Zimel: Neuer Wohnraum für rund 600 Personen

In Unterägeri wird ein neues Quartier aus dem Boden gestampft

Im Gebiet Zimel in Unterägeri entsteht ein Quartier für 600 bis 700 Einwohner. (Bild: zvg/Baugesuch)

Auf dem Gebiet Zimel in Unterägeri entsteht Wohnraum für 600 bis 700 Personen. Für die ganze Überbauung nimmt sich die Korporation 15 bis 20 Jahre Zeit. Das hat gute Gründe.

Unterägeri wächst: Derzeit liegt auf der Gemeinde ein Baugesuch für zwei Einfamilien- und fünf Mehrfamilienhäuser auf, welche demnächst gebaut werden sollen. Dies auf dem Korporationsland zwischen Sprung-, West- und Ahornstrasse.

Das Gesuch, das von einer privaten Bauherrschaft gestellt wird, ist Teil des Bebauungsplans Zimel. Dieser sieht ein neues Quartier mit insgesamt rund 36 Häusern vor. Insgesamt sollen darin dereinst 600 bis 700 Personen leben. Für die 9200-Seelen-Gemeinde ist das kein Klacks.

Das klingt zunächst nach Grossprojekt, nach einer einzigen riesigen, lauten Baustelle, und auch ein wenig nach Schablonenhäusern. Doch genau dies wollen die Grundeigentümerin, die Korporation Unterägeri und insbesondere die Gemeinde vermeiden. Die Flächen werden demnach bewusst in Etappen bebaut.

Korporation will keine Mega-Baustelle

Korporationsschreiber Thomas Hess sagt: «Es gibt verschiedene Gründe für dieses Vorgehen. Zum einen möchten wir keine riesige Baustelle, die hohe Lärmemissionen verursacht und auf einen ‹Chlapf› viele Mieter ins Quartier respektive in die Gemeinde bringt. Zum anderen kann durch die Etappierung das lokale Baugewerbe berücksichtigt werden.» Die oft kleinen Firmen könnten ein einzelnes Grossprojekt kaum bewältigen.

«Wir wollen keine Dorfmusik, in der alle die gleiche Uniform tragen.»

Korporationsschreiber Thomas Hess zum Farbkonzept im Gebiet Zimel

Die Korporation vergibt die Grundstücke im Baurecht an verschiedene Bauherrschaften. Damit werde sichergestellt, dass die Siedlung nicht allzu einheitlich werde. «Wir wollen keine Dorfmusik, in der alle die gleiche Uniform tragen. Wir möchten eher eine ‹Guggenmusig›, wenn auch eine nicht ganz so wilde.» Entsprechend hat die Korporation eine Farbpalette vorgegeben, an die sich die Bauherren halten sollen.

Beim Baugesuch, das aktuell aufliegt, werden demnach etwa bei den Mehrfamilienhäusern Backstein-, bei den Einfamilienhäusern Terracotta-Fassaden vorgeschlagen.

Situationsplan der sieben Gebäude, die in einer nächsten Etappe im Zimel entstehen sollen. (Bild: zvg Baugesuch)

Die Korporation plant selber einen reinen Holzbau

In der letzten Etappe, welche von der Korporation selbst überbaut werden soll, sei gar ein Vollholzbau geplant. «Vom Treppenhaus bis zum Liftschacht wird dort alles aus Holz gebaut. Wir finden, dass das Material durchaus auf Augenhöhe steht mit anderen Baustoffen. Ausserdem hat man mit Holz unheimliche Freiheiten, etwa auch bei der Sanierung», sagt Hess. Noch dauert es jedoch einige Jahre, bis dieses Projekt umgesetzt werden kann.

«Die Löhne steigen ja nicht simultan mit den Bodenpreisen.»

Korporationsschreiber Thomas Hess

Der Bebauungsplan Zimel, dem die Bevölkerung im November 2018 deutlich zustimmte, habe gewisse Vorteile, verrät Hess. Nicht zuletzt deshalb, weil damit sichergestellt werden konnte, dass das Quartier im Voraus gut organisiert werde respektive der Boden sinnvoll ausgenutzt werde. «Mit dem Thema Verdichtung hatte man sich hier vorher kaum auseinandergesetzt.»

Auch sei die Frage der Erschliessung von Anfang an festgelegt worden. «Die Anzahl der Parkplätze ist beschränkt. Damit sollen die Leute animiert werden, aufs Auto zu verzichten.»

Wohnraum soll auch für Einheimische erschwinglich sein

Der Korporation Unterägeri sei es ein wichtiges Anliegen, dass die Häuser respektive Wohnungen auch für Einheimische erschwinglich bleiben. «Es ist nicht zwingend, dass wir die maximale Rendite erzielen, nur weil die Bodenpreise hoch sind. Die Löhne steigen ja nicht simultan mit den Bodenpreisen», sagt Hess.

Zwar könnten die Bauherren grundsätzlich entscheiden, wie viel sie für ihre Wohnungen verlangen möchten, «doch machen wir als Korporation die Baurechtsverträge. Entsprechend haben wir gewisse Auflagen festgelegt.» Demnach ist es für die Bauherrschaften verpflichtend, dass sie sich der Fernheizung der Korporation anschliessen.

Zuerst gab’s Widerstand

Anfänglich waren nicht alle Unterägerer einverstanden mit dem Bauprojekt im Zimel. 2016 formierte sich das Bürgerkomitee «Bebauungsplan Zimel vors Volk». Die Mitglieder fürchteten sich davor, dass die Gemeinde durch das Projekt in kurzer Zeit zu stark wachsen würde und zur «seelenlosen Agglomerations-Gemeinde» verkomme. Das Komitee sammelte über 450 Unterschriften und sorgte dafür, dass die Stimmberechtigten an der Urne über das Anliegen abstimmten (zentralplus berichtete).

Ebenfalls regiert die Korporation über die Dachflächen. Der Strom, der aus den dortigen Photovoltaik-Anlagen entsteht, wird deshalb vom Grundeigentümer bereitgestellt. «Das hat den Vorteil, dass wir die Strompreise selber bestimmen können.»

Gemäss dem aktuell aufgelegten Baugesuch soll die nächste Etappe der Überbauung im Januar 2024 erfolgen und im Frühjahr 2025 abgeschlossen sein. Der gesamte Bebauungsplan Zimel soll in den kommenden 10 bis 15 Jahren realisiert werden.

Verwendete Quellen
  • Einsicht ins aktuelle Baugesuch
  • Telefongespräch mit Thomas Hess
  • Berichterstattung «Zuger Zeitung» zur Urnenabstimmung
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Hans
    Hans, 08.07.2023, 06:29 Uhr

    Auch schon daran gedacht, dass 600 mehr Einwohner auch mehr Infrastruktur benötigen? Mit nur Häuser bauen ist es nicht getan. Aber eben Hauptsache teure Wohnungen an irgendwelche Steuerflüchtlinge verkaufen, weiter denkt man nicht. Schlimm

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon