In der Pflege, der Schule, im Handwerk: Überall mangelt es an Fachkräften. Um das Problem zu bekämpfen, möchte der Luzerner Ständerat Damian Müller Vollzeitarbeit attraktiver machen. Konkret fordert er einen neuen Steuerabzug.
Würden Teilzeitarbeiterinnen ihr Pensum erhöhen, wäre «eines der drängendsten Probleme der Schweiz» entschärft, findet der Luzerner Ständerat Damian Müller. Vier von zehn Personen in der Schweiz arbeiten Teilzeit, gleichzeitig mangle es vielerorts an Personal (zentralplus berichtete). In der «NZZ am Sonntag» kündigt er deshalb eine Motion an, die er diese Woche im Parlament einreichen werde. Er will damit Vollzeitarbeit finanziell attraktiver machen.
Konkret schlägt er vor, dass Vollzeitarbeiter einen fixen Betrag von ihrem steuerbaren Einkommen abziehen dürfen. Dabei schlägt er eine Kopplung an die Höhe der maximalen Einzahlung in die Säule 3a vor. Für 2023 wären das 7056 Franken. «Wenn sich die Mehrarbeit finanziell stärker lohnt, kommt das der gesamten Wirtschaft zugute», ist Müller überzeugt. Denn wie die Zeitung schreibt, können Personen mit einem tieferen Pensum zum Teil Steuern sparen und beispielsweise auch von vergünstigten Krankenkassenprämien oder tieferen Kita-Tarifen profitieren.
Seine Motion leiste auch einen Beitrag zur Steuergerechtigkeit, findet Müller. Denn das heutige System bevorzuge implizit Gutverdiener, die Teilzeit arbeiten, wie Marius Brülhart, Ökonomieprofessor an der Universität Lausanne, sagt. Brüllhart warnt jedoch, dass dieser Abzug nach dem Giesskannenprinzip zu massiven Steuerausfällen führen würde. Zudem würden vor allem die Leute profitieren, die bereits Vollzeit arbeiten, statt dass Teilzeitarbeiterinnen motiviert würden, ihr Pensum aufzustocken. Er schlägt deshalb als Alternative einen zeitlich befristeten Abzug für jene vor, die tatsächlich ihr Pensum erhöhen.
- Artikel der «NZZ am Sonntag»
- Zahlen des Bundesamts für Statistik zu Teilzeitarbeit
- Maximale Beiträge 2023 gemäss Bundesamt für Sozialversicherungen
Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.
Stefan Holzer, 18.09.2023, 21:17 Uhr Und wieder einer, der ins Teilzeitbashing einsteigt. Dass er dabei die Familienarbeit ausklammert, erstaunt nicht. Er hat ja keine Kinder. Es ist doch so: Teilzeit ermöglicht es beiden Elternteilen, am Erwerbsleben teilzunehmen und darin zu verbleiben. Wenn nur jemand – de facto ist es meistens der Mann – 100 Prozent arbeitet, dann fällt unterm Strich eine Person aus dem Erwerbsleben. Wir brauchen mehr qualifizierte Teilzeitjobs, nicht weniger.
👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterFranz, 18.09.2023, 22:17 Uhr Als ob nur Eltern Teilzeit arbeiten würden, und nur solche mit kleinen Kindern! Falsch ist auch, dass Mütter aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Ein ziemlich antiquitiertes Frauenbild versucht uns @Stefan Holzer einzureden. Tatsache ist, dass langjährige Teilzeitarbeit erstens den Fachkräftemangel verschärft und zweitens die Altersversorgung der Teilzeiter schwächt. Aber so weit denken sie nicht, Hauptsache easy und erst noch von KK-Prämienverbilligungen und tiefen Steuern profitieren.
👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterAlain, 19.09.2023, 06:49 Uhr Wenn die Arbeit so ertragreich ist, dass man mit Teilzeit ausreichend für ein schönes Leben verdient, dann ist’s doch gut. Der Kommentar zur Altersvorsorge macht kein sinn, denn die hängt vom Einkommen und nicht vom Pensum ab – und das Einkommen reicht ja offensichtlich auch.
Fachkräftemangel ist jedenfalls nicht die Schuld der Arbeitnehmer – wer als Arbeitgeber nicht genügend Arbeitnehmer findet sollte die Schuld bei sich selber suchen und nicht mit faulen Ausreden die Freiheit anderer einzuschränken versuchen. Wir sind ein freies demokratisches Land.
👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
Ursi Fuchs, 18.09.2023, 22:52 Uhr In unserem Betrieb arbeitet mehr als die Hälfte Teilzeit. Betreungsbedürftige Kinder haben gerade einmal zwei Personen. Und die arbeiten Vollzeit. Ihre Theorie trifft also keineswegs zu.
👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterTrudy, 20.09.2023, 12:10 Uhr Sehe ich genauso. Er kann gut reden, er hat keine Kinder. Und ich finde ea nach wie vor sinnvoller, wenn Kinder zuhause betreut werden. Da haben sie Nestwärme und Zuneigung.
👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Wunschkonzert, 18.09.2023, 20:02 Uhr …. Und eine Befreiung von den Steuern für alle Müllers……
👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runterMarkus Rotzbeutel, 18.09.2023, 15:46 Uhr Leistungsgesellschaft muss sein. Neidespolitik halt.
👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterMarkus Rotzbeutel, 18.09.2023, 17:23 Uhr Habe noch vergessen zu erwähnen: den gewünschten Abzug gibt es schon – und der Betrag (zumindest Minimum/Maximum) ist Pensumabhängig.
👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
Kasimir Pfyffer, 18.09.2023, 15:13 Uhr Dieses Fachkräfte-Teilzeit-Bäh-Gejammer ist nur eine jämmerliche Ablenkung. Wenn die Damen und Herren im Parlament nicht ständig ihre Lobbys bevorzugen und deren Steuern noch weiter senken würden, gäbe es nämlich die verfassungsmässig garantierte Besteuerung nach der steuerlichen Leistungsfähigkeit. Also, Herr Müller, zuerst einmal die grusige Pauschalbesteuerung, die «Steuerrabatte», «Steuerrulings» und ähnliches abschaffen, und schwupps hats wieder mehr Geld im Topf!
👍1Gefällt mir👏2Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runterRenato, 18.09.2023, 17:35 Uhr Bravo! Auf den Punkt gebracht!
👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
Raffael, 18.09.2023, 15:08 Uhr FDP ole ole
«Personen mit einem tieferen Pensum zum Teil Steuern sparen und beispielsweise auch von vergünstigten Krankenkassenprämien oder tieferen Kita-Tarifen profitieren»
Schon mal daran gedacht, dass es eben Personen gibt, welche einfach zu Hause sind, um Kinder aufzuziehen oder ältere Menschen pflegen und gar nicht anders können….
👍1Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterPesche Lutz, 18.09.2023, 12:21 Uhr Am besten gar keine Kinder mehr kriegen und bis 80 100% «döregossle»….
👍1Gefällt mir👏1Applaus🤔1Nachdenklich👎2Daumen runterPhilipp, 18.09.2023, 15:29 Uhr Am besten einfach so viele Kinder kriegen wie man sich leisten kann ohne dass der Staat zur Hilfe eilen muss. Hat früher auch bestens funktioniert.
Aber heute muss auf biegen und brechen ein Kind, oder am besten 2 oder gleich 3 her und dann wird erwartet, dass die Allgemeinheit dafür aufkommt.
Das kann es ja auch nicht sein.👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter