103 Zuger wollen Vetriebene aufnehmen

Wohin mit Flüchtlingen aus der Ukraine? Nicht auf den Gubel!

Auf dem Gubel oberhalb Menzingen wurden bis 2018 Asylsuchende untergebracht – für Flüchtlinge aus der Ukraine sucht Regierungsrat Andreas Hostettler eine Alternative. (Bild: Andreas Busslinger / zvg)

Oberhalb von Menzingen war früher viel los. Hunderte von Asylbewerberinnen lebten dort. Obwohl Zug in naher Zukunft mit bis zu 2’000 Flüchtlingen aus der Ukraine rechnet, bleibt das ehemalige Bundesasylzentrum auf dem Gubel geschlossen. Der Kanton prüft vier andere Liegenschaften.

In der Bundesasylunterkunft Gubel haben ab 2015 während drei Jahren zeitweise bis zu knapp 170 Asylbewerber gelebt (zentralplus berichtete). Viele von ihnen kamen aus Syrien. Beim besagten Standort handelt es sich eigentlich um eine Truppen-Notunterkunft der Schweizer Armee. Im Jahr 2008 entschied diese, sie Asylbewerberinnen zur Verfügungung stellen.

Seit wenigen Wochen herrscht Krieg in der Ukraine. Der Bund spricht von über 1,5 Millionen Menschen, die bereits aus ihrer Heimat in Richtung Westen flüchteten. Derzeit geht die Schweizer Flüchtlingshilfe von 10’000 bis 20’000 Flüchtlingen aus, die in der Schweiz Schutz suchen werden.

Gemäss Andreas Hostettler, dem hiesigen Direktor des Innern, geht der Kanton Zug davon aus, dass sich 1’000 bis 2’000 Ukrainern hier in Sicherheit bringen (zentralplus berichtete).

Kein Platz für Flüchtlinge aus der Ukraine auf dem Gubel

Da liegt der Gedanke nah, dass die Asylunterkunft auf dem Menzinger Hausberg erneut eröffnet wird. Lukas Rieder, Medienverantwortlicher beim Staatssekretariat für Migration (SEM), widerspricht. «Die Anlage auf dem Gubel wird von der Armee genutzt und ist derzeit nicht Teil der Bettenkapazitäten im Rahmen der Notfallplanung.»

Tatsächlich soll der Gubel als Armeestandort wiederbelebt werden. Im Rahmen des Rüstungsprogramms 2022 wird dort ein bodengestütztes Luftverteidigungssystem namens Patriot installiert. Der Standort wird ausserdem künftig als Ausbildungsort genutzt. Die ehemalige Lenkwaffenstellung Bloodhound war während des kalten Krieges in Betrieb.

Rieder vom SEM erklärt weiter: «Der Bund prüft derzeit in allen Kantonen die bestehenden Möglichkeiten und Kapazitäten zur Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine.» Sobald die Ergebnisse vorliegen, werde das SEM aktiv kommunizieren.

Hier bestehen und entstehen Plätze

Doch wohin mit Ukrainerinnen, die nach Zug kommen? Am letzten Freitag bekundete der Regierungsrat, dass in Zug 275 Plätze in kantonalen Strukturen zur Verfügung stehen. Auch unterstützt der Kanton die private Aufnahme von Flüchtlingen. Für Interessenten wurde eine Hotline (041 723 78 99) und die Mailadresse [email protected] eingerichtet.

«In den Strukturen des Kantons sind bislang noch keine geflüchteten Menschen angekommen.»

Andreas Hostettler, Zuger Direktor des Innern

Was ist seither passiert? Andreas Hostettler erklärt dazu: «Wir sind betreffend vier Objekten konkret in Verhandlungen und Vorbereitungen. Sobald diese unter Dach und Fach sind, werden wir weiter informieren.» Um welche Liegenschaften es sich konkret handelt, verrät Hostettler nicht, weil die Verhandlungen noch laufen.

Bisher 103 Interessenten

Bis am Mittwochabend haben sich 103 Interessenten gemeldet, die Flüchtlingen aus der Ukraine eine private Unterkunft anbieten. Dazu erklärt Hostettler: «Bis dato gibt es keine fixe Abmachungen. In den Strukturen des Kantons sind bislang noch keine geflüchteten Menschen angekommen», so Hostettler weiter.

Er gibt zu bedenken: «Wir befinden uns in einem Spannungsfeld. Zum einen sind wir auf private Unterbringungen angewiesen. Doch müssen sich Interessenten bewusst sein, dass es sich um eine längerfristige Zusage handelt.» Der Kanton plane, Mietverträge ab mindestens drei Monaten auszustellen.

«Man kann die Menschen nicht einfach hin- und herschieben, wenn es einem nicht mehr passt.» Insbesondere, weil man mit 30 bis 50 Prozent Kindern rechne, die vor Ort zu Schule gehen sollen. Abschliessend sagt Hostettler: «Aus reiner Euphorie private Plätze anzubieten, wäre für beide Seiten nicht hilfreich.»

Der besondere Schutzstatus S

Die Ukrainerinnen, die aktuell in die Schweiz einreisen, erhalten den besonderen Schutzstatus S. Dadurch bekommen die Betroffenen verhältnismässig unkompliziert in der Schweiz Schutz, was das Asylsystem entlastet.

Das Besondere gemäss Lukas Rieder vom SEM: «Mit der Aktivierung des Schutzstatus S ist der Zugang zum Arbeitsmarkt für Erwachsene und der Zugang zur Schule für die Kinder aus der Ukraine gewährleistet. Auch für Kinder im Vorschulalter werden mittelfristig spezifische Angebote zur Verfügung gestellt werden.»

Mit dem Schutzstatus S werden Geflüchtete in die obligatorische Krankenkasse aufgenommen. Ebenso erhalten sie ein Anrecht auf Verpflegung und Kleider. Wer also Flüchtlinge mit diesem Schutzstatus aufnimmt, wird entschädigt.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Kontakt mit dem SEM
  • Schriftlicher Kontakt mit Andreas Hostettler
  • Live-Ticker von SRF
  • Artikel von SRF zur Zahl der Flüchtenden
  • Liste der Bundesasylunterkünfte
  • Armee-Botschaft 2022 (16. Februar 2022)

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