspricht jeglicher Logik.
Wenn Rot und Grün die Sinne stimulieren
Nicht ganz unlogisch ist die farbliche Unterscheidung der zwei Gebäudehälften auf der zweiten, dritten und vierten Etage. Von der silbernen Treppe her gekommen erscheint auf der einen Seite eine rote, auf der anderen eine grüne Wand.
Rot und grün markieren die beiden Gebäudeseiten – man kann hier kaum von Flügel schreiben –, die sich von da aus in beide Richtungen eröffnen. Weshalb Rot und Grün die Farben der Wahl sind, leuchtet mir allerdings nicht ein – ungefähr genauso wenig wie einer Person mit einer Rot-Grün-Schwäche.
Das Farbkonzept ist auf jeden Fall durchdacht
Wenn das Farbkonzept bei jeder einzelnen Möglichkeit mit sich brechen würde, wäre das ja eine Sache: eine konsequent inkonsequente nämlich. Dafür wiederholen sich die Elemente aber viel zu oft: Das Rot im Lichthof ist dasselbe wie jenes an der Wand auf den Etagen zwei bis vier. In der Bibliothek ist das Grün aus dem Lichthof wiederzufinden – diesmal an den Vorhängen im grossen Lesesaal. Also eher inkonsequent inkonsequent.
Das Sahnehäubchen sind die fächerartigen Schilder, die auf den meisten Etagen irgendwo an der Wand hängen: Sie bestehen aus je sechs verschiedenen Sprüchen in sechs verschiedenen Farben. Die dürften die Betrachterin also in diverser Hinsicht überfordern. Dass sie auch noch an den unterschiedlichsten Orten im Gebäude anzutreffen sein müssen, das versteht keiner.