Zwischennutzung Waldheim Zug

Wohnen für 333 Franken – und erst noch mit Seeblick

Diese Aussicht könnten die Bewohner des Waldheims am Zugerberg bald geniessen. Blick aus einem Zimmer. (Bild: fam)

Die IG Waldheim hat einen Projektleiter gefunden. Der Zuger Aurelio Weibel will Leben in das ehemalige Altersheim bringen: Mit günstigem Wohnraum, Atelierplätzen, Zimmer für Reisende, einer Saftbar und vielem mehr. Besiegelt ist die Sache aber noch nicht, und auch Geld muss noch her. 

Aurelio Weibel kommt ins Schwärmen, wenn er erzählt, wie er das Waldheim in Zug zwischennutzen möchte: Ich will im Waldheim eine lebendige Wohn- und Arbeitszone schaffen. Jung und Alt sollen ein- und ausgehen und in einem einmaligen Begegnungsraum zusammenleben. Weibel will nicht wie bisher angenommen nur Atelierplätze, Büro- oder Bandräume anbieten, sondern auch günstigen Wohnraum (zentral+ berichtete).

«Die Zimmer können an Studenten oder Personen mit tiefen Einkommen vermietet werden» so Weibel. «Artists in Residence» könnten im Waldheim wohnen, genauso aber junge Menschen, die sich eine Wohnung in der Stadt Zug nicht leisten können. Einige Zimmer seien mit Lavabos und Toiletten ausgerüstet, andere nicht. Weibel stellt sich eine bunt gemischte Wohngemeinschaft vor.

Das Waldheim und seine Bewohner

Das Waldheim gehört der 1959 gegründeten Stiftung Alterszentren Zug. Das Haus am Zugerberg stammt aus den 1960er Jahren und diente bis 2011 als Altersheim. In diesem Jahr zogen die Bewohner ins neue Alterszentrum Frauensteinmatt um. Seither hat die Stiftung das Waldheim an die Stadt Zug vermietet. Diese nutzte den Altbau bis Ende 2013 als Unterkunft für Asylbewerbende. Anfang Jahr zog für sechs Monate das Wohn- und Werkheim Schmetterling in die Räume ein, weil ihr Standort in Cham umgebaut wurde.

Geplant ist auf dem Areal ein Neubau mit preisgünstigen Wohnungen für ältere Menschen. Die Stadt Zug hat aber Ende 2013 bekannt gegeben, dass sie sich nicht finanziell am Neubau betätigen werde. Die Investitionskosten von 24,4 Millionen Franken wurden aus dem Investitionsbudget gestrichen. Die Stiftung hat in der Zwischenzeit einen neuen Partner gefunden. Sie wird den Neubau zusammen mit der Bürgergemeinde Zug planen und realisieren.

«Aus der grossen Küche könnte man ausserdem eine Mensa machen und eine Saftbar», so Weibel. Er könne sich auch vorstellen, dass eine Etage als Hostel genutzt wird, wo Rucksacktouristen einige Nächte bleiben können.

Zimmer zu Schnapszahlen vermieten

Die Preise für ein Zimmer im Waldheim würden für eine Person bei 333 Franken im Monat liegen, so Weibel. Fix sei dieser Betrag zwar noch nicht, aber eine Schnapszahl soll es sein. Ein Doppelzimmer käme auf 555 Franken. «Das Ganze muss einfach den Aufwand decken», sagt Weibel. Mit den Einnahmen aus den Mieten müssten die Löhne der Leute bezahlt werden, die das Projekt leiten und den Betrieb sicherstellen. Mehrreinnahmen würden zu hundert Prozent im Projekt bleiben. Ausserdem könnten sich Mieter, die knapp bei Kasse seien, für einen Zusatzverdienst bei der Gartenarbeit und der Hauswartung beteiligen.

Für Weibel ist das Waldheim ein «genialer Ort. Wo sonst in Zug kriegt man schon für rund 300 Franken Seesicht?» Eine Einzimmerwohnung in der Stadt finde man sonst nirgends unter 1’200 Franken. Für Atelierplätze habe er in den letzten Tagen schon einige Anfragen erhalten, sagt Weibel. «Dass es auch Wohnraum geben soll, war bislang noch nicht bekannt, ich erwarte aber auch hier positive Rückmeldungen.» Für ihn ist klar: «In Zug braucht es so etwas, die Nachfrage ist da.»

«In Zug braucht es so etwas, die Nachfrage ist da.»

Aurelio Weibel, Projektleiter IG Waldheim

Auf Beiträge von Stadt und Kanton angewiesen

Das Konzept steht und die Begeisterung ist riesig. Dennoch gibt es gewisse Unklarheiten. Für die Zwischennutzung braucht die IG Waldheim Geld. Wie Aurelio Weibel sagt, werde man bei den Kulturkommissionen von Stadt und Kanton sowie bei den Gemeinden ein Gesuch einreichen. Das Ziel ist, dass die Nebenkosten durch Geldgeber gedeckt werden können. Weibel rechnet für Wasser, Strom und Heizung mit ungefähr 60’000 Franken im Jahr.

Die Stadt Zug ist dem Projekt wohlgesinnt. Die Kulturbeauftragte, Jacqueline Falk, würde eine solche Zwischennutzung begrüssen. Sie sagt, dass die Stadt das Gesuch sorgfältig prüfen werde, doch werde es abschliessend von den Kulturkommissionen beurteilt. «Es würde ausserdem das Budget vom nächsten Jahr betreffen, das Projekt könnte damit frühestens im Januar 2015 starten», sagt Falk.

Eigentümerin will daran kein Geld verdienen

Besitzerin des Waldheims ist die Stiftung Alterszentren Zug. Hans Christen, Präsident des Stiftungsrats der Alterszentren Zug, sagt zum Stand der Dinge: «Es ist noch nichts definitiv oder spruchreif. Es sind noch keine Verträge unter Dach und Fach.» Man stehe zwar in Kontakt mit der IG Waldheim, die ein grosses Interesse an einer Zwischennutzung habe «aber das Projekt ist noch nicht finanziert», sagt Christen. Obwohl auch die Stabsstelle Kultur der Stadt Zug sich sehr dafür einsetze, könne das Projekt mangels Budget noch nicht gestartet werden.

Was die zukünftigen Mieter für die Zwischennutzung bezahlen müssten, kann Christen noch nicht genau sagen. Es kommt darauf an, wie viele Mieter es haben wird und wie viele Stockwerke beispielsweise die IG Waldheim für eine Zwischennutzung mieten möchte. Laut Weibel würde die IG Waldheim am liebsten das ganze Haus mieten. Aber man könne sich auch vorstellen, das Haus mit anderen Mietern zu teilen.

«Zurzeit gibt es keine anderen Interessenten für die Zwischennutzung.»

Hans Christen, Präsident Stiftungsrat Alterszentren Zug

Christen sagt, dass mindestens die Gebäudekosten gedeckt sein müssen, Geld wolle man mit der Zwischennutzung aber nicht verdienen. «Der Leerstand des Gebäudes kostet im Jahr rund 80’000 Franken. Soviel müsste also mindestens reinkommen, wenn sie das ganze Waldheim mieten würden», sagt er. Er schätzt, dass die Finanzierung schwierig werden könnte. Auf der anderen Seite sei es aber auch nicht so einfach, jemanden zu finden: «Zur Zeit gibt es keine anderen Interessenten für die Zwischennutzung.»

Aurelio Weibel ist 30 Jahre alt und seit zehn Jahren selbstständig als Gartenbauer tätig. (Bild: zvg)

Aurelio Weibel ist 30 Jahre alt und seit zehn Jahren selbstständig als Gartenbauer tätig. (Bild: zvg)

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