So geht es auf dem Chamer Papieri-Areal weiter

Kesselhaus: Nun wird der markante Bau aufgebrezelt

Das Kesselhaus auf dem Papieri-Areal ist imposant. Auch ohne die beiden Kamine. (Bild: wia)

Die Entwicklung des Chamer Papieri-Areals schreitet voran. Als Nächstes soll das Kesselhaus umgebaut werden. Es handelt sich dabei um das wohl bedeutendste Gebäude auf dem Gelände. Auch wenn es vorübergehend ohne die beiden Kamine auskommt.

Wer sich in Cham befindet und wissen will, in welcher Richtung das Papieri-Areal liegt, muss nur den Kränen folgen. Das Gelände steckt seit geraumer Zeit in der Umbruchphase zwischen ehemaliger Industrie und moderner Wohn-, Gewerbe- und Freizeitnutzung. Einige Projekte sind abgeschlossen – seit einiger Zeit wohnen und arbeiten mancherorts auf dem Papieri-Areal bereits Menschen.

Das Herzstück des Areals, das sogenannte Kesselhaus, ist noch unangetastet. Das markante Gebäude wirkt etwas heruntergekommen, einige Scheiben der grossen Verglasungen sind kaputt. Eindruck macht das sechsstöckige Haus dennoch, auch nach dem temporären Rückbau der beiden markanten Kamine. Diese werden saniert, um letztlich wieder aufs Kesselhaus montiert zu werden.

Bau soll zum «Leuchtturm» werden

Es handelt sich um den wohl ästhetisch bedeutsamsten Bau auf dem gesamten Areal, weshalb die Cham Group beschloss, den Bau zu erhalten und zum «Leuchtturm» mit einer teils öffentlichen Nutzung werden zu lassen.

Das Erdgeschoss des Kesselhauses sowie dessen gesamter Ostteil soll gemäss dem aktuell aufliegenden Baugesuch der Gastronomie verschrieben werden. «In verschiedenen Konzepten, von Deli bis zu Spitzengastronomie im weiss gedeckten Restaurant, sollen unterschiedliche Anspruchsgruppen bedient werden», äussert sich die Eigentümerin und Bauherrin, die Cham Immobilien AG, im Vorbericht.

Derzeit sind einige der Fenster im alten Kesselhaus kaputt. (Bild: wia)

Ergänzt werde das Angebot durch eine Eventfläche, die beispielsweise für Geburtstage, Hochzeiten oder Firmenanlässe genutzt werden könne. Im Erdgeschoss des Westteils werde zudem eine Brauerei integriert. Wer den Gastrobetrieb sowie die Brauerei künftig übernehmen soll, ist bis dato noch nicht spruchreif.

In den Obergeschossen des Westteils werden Büroflächen geschaffen. «Durch ein Raum-in-Raum-Konzept entstehen in diesem grossen Raumvolumen interessante Mietflächen», glaubt die Bauherrschaft. Die kleinteiligen Büroflächen dürften etwa auch für Start-ups geeignet sein.

Im Innern des Kesselhauses soll unter anderem ein Restaurant entstehen. (Bild: studio blomen/ ARGE Boltshauser / Gmür Tammaro Architekten)

Richtungswechsel mitten im Projekt

Für die Ausarbeitung des Projekts wurden zunächst Buchner Bründler Architekten aus Basel engagiert. Dann wurde ein Betreiber fürs gastronomische Konzept ausgewählt und ein entsprechendes Raumkonzept vertieft. «Auf Basis dieser Betreiberwünsche, aber auch weil es Fragen zur Machbarkeit verschiedener planerischer Eingriffe und des statischen Konzepts gab, musste das Projekt in der Folge nochmals tiefgreifend überarbeitet werden», heisst es in den Bauunterlagen. Der Vertrag mit den Architekten wurde aufgelöst.

Daraufhin hat die Bauherrschaft Boltshauser Architekten aus Zürich mit der Weiterbearbeitung des Projekts beauftragt. In Cham sind das keine Unbekannten: Sie waren es bereits, die mit dem städtebaulichen Konzept des Papieri-Areals und der Umnutzung der Papiermaschinenhalle in Lofts und Ateliers betraut worden waren.

Das Projekt Kesselhaus wird jetzt von der Arbeitsgemeinschaft Boltshauser Gmür bearbeitet. Für die Innenarchitektur wurde das Büro Ushitamborriello beigezogen.

Die Denkmalpflege redet mit

Weil sich seit der Durchführung des Studienauftrags sowohl die Aufgabenstellung als auch das Bearbeitungsteam grundlegend verändert hatten, wurde das Projekt nochmals von einer unabhängigen Fachjury begutachtet. Anfangs Januar 2023 wurde das Projekt sowohl der Jury als auch der kantonalen Denkmalpflege vorgelegt und entsprechend gewürdigt.

