Baar muss tief in die Tasche greifen

Ukrainische Schüler: So viel zahlen die Zuger Gemeinden

Welche Zuger Gemeinde wie viel finanzielle Unterstützung erhält, hängt davon ab, wie viele ukrainische Schüler sie unterrichtet. (Bild: Symbolbild: Unsplash/@nci)

Die Zuger Regierung hat einen Plan ausgearbeitet, wie sie die Gemeinden in der Beschulung ukrainischer Schülerinnen finanziell unterstützt. Der Beitrag an und von den Gemeinden fällt unterschiedlich aus.

Tagtäglich erreichen ukrainische Flüchtlinge die Schweiz. Und wie das Staatssekretariat für Migration schätzt, werden es bis im Herbst noch viele mehr sein. Der Kanton Zug rechnet mit über 1'500 neuen Flüchtlingen – rund 20 bis 30 Prozent davon schulpflichtige Kinder (zentralplus berichtete). Insgesamt geht der Kanton Zug davon aus, dass er 2022 rund 300 ukrainische Kinder und Jugendliche im Schulalter aufnehmen wird (zentralplus berichtete).

Einschulung kostet Kanton rund 1,8 Millionen Franken

Deren Beschulung wird einiges kosten, wie der Regierungsrat in einem Bericht und Antrag darlegt. Für die Einschulung in den Gemeinden rechnet die Regierung mit Kosten von rund 1,8 Millionen Franken. 5'300 pro Primarschüler, 9'300 pro Sekschülerin.

Damit sind aber längst nicht alle Kosten gedeckt. Pauschal rechnet die Zuger Bildungsdirektion mit weiteren 16'000 Franken pro Schülerin, die in vier Tranchen ausbezahlt werden sollen. Diese Summe wird von den Gemeinden über einen Ausgleichstopf finanziert: «Damit die Gemeinden diese Ungleichheit solidarisch tragen können und beispielsweise Baar nicht für seine Hilfsbereitschaft gegenüber Menzingen finanziell bestraft wird, gibt es den Ausgleichstopf», so Bildungsdirektor Stephan Schleiss (SVP) gegenüber zentralplus.

Die Gemeinden beteiligen sich proportional zu ihrer Bevölkerungszahl am Topf. Je nach Anteil der ukrainischen Kinder, die bei ihnen eingeschult sind, erhalten sie mehr oder weniger Geld daraus.

Menzingen und Cham profitieren

Welche Gemeinden letztlich zur «Geber»- und welche zur «Nehmer»-Kategorie gehören, ist noch unklar. Die erste Abrechnung wird per Ende Juni erfolgen, wie Regierungsrat Stephan Schleiss auf Anfrage erklärt. Bis dahin können sich die Anteile der Gemeinden noch verändern.

So rechnet die Zuger Regierung damit, dass mit der Zeit immer mehr ukrainische Flüchtlinge in Grossunterkünften unterkommen. Auch solche, die vorher in Gastfamilien gelebt haben. Gemäss der Zuger Regierung sei die Kapazität bei Gastfamilien irgendwann ausgeschöpft. Weiter ist auch die definitive Höhe des Ausgleichstopfs noch unklar. Denn je mehr ukrainische Schülerinnen nach Zug kommen desto grösser wird der Topf.

Erste Tendenzen zeigen sich jedoch bereits jetzt. Von den 145 ukrainischen Schulkindern (Stand 30. Mai) gehen 35 in Cham zur Schule. Auf Platz zwei folgen Zug und Menzingen mit je 33 ukrainischen Schülern. Die Spitzenplätze verwundern kaum, da in diesen Gemeinden grössere Flüchtlingsunterkünfte stehen und weitere geplant sind (zentralplus berichtete).

Entsprechend viel Geld kassieren sie aus dem Ausgleichstopf. Geht man von der heutigen Anzahl Schüler aus, müssen die Gemeinden insgesamt 580'000 Franken in den Topf einzahlen. Diese Zahl errechnet sich aus den 145 Schülerinnen, multipliziert mit der Schulpauschale von 4'000 Franken. Da Cham und Menzingen überproportional viele schulpflichtige Ukrainer aufgenommen haben, erhalten sie Geld aus dem Topf zurück. Gemäss aktuellem Stand würde Cham rund 63'000 Franken erhalten, Menzingen rund 110'000 Franken.

Baar muss am meisten zahlen

Am anderen Ende des Spektrums liegt derzeit Baar. Bezüglich Einwohner die zweitgrösste Gemeinde in Zug, beherbergt Baar «nur» 6 Prozent der Flüchtlinge im Schulalter. Entsprechend viel muss Baar in den Ausgleichstopf einzahlen. Trotz Ausgleich für die Schüler, die Baar eingeschult hat, muss die Gemeinde rund 75'000 Franken in den Topf einzahlen. Stephan Schleiss betont jedoch, dass «die aktuellen Zahlen ‹nur› prognostischen Charakter» haben.

Wie die definitive Verteilung und Betragshöhe aussieht, ist also noch offen. Die Zahlen sind jedoch nicht nur vom weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs und dem Zustrom von Flüchtlingen abhängig. Über die Höhe der Beiträge hat auch der Zuger Kantonsrat noch ein Wörtchen mitzureden. Im Juni befassen sich erstmal die Bildungs- und die Staatswirtschaftskommission mit dem Vorschlag der Zuger Regierung. Im Juli und August wird dieser dann ausdiskutiert. Bis dann dürften schon die ersten Tranchen ausbezahlt worden sein. Wie gross sie sind, wird sich zeigen.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Stephan Schleiss, Bildungsdirektor Kanton Zug
  • Bericht und Antrag der Zuger Regierung zur Beschulung ukrainischer Kinder

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