Baugesuche in der Stadt Luzern

Warum sieben Wochen, wenn auch sieben Monate gehen

Die Stadtluzerner Baudirektorin Manuela Jost (links) beim Spatenstich für den Umbau des Konzerthauses Schüür. (Bild: Archivbild: bic)

Ein ordentliches Baugesuch soll in 40 Arbeitstagen bearbeitet sein. Doch die Stadt Luzern braucht dafür im Schnitt sieben Monate.

Schleichende Baubewilligungsverfahren sorgen für Stagnation. Nicht nur am Luzerner Bundesplatz, sondern auch an der Bahnhofsstrasse oder dem Pilatusplatz. Dort überall gäbe es längst neue Wohnungen und Läden, wenn lange Verfahren und Einsprachen sie nicht ausbremsen würden.

Das Thema wird inzwischen national diskutiert. Derzeit sind in Bern mehrere Vorstösse zur Beschleunigung von Baubewilligungsverfahren hängig. Auch der Kanton Luzern versprach letzte Woche Besserung – als Reaktion auf sieben kritische Vorstösse (zentralplus berichtete).

Und die Stadt Luzern? Sie wurde im Jahr 2020 vom Stadtparlament beauftragt, die Verfahren zu beschleunigen. Doch wie der aktuelle Controlling-Bericht zeigt, stockt es. «Die Situation ist weiterhin unbefriedigend und der Handlungsbedarf bleibt hoch», resümiert der Stadtrat.

Sieben Monate für die Bearbeitung eines Gesuchs

Rund fünf Millionen Franken investierte das Parlament in die Beschleunigung. Vereinfachte Verfahren sollen innert 25 Arbeitstagen entschieden sein, ordentliche innert 40 Tagen. Zumindest für 80 Prozent der Fälle. Das verlangt der Kanton per Gesetz.

Doch das schafft die Stadt nicht. Im Jahr 2022 benötigten ihre Mitarbeiter im Schnitt sieben Monate, um ein Baugesuch zu bearbeiten – also rund 140 Arbeitstage oder 210 Kalendertage. Im letzten Jahr gelang es dem Amt nur, jedes dritte vereinfachte Verfahren und jedes fünfte ordentliche Verfahren innert Frist zu beenden.

Ein Grund für die langen Verfahren ist der Aufwand der Projekte. In den letzten Jahren hat sich das bewilligte Bauvolumen pro Jahr auf 860 Millionen Franken verdoppelt. Ausserdem gibt es heute bei jedem siebten Verfahren Einsprachen. Das ist deutlich mehr als früher.

Die Folge der langen Bearbeitungszeit: ein Stau an Gesuchen. Per Ende 2023 waren 405 Bewilligungsgesuche und 693 Schlusskontrollen nicht abgeschlossen. «Die Rückmeldungen des Teams zeigen klar auf, dass die 405 hängigen Gesuche einen reibungslosen Prozess behindern», schreibt der Stadtrat.

Stadt Luzern will Gesuche-Stau abbauen

Daher will die Stadt die Zahl hängiger Gesuche nun senken – auch wenn zuletzt bereits 680 pendente Geschäfte abgearbeitet wurden. Weil viele städtische Mitarbeiter schon heute an «ihrer Belastungsgrenze» kratzen, schlägt der Stadtrat folgendes vor:

Mit einem Sonderkredit von 4,1 Millionen Franken will er die Prozesse technisch und organisatorisch verbessern. Ausserdem sollen 3,5 neue Stellen entstehen. Ziel ist es, die durchschnittliche Bearbeitungszeit eines Gesuchs bis Ende 2027 auf 160 Kalendertage zu reduzieren. Das wäre schneller als heute, aber immer noch deutlich langsamer, als der Kanton verlangt.

In Kürze wird der Grosse Stadtrat über das Geschäft beraten. Besänftigen wird ihn, dass die Stadt den ersten Kredit aus dem Jahr 2020 um eine halbe Million Franken unterschritten hat. Doch was bringt das gesparte Geld, wenn die Verfahren immer noch schleichen? Es bleibt zu hoffen, dass die nächste Tranche Geld mehr Effekt erzielt.

Verwendete Quellen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


4 Kommentare
  • Profilfoto von Silvio Bonzanigo
    Silvio Bonzanigo, 16.04.2024, 14:19 Uhr

    Der Blankoscheck über 5 Mio. Franken, den das Parlament 2020 gewährte, um die Zahl der innert Frist erledigten Baugesuche wieder in die Nähe der Vergleichsstädte Winterthur und St.Gallen zu bringen, ist ohne erkennbare Fortschritte verprasst worden. Das ist die Kurzfassung des Controllingberichts. Der Stadtrat spricht Klartext: «Die bessere Einhaltung der kantonalen Fristen gemäss B+A 33/2020 konnte in der Berichtsperiode nicht erreicht werden.» Zuvorderst dafür werden Kündigungen, Stellenvakanzen und Führungsprobleme in der Baugesuchsabteilung verantwortlich gemacht.
    Statt die Personalressourcen auf die grosse Zahl unerledigter Baugesuche zu konzentrieren, wurde 2022 das Team Bauberatungen geschaffen – eine Dienstleistung, die gar nicht verlangt ist! Andreas Moser, Arch. ETH, wurde als Bauherrenvertreter von der Stadt beigezogen und kommt zum Schluss: «Obwohl die Bauberatung stark nachgefragt und geschätzt wird, führt sie nicht zu besseren Baugesuchen oder einer Beschleunigung der Verfahren.»
    Jetzt verlangt die Baudirektorin zusätzliche 4,2 Millionen Franken für weitere Stellen und weitere Massnahmen, um aus der Misere herauszufinden. Die Voraussetzung benennt Andreas Moser: «Ein führungsstarkes Management muss die Prozesse steuern, wirkungsvoll nach aussen kommunizieren und den eigenen Mitarbeitenden durch Leadership den Rücken stärken.» Die derzeitige Führung der Baudirektion ist nach aller Erfahrung dazu nicht in der Lage.

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Lienard D.
    Lienard D., 15.04.2024, 21:42 Uhr

    Oft Teilzeitarbeit, plus krankheitsbedingte Abwesenheit plus präzises Arbeiten nach Stechuhr plus Ferien ergeben 7 Monate Kontrollarbeit von Plänen, Formularen, Zusatzformularen, x Nachweisen und Gesuchen. Zahl für Zahl, Buchstabe für Buchstabe. Ich habe Erbarmen. Splanchnizomai.
    Wenn ich die BeamtenInnen sehe, jammert es mich, denn sie sind geängstigt ob der Flut von Papierkram, den wir, vom Gesetzgeber aufgenötigt, nach aufwändiger Arbeit auf den Tisch legen müssen. Mit dem Energie- und CO2-Wahn wird die Flut zu einem Tsunami anwachsen. Da nützen die besten Absichten zur Verfahrenszeitverkürzung nichts. Das wird scheitern, trotz Personalaufstockung. Solange wir den grünroten Globalisten auf den Leim gehen, wird alles noch abartiger.

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
    Hanspeter Flueckiger, 15.04.2024, 15:20 Uhr

    Staatsangestellte haben noch immer nicht verstanden, dass sie für die Bürgerinnen und Bürger Dienstleistungen zu erbringen. Dazu gehört, dass diese Dienstleitungs- und Servicequalität den höchsten Anforderungen genügen. Ansonsten sind sämtliche Dienstleistungen des Staates zu digitalisieren!

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Rolf Albisser
    Rolf Albisser, 15.04.2024, 11:28 Uhr

    Da können noch soviele Stellen geschaffen werden, verbessern wird sich nie etwas. Solange in den Köpfen der Beamten mehr Balance als work vorherrscht.

    👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon