Bypass Luzern: Auftakt zur Artikelserie

Adrian Borgula im Gespräch: «Der Stadtrat steht nach wie vor hinter dem Bypass»

Der Bypass soll die Luzerner Innenstadt dereinst vom Verkehr entlasten. (Bild: zvg)

Was bringt der Bypass der Stadt Luzern? Bringt er ihr überhaupt etwas? Der Luzerner Stadtrat meint Ja – und hat trotzdem Einspruch gegen das Strassenprojekt des Bundes eingelegt. Im Interview steht Umwelt- und Mobilitätsdirektor Adrian Borgula Red und Antwort.

Wir müssen über den Luzerner Bypass reden. Am 15. Oktober tut zentralplus genau das: Im Rahmen eines Podiumsgesprächs diskutieren wir mit Vertretern der Standortgemeinden und von Verkehrsverbänden über das Strassenbauprojekt, das Luzern über Jahrzehnte prägen wird. Alle Informationen dazu findest Du hier:

Bevor es so weit ist, treffen wir die Podiumsteilnehmer zum Einzelgespräch. Den Auftakt macht der Luzerner Stadtrat Adrian Borgula.

zentralplus: Adrian Borgula, nach dem Aus für die Spange Nord sieht es derzeit so aus, als ob der Bypass praktisch ohne flankierende Massnahmen umgesetzt werden soll. Was bringt ein solcher Bypass der Stadt Luzern überhaupt noch?

Adrian Borgula: Der Stadtrat steht nach wie vor hinter dem Bypass, weil er das Potenzial hat, die Innenstadt massgeblich zu entlasten. Die Entlastung kann aber nur mit spezifischen flankierenden Massnahmen erreicht werden.

zentralplus: Was genau verstehen Sie unter flankierende Massnahmen?

Borgula: Es muss sichergestellt werden, dass die Kapazität, die durch den Bypass frei wird, nicht durch zusätzlichen Autoverkehr Richtung Stadtzentrum genutzt wird. Solche Massnahmen müssen Teil des Ausführungsprojekts des Bundes sein.

«Die Auswirkungen eines Bauprojekts auf die unmittelbare Umgebung können bei der Planung nicht einfach ausgeklammert werden, sondern müssen ein integraler Teil davon sein.»

Adrian Borgula, Umwelt- und Mobilitätsdirektor Stadt Luzern

zentralplus: Aus Sicht des Bundes: Müssen sie das wirklich?

Borgula: Tatsache ist, dass das untergeordnete Strassennetz, also die Strassen, die durch die Stadt führen, während der Bauzeit teilweise enorm belastet werden. Die Auswirkungen eines Bauprojekts auf die unmittelbare Umgebung können bei der Planung nicht einfach ausgeklammert werden, sondern müssen ein integraler Teil davon sein.

zentralplus: Eine solche flankierende Massnahme sieht der Stadtrat in einer durchgehenden Busspur vom Kupferhammer in Kriens bis zum Luzernerhof.

Borgula: Gerade während der Bauzeit ist es wichtig, dass zumindest ein hauptsächlicher Verkehrsträger stabil und zuverlässig bestehen bleibt. Das ÖV-System muss weiter funktionieren können – deshalb unsere Forderung, einen solchen Ausbau der bestehenden Busspur in die Planung mit aufzunehmen. Solche Projekte müssen gesamtheitlich betrachtet werden.

Stadtrat Adrian Borgula fordert vom Bund konkrete flankierende Massnahmen zum Bypass. (bild: zvg)

zentralplus: Diese verlängerte Busspur würde auf einer Kantonsstrasse durch Kriens und Luzern führen. Wieso sollte diese Busspur nicht auch ohne den Bund realisiert werden können?

Borgula: Das ist in erster Linie eine Frage des politischen Willens.

zentralplus: Und der ist nicht vorhanden. Warum?

Borgula: Eine ausgebaute Busspur bedeutet auf dieser Strecke eine reduzierte Kapazität für den motorisierten Inidividualverkehr. Dafür fand sich bisher keine Mehrheit. In Zusammenarbeit mit Bund und Kanton könnten hier aber Lösungen gefunden werden.

«Tatsache ist, dass die Bundeskassen für die Realisierung von sogenannten Engpassbeseitigungen auf dem Nationalstrassennetz voll sind und politischer Druck vorhanden ist, bestehende Projekte umzusetzen.»

zentralplus: Gemäss den Prognosen des Bundes reicht der Bypass aus, um die anwachsende Verkehrsentwicklung bis Mitte des Jahrhunderts abzudecken. Der frühestmögliche Baustart wäre 2024, die Bauzeit 12 Jahre. Dann wären wir im Jahr 2036 und hätten noch 14 Jahre, bis wir die Mitte des Jahrhunderts erreicht hätten. Stimmen hier Aufwand und Ertrag aus ihrer Sicht?

Borgula: Tatsache ist, dass die Bundeskassen für die Realisierung von sogenannten Engpassbeseitigungen auf dem Nationalstrassennetz voll sind und dass politischer Druck vorhanden ist, bestehende Projekte umzusetzen. Als Stadt müssen wir uns darauf fokussieren, wie die Umsetzung für Luzern möglichst verträglich gestaltet werden kann.

zentralplus: Das will die Stadt mittels der eingereichten Einsprachen erwirken. Wo steht man bei den Einspracheverhandlungen?

Borgula: Zunächst mal muss man sagen, dass Einsprachen bei einem solchen Riesenprojekt völlig normal sind, um es sachlich zu verbessern und die Interessen der Bevölkerung sicher zu stellen. Dieser Prozess ist zweifelsohne extrem wichtig, aber es ist kein emotional aufgeladener Prozess.

zentralplus: Wie muss man sich den Ablauf vorstellen?

Borgula: Der Bund nimmt zu den Einsprachepunkten jeweils Stellung. Als Einsprecherin können wir zu diesen Befunden dann nochmals eine Replik verfassen. Wir sind also derzeit noch im Vorbereitungsprozess für die eigentliche Verhandlung.

zentralplus: Im Fokus der Einsprachen liegen vor allem die Notfalllüftungszentrale im Gütschwald und das Dammgärtli. Wie sicher sind Sie, dass der Bund einlenkt?

Borgula: Wir sind noch früh in diesem Prozess, aber ich bin überzeugt, dass wir Lösungen finden werden. Im Fokus liegen bei uns aber auch Forderung nach den flankierenden Massnahmen für die Busspuren und die Beschränkung der freiwerdenden Kapazität auf der Zufahrt zur Stadt. Ganz wichtig ist auch eine stadtverträgliche Gestaltung beim Nordportal im Ibach und beim Südportal in Kriens, wo wir die Anliegen der Stadt Kriens unterstützen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Martin Grunder
    Martin Grunder, 30.09.2020, 16:42 Uhr

    Verstehe ich das richtig? Damit der Bypass, der die Stadt vom Durchgangsverkehr entlasten soll, überhaupt gebaut werden kann, möchte die Stadt schon mal die Strassen abbauen? Wie man selbst einen Ring um die Stadt noch zum idelogiegetriebenen Anlass nehmen kann, zu 98% der Zeit unbefahrene Bussspuren zu forcieren, ist schon sehr erstaunlich.

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