«Die Grundidee des Projekts ist, das Element der eingestellten Metallkessel wieder aufzunehmen und mit eingestellten Objekten zu arbeiten. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist es ein guter Ansatz, an dieses historische System anzuknüpfen», heisst es im Bericht.

Das Kesselhaus auf dem Papieri-Areal. (Bild: wia)

Wichtig sei jedoch, dass der Einbau der beiden neuen «Kessel» keine grossen Auswirkungen auf die Statik des Hauses nach sich ziehe. Ebenso begrüsse die Denkmalpflege, dass historisch wichtige Elemente, wie etwa die grossen Hallen oder die Trichter der Kessel, erlebbar gemacht würden.

Es sei aber darauf zu achten, dass historische Fenster erhalten bleiben und neue Fenster sich auf den bisher geschlossenen Bereich beschränken würden. «Es ist […] nicht das Ziel der Denkmalpflege, den Industriebau symmetrisch zu bereinigen – die Imperfektion soll erhalten werden.» Ebenfalls fordert das Amt für Denkmalpflege, dass an den Fassaden weiterhin die alte Funktion ablesbar bliebe.

Für die Architekten ein aufregendes Projekt

Fabian Gmür, einer der verantwortlichen Architekten, erklärt auf Anfrage: «Für uns ist das in verschiedenerlei Hinsicht ein spezielles Projekt. Es handelt sich um einen wichtigen Baustein im gesamten Kontext des Areals, welcher identitätsstiftend wirkt.» Er weist auf das Logo der Papieri Cham hin, in dem nicht umsonst die beiden Kamine zu sehen sind.

So soll das Kesselhaus dereinst von innen aussehen. (Bild: studio blomen/ ARGE Boltshauser / Gmür Tammaro Architekten)

«Es ist für uns spannend, das Kesselhaus nicht nur in die Zukunft zu transformieren, sondern dieses auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aufgrund der grossen Hallen ist das Projekt für uns zudem räumlich interessant», so Gmür.

Unkompliziert sei das Unterfangen jedoch nicht. Gmür dazu: «Es handelt sich stets um ein Abwägen. Gemäss Denkmalpflege gilt es, möglichst viel der bestehenden Bausubstanz zu erhalten. Gleichzeitig muss das Gebäude für die Bauherrin, die Cham Immobilien AG, rentabel sein.» Dies, während die Räume zu einem Teil für die Bevölkerung erlebbar gemacht werden.

2026 sollen die Gebäude fertiggestellt werden

Nicht nur das Kesselhaus, auch das Trafogebäude sowie die ehemalige Durolux-Fabrikhalle sollen demnächst umgebaut werden. Letzteres eigne sich als Office- oder Gewerbestandort «mit eigenständigem Charakter». Die drei Projekte umfassen gemeinsam rund 8000 Quadratmeter anrechenbare Geschossfläche. Sie sollen bis 2026 erstellt werden.

Verwendete Quellen
  • Telefonischer Austausch mit Fabian Gmür
  • Einsicht ins Baugesuch
  • Augenschein vor Ort
  • Website von Boltshauser Architekten zum Projekt
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Mika
    Mika, 25.02.2024, 16:36 Uhr

    Zum Kesselhaus auf dem Papieri Areal. Denkmalschutz ist ja gut und recht, aber er wird oft stark übertrieben. Im Zuge von Wohnungsnot einen solch hässlichen Betonklotz mitten in einem sehr schön gestalteten Wohnquartier stehen zu lassen finde ich schon fast ein Verbrechen. Und ich würde jede Wette eingehen, der Betrieb dieses "Bunkers" wird niemals rentieren. Oder man muss derart viele Veranstaltungen organisieren., dass es über kurz oder lang zu Lärmproblemen mit den umliegenden Eigentums- und Mietwohnungen kommen wird. Ganz abgesehen von dem Mietwohnhochhaus, welches zwar in den unteren Etagen Mikroappartements behinhalten werden, welche kaum Aussicht brauchen. In den obersten Etagen jedoch entstehen recht teure Mietwohnungen die im Prinzip Seesicht "hätten". Aber eben nur im Prinzip, da die meisten dieser Wohnungen einen fetten, hässlichen Kamin vor dem Fenster haben werden der die Seesicht zunichte macht. Und ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand einen hohen Mietzins zu zahlen bereit ist wenn er statt der möglichen Seesicht eine "Heimatschutz-Kaminsicht" hat. Der Denkmalschutz hat zuviel Macht. Er sollte so zurückgebunden werden, dass er zwingend Projekte die er anordnet zur Hälfte mitfinanzieren müsste.

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  • Profilfoto von Sigi
    Sigi, 10.01.2024, 13:14 Uhr

    Sehr schönes Projekt. Bin gespannt.

